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Sauber am Himmel

Dem Luftverkehr wird großer Einfluss auf den Klimawandel beigemessen. Doch neue Techniken könnten Flugzeuge deutlich umweltverträglicher machen.

Von Philip Banse |
    Der Flugverkehr über Europa wird sich in den nächsten 20 Jahren verdreifachen, schätzt die Europäische Kommission. Um dieses Wachstum zu bewältigen, wollen EU und Industrie Milliarden in neue Technik investieren. Davon könnte auch die Umwelt profitieren.

    Zwei Wege wolle die EU gehen, um die CO2-Belasung durch den Flugverkehr zu senken, sagt Thilo Schmidt, Generaldirektor für Zivilluftfahrt bei der EU-Kommission. Das Programm "Sauberer Himmel" solle Flugzeugtechnik umweltverträglicher machen, das Programm "Ein Europäischer Himmel" werde den Flugverkehr effizienter machen

    Für das Programm "Sauberer Himmel" wollen EU und Industrie 1,6 Milliarden Euro ausgeben. Ziel ist es, neue, ressourcenschonende Flugtechnik zu entwickeln. Liam Breslin vom Forschungsdirektorat der EU-Kommission geht davon aus, dass etwa Prototypen für sparsame Düsentriebwerke entwickelt werden.

    Es geht aber auch um neue Klimaanlagen und umweltfreundliche Materialien im Innern eines solch grünen Flugzeugs, sagt Liam Breslin. Große Hoffnungen setzt er vor allem in "Smart Wings", intelligente Flügel. Airbus forscht an Flügeln, die sich während des Fluges verformen können, um Sprit zu sparen. Das ist ein sehr radikaler Ansatz, sagt der EU-Beamte, aber die neuartigen Tragflächen könnten schon bald im Airbus A 320 getestet werden.

    Mit diesen Techniken könnte der Fluglärm reduziert werden. Außerdem würden Flugzeuge 20 bis 40 Prozent weniger Klimagase ausstoßen. Insgesamt könnten zwei bis drei Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Noch mehr Klimapotential sieht die EU-Kommission im organisatorischen Umbau des europäischen Luftraums. Auf dem Boden längst nicht mehr als ein Strich auf der Karte, sind sie in der Luft bis heute eine großes Hindernis: nationale Landesgrenzen. Jedes EU-Mitglied ist für seinen Luftraum zuständig, eifersüchtig wachen die Staaten darüber, dass niemand ihre Lufthoheit infrage stellt. Die Folge: Es gibt kaum direkte Flugrouten, Flugzeuge fliegen riesige Umwege, verbrauchen unnötig Sprit, sagt Axel Raab von der Deutschen Flugsicherung:

    "Insbesondere auf dem Flug nach Mallorca. Dort haben wir, wenn der Flug durch Frankreich führt, große militärische Sperrgebiete, und diese müssen alle umflogen werden. Wenn wir aber einen gemeinsamen großen Luftraum haben, dann können wir versuchen, den so zu stricken, sage ich jetzt mal, dass möglichst überall Direktrouten möglich sind."

    Eine solche Optimierung des europäischen Luftraums scheiterte bisher jedoch an den nationalen Eitelkeiten und rechtlichen Eigenheiten der EU-Staaten. Lediglich Deutschland, Frankreich, die Benelux-Länder und die Schweiz sind mit der Planung eines gemeinsamen Luftraums etwas vorangekommen.

    Das ist auch unter ökologischen Gesichtspunkten dringend notwendig, sagt Daniel Calleja, Direktor der Abteilung Lufttransport bei der EU-Kommission. Der CO2-Ausstoß würde zwar auch mit direkten Flugrouten weiter zunehmen, weil einfach immer mehr Menschen fliegen. Mit direkten Routen könnten jedoch jedes Jahr bis zu 4,8 Millionen Tonnen Co2 eingespart werden.

    Die Vereinheitlichung des europäischen Luftraums sei sinnvoll, sagt auch Werner Reh vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland:

    "Wir denken zwar, dass die Luftfahrtseite die Effekte überzeichnet, aber dass man zwischen sechs und sieben Prozent da in der Tat sparen kann an Emissionen. Und das würde dem Klima natürlich helfen. Es würde das Wachstum von einem Jahr, was wir normalerweise haben, in der Tat wegsparen. Und wenn so eine Maßnahme machbar ist, sind wir auch dafür, dass man die auf jeden Fall angeht."