Eine Satire, eine Opernsatire – sogar mit anarchistischer Tendenz. Der eher unpolitische Komponist ließ sich Zeit damit, bis wirklich nichts mehr ging, und alles nur noch hoffte auf das Ende.
1908 kurz vor seinem Tod komponierte Nikolai Rimski-Korsakow den "Goldenen Hahn": Ein Astrologe schenkt dem verschnarchten Gut-Zaren Dodon einen vergoldeten Hahn. Der kräht immer dann, wenn seinem Reich Gefahr droht. Und der Hahn hat viel zu krähen.
Aufgescheucht wird der Zar, als man ihm meldet, seine beiden Söhne seien tot. Die haben sich freilich gegenseitig umgebracht im Kampf um eine schöne junge Frau. Die wickelt nun ihrerseits den Zaren um den Finger. Und am Ende holt den sich der Hahn.
Die bange Frage des Volks, ob es ohne Zaren wird überleben können, beantwortet die Königin auf ihre Art.
Die Zeitgeschichte um 1905, als die landesweiten Erhebungen das Zarentum in den Grundfesten erschütterten und die Zarin sich in die Arme des Geistheilers Rasputin flüchtete, ist in Andreas Homokis Neuinszenierung an der Berliner Komischen Oper weitgehend getilgt.
Von Hartmut Meyer hat Homoki sich die Bühne als vergoldetes Kuppeldach eher zubauen lassen mit einem drehbaren Rohransatz wie ein Lufttauscher oder ein U-Boot-Fernrohr. Durch dieses kommen die Mannen anfangs in langen Nachthemden mit Ami-Army-Jacken und –Helmen gestolpert. Der Zar selbst in Pantoffeln.
Im zweiten Akt, wenn Dodon sich auf die Suche nach den Söhnen begibt und dabei auf die schöne Königin vor ihrem vom Himmel herab schwebenden Zelt trifft, zieht er los mit Texas-Hut. Und die Liebesdienerinnen der Königin ziehen seine Soldaten in diesen Liebesschlund, aus dem sie später, offensichtlich stark mitgenommen, wieder herauspurzeln.
Der Zar selbst bekommt von der Königin, die vielerlei Gestalten annimmt von der Haremsdame bis zum Animier-Girlie und schließlich als Cleopatra-Zarin reüssiert, ein Hawaii-Blumendress mit Lendenschurz verpasst. Und im Epilog, wenn der Astrologe, alle Figuren außer ihm und der Zarin für frei erfunden deklariert, entpuppt sie sich als die Krankenschwester, die dem Astrologen am Tropf den Saft abdreht.
Einen satirischen Polit-Comic, der alle Regime karikiert, die sich nicht selbst reformieren können, will Homoki hier zeigen. Aber die Figuren agieren etwas schematisch. Die Führung des Chors wirkt nach einem wiederkehrenden Rein-Raus-Muster. Und zumal beim Gefolge der Königin merkt man doch schmerzlich, dass Opernhäuser auf ihre Ballette heute glauben verzichten zu können. Die tänzerische Leichtigkeit, die eine solche Aufführung bräuchte, erreicht sie nie.
Michail Jurowski am Pult tut mit dem Orchester der Komischen Oper sein Möglichstes, die zwischen seidenweicher Sheherazade-Farbigkeit und kindhafter Melodik für den Zaren changierende Musik Rimskis impulsiv und leicht zugleich über die Rampe zu bringen. Ein spielfreudiger Zar ist Carsten Sabrowski, Diane Pilcher in Rotkreuzjacke seine handfeste Nothelferin. Den Sicherheitsoffizier in Ché-Guevara-Look gibt fuchtelig James Creswell.
Als Königin der Herzen darf Valentina Farcaş brillieren. Für den Astrologen hat man Jochen Kowalski auf die Bühne geholt, der mit seinem darstellerischen Können die Fäden zieht.
Es gab am Ende viel Beifall für die Sänger. Fürs Inszenierungsteam aber reichlich Buhs. Zu viel zu Widerstreitiges wollte Homoki hier ineinander schichten. Es fügt sich nicht zum Ganzen. Und von der neuen, pointierten Übersetzung versteht man auch nur Partielles. Dabei entstammt die Vorlage der Oper einem Poem von Puschkin. Und der war Meister schillernder sprachlicher Vieldeutigkeit.
1908 kurz vor seinem Tod komponierte Nikolai Rimski-Korsakow den "Goldenen Hahn": Ein Astrologe schenkt dem verschnarchten Gut-Zaren Dodon einen vergoldeten Hahn. Der kräht immer dann, wenn seinem Reich Gefahr droht. Und der Hahn hat viel zu krähen.
Aufgescheucht wird der Zar, als man ihm meldet, seine beiden Söhne seien tot. Die haben sich freilich gegenseitig umgebracht im Kampf um eine schöne junge Frau. Die wickelt nun ihrerseits den Zaren um den Finger. Und am Ende holt den sich der Hahn.
Die bange Frage des Volks, ob es ohne Zaren wird überleben können, beantwortet die Königin auf ihre Art.
Die Zeitgeschichte um 1905, als die landesweiten Erhebungen das Zarentum in den Grundfesten erschütterten und die Zarin sich in die Arme des Geistheilers Rasputin flüchtete, ist in Andreas Homokis Neuinszenierung an der Berliner Komischen Oper weitgehend getilgt.
Von Hartmut Meyer hat Homoki sich die Bühne als vergoldetes Kuppeldach eher zubauen lassen mit einem drehbaren Rohransatz wie ein Lufttauscher oder ein U-Boot-Fernrohr. Durch dieses kommen die Mannen anfangs in langen Nachthemden mit Ami-Army-Jacken und –Helmen gestolpert. Der Zar selbst in Pantoffeln.
Im zweiten Akt, wenn Dodon sich auf die Suche nach den Söhnen begibt und dabei auf die schöne Königin vor ihrem vom Himmel herab schwebenden Zelt trifft, zieht er los mit Texas-Hut. Und die Liebesdienerinnen der Königin ziehen seine Soldaten in diesen Liebesschlund, aus dem sie später, offensichtlich stark mitgenommen, wieder herauspurzeln.
Der Zar selbst bekommt von der Königin, die vielerlei Gestalten annimmt von der Haremsdame bis zum Animier-Girlie und schließlich als Cleopatra-Zarin reüssiert, ein Hawaii-Blumendress mit Lendenschurz verpasst. Und im Epilog, wenn der Astrologe, alle Figuren außer ihm und der Zarin für frei erfunden deklariert, entpuppt sie sich als die Krankenschwester, die dem Astrologen am Tropf den Saft abdreht.
Einen satirischen Polit-Comic, der alle Regime karikiert, die sich nicht selbst reformieren können, will Homoki hier zeigen. Aber die Figuren agieren etwas schematisch. Die Führung des Chors wirkt nach einem wiederkehrenden Rein-Raus-Muster. Und zumal beim Gefolge der Königin merkt man doch schmerzlich, dass Opernhäuser auf ihre Ballette heute glauben verzichten zu können. Die tänzerische Leichtigkeit, die eine solche Aufführung bräuchte, erreicht sie nie.
Michail Jurowski am Pult tut mit dem Orchester der Komischen Oper sein Möglichstes, die zwischen seidenweicher Sheherazade-Farbigkeit und kindhafter Melodik für den Zaren changierende Musik Rimskis impulsiv und leicht zugleich über die Rampe zu bringen. Ein spielfreudiger Zar ist Carsten Sabrowski, Diane Pilcher in Rotkreuzjacke seine handfeste Nothelferin. Den Sicherheitsoffizier in Ché-Guevara-Look gibt fuchtelig James Creswell.
Als Königin der Herzen darf Valentina Farcaş brillieren. Für den Astrologen hat man Jochen Kowalski auf die Bühne geholt, der mit seinem darstellerischen Können die Fäden zieht.
Es gab am Ende viel Beifall für die Sänger. Fürs Inszenierungsteam aber reichlich Buhs. Zu viel zu Widerstreitiges wollte Homoki hier ineinander schichten. Es fügt sich nicht zum Ganzen. Und von der neuen, pointierten Übersetzung versteht man auch nur Partielles. Dabei entstammt die Vorlage der Oper einem Poem von Puschkin. Und der war Meister schillernder sprachlicher Vieldeutigkeit.