Er spricht über die organisierte Kriminalität, über die Mafia. Er beschreibt sie als Krake, die ganz Süditalien im Griff hat. Er nennt Namen, Orte, Zusammenhänge. Und er macht sich über sie lustig. Er macht sie lächerlich, die Bosse, vor denen man sich doch zu fürchten habe, und die es gar nicht mögen, wenn über sie gelacht wird. Deshalb sind bei jeder Aufführung immer zwei Polizisten im Theater und das Publikum wird vor den Vorstellungen nach Waffen durchsucht.
Der Schauspieler Giulio Cavalli gründete 2001 in der norditalienischen Kleinstadt Lodi die "Bottega dei Mestieri Teatrali": eine Theaterschule für Jung und Alt. Cavalli bietet kritisches Theater, das sich an aktuellen Themen ausrichtet: Korruption, Politik, internationale Krisen und eben auch die Mafia.
"An einem bestimmten Punkt meines Lebens kam mir ein fürchterlicher Verdacht. Ich fragte mich, ob das, was wir 'die Mafia' und 'der Staat' nennen, nicht vielleicht doch hier und dort ein und dasselbe ist. Ich begann, mich mit dem Thema Mafia zu beschäftigen, und fühlte meinen Verdacht bestätigt. Das Theater kann helfen, solche Zusammenhänge besser zu verstehen."
Cavallis Stücke sind fast ausschließlich Monologe, die er mit einer roten Clownnase und Musik vorträgt. Das Todernste der Mafia wird auf diese Weise nicht etwa verharmlost, sondern seiner Bedeutungsschwere und legendär gewordenen Unnahbarkeit enthoben. Cavalli spricht in seinen Stücken von korrupten und kriminellen Menschen, nicht von dunklen unfassbaren Mächten. Der Schauspieler will mit den Mitteln des Theaters die organisierte Kriminalität entmystifizieren:
"Ich habe diese Herausforderung angenommen, weil ich mit meinen Stücken demonstrieren will, dass nicht Teufel und Dämonen am Werk sind, sondern Menschen, die Strukturen geschaffen haben, die immer einflussreicher werden, die man aber analysieren und, wenn man nur wirklich will, auch ausschalten kann. Das Problem ist nur, dass unsere Politiker nicht wirklich daran interessiert sind, sich mit diesem Feind auseinanderzusetzen. Meine Arbeit besteht also darin, die Menschen zu sensibilisieren."
In seinem Theatermonolog "Do ut des" thematisiert Giulio Cavalli auch die Figur Toto Riinas, des vor einigen Jahren verhafteten Bosses der Bosse, der zum Mythos aller Mafiaanhänger Süditaliens geworden ist. Die Polizei vermutet, dass vor allem das Auf-den-Arm-nehmen Riinas, des Immer-noch-Säulenheiligen der Mafia, dem Schauspieler zum Verhängnis geworden ist. Zunächst schickten Unbekannte einen Sarg mit Cavallis Namen an seine Adresse. Seine Wohnung wurde verwüstet und er erhielt einen Briefumschlag mit einer Pistolenkugel. Zeichen, eindeutige Zeichen - sodass sich die Polizei entschied, Giulio Cavalli rund um die Uhr unter Polizeischutz zu stellen - wie Cavallis Freund, den investigativen Journalisten Roberto Saviano, der mit seinem Mafia-Aufklärungs-Buch "Gomorrha" auch in Deutschland bekannt ist.
Auch wenn die Anti-Mafia-Polizei ihm von Auftritten in Theatern dringend abrät, organisiert Cavalli auch weiterhin Tourneen; immer unter Polizeischutz und vor ständig ausverkauften Häusern.
Seit Kurzem macht er auch bei "Radio Mafiopoli" mit, einem sizilianischen Bürgersender, der politisch-mafiöse Zusammenhänge beim Namen nennt. In diesem Sender spricht Cavalli immer wieder über ein Fantasieland, in dem die Bosse regieren, die Politiker gehorchen und die Bürger die Opfer sind. Cavalli übertreibt, spitzt zu, imitiert die Stimmen von Bossen, ahmt ihren sizilianischen Dialekt nach: ein kabarettistischer Stil, der an sein großes Vorbild Dario Fo erinnert.
Ob er Angst vor dem Tod durch Kugeln der Mafia habe? Sicherlich, antwortet Giulio Cavalli, aber noch mehr Angst habe er davor, in den Spiegel zu schauen und sich sagen zu müssen, dass er feige sei.
Der Schauspieler Giulio Cavalli gründete 2001 in der norditalienischen Kleinstadt Lodi die "Bottega dei Mestieri Teatrali": eine Theaterschule für Jung und Alt. Cavalli bietet kritisches Theater, das sich an aktuellen Themen ausrichtet: Korruption, Politik, internationale Krisen und eben auch die Mafia.
"An einem bestimmten Punkt meines Lebens kam mir ein fürchterlicher Verdacht. Ich fragte mich, ob das, was wir 'die Mafia' und 'der Staat' nennen, nicht vielleicht doch hier und dort ein und dasselbe ist. Ich begann, mich mit dem Thema Mafia zu beschäftigen, und fühlte meinen Verdacht bestätigt. Das Theater kann helfen, solche Zusammenhänge besser zu verstehen."
Cavallis Stücke sind fast ausschließlich Monologe, die er mit einer roten Clownnase und Musik vorträgt. Das Todernste der Mafia wird auf diese Weise nicht etwa verharmlost, sondern seiner Bedeutungsschwere und legendär gewordenen Unnahbarkeit enthoben. Cavalli spricht in seinen Stücken von korrupten und kriminellen Menschen, nicht von dunklen unfassbaren Mächten. Der Schauspieler will mit den Mitteln des Theaters die organisierte Kriminalität entmystifizieren:
"Ich habe diese Herausforderung angenommen, weil ich mit meinen Stücken demonstrieren will, dass nicht Teufel und Dämonen am Werk sind, sondern Menschen, die Strukturen geschaffen haben, die immer einflussreicher werden, die man aber analysieren und, wenn man nur wirklich will, auch ausschalten kann. Das Problem ist nur, dass unsere Politiker nicht wirklich daran interessiert sind, sich mit diesem Feind auseinanderzusetzen. Meine Arbeit besteht also darin, die Menschen zu sensibilisieren."
In seinem Theatermonolog "Do ut des" thematisiert Giulio Cavalli auch die Figur Toto Riinas, des vor einigen Jahren verhafteten Bosses der Bosse, der zum Mythos aller Mafiaanhänger Süditaliens geworden ist. Die Polizei vermutet, dass vor allem das Auf-den-Arm-nehmen Riinas, des Immer-noch-Säulenheiligen der Mafia, dem Schauspieler zum Verhängnis geworden ist. Zunächst schickten Unbekannte einen Sarg mit Cavallis Namen an seine Adresse. Seine Wohnung wurde verwüstet und er erhielt einen Briefumschlag mit einer Pistolenkugel. Zeichen, eindeutige Zeichen - sodass sich die Polizei entschied, Giulio Cavalli rund um die Uhr unter Polizeischutz zu stellen - wie Cavallis Freund, den investigativen Journalisten Roberto Saviano, der mit seinem Mafia-Aufklärungs-Buch "Gomorrha" auch in Deutschland bekannt ist.
Auch wenn die Anti-Mafia-Polizei ihm von Auftritten in Theatern dringend abrät, organisiert Cavalli auch weiterhin Tourneen; immer unter Polizeischutz und vor ständig ausverkauften Häusern.
Seit Kurzem macht er auch bei "Radio Mafiopoli" mit, einem sizilianischen Bürgersender, der politisch-mafiöse Zusammenhänge beim Namen nennt. In diesem Sender spricht Cavalli immer wieder über ein Fantasieland, in dem die Bosse regieren, die Politiker gehorchen und die Bürger die Opfer sind. Cavalli übertreibt, spitzt zu, imitiert die Stimmen von Bossen, ahmt ihren sizilianischen Dialekt nach: ein kabarettistischer Stil, der an sein großes Vorbild Dario Fo erinnert.
Ob er Angst vor dem Tod durch Kugeln der Mafia habe? Sicherlich, antwortet Giulio Cavalli, aber noch mehr Angst habe er davor, in den Spiegel zu schauen und sich sagen zu müssen, dass er feige sei.