Archiv


Sauber und smart, aber ohne Prestige

Alljährlich präsentiert der Verkehrsclub Deutschland die umweltfreundlichsten Autos, die hierzulande auf dem Markt sind. Von 10000 verkauften Autos waren im letzten Jahr gerademal acht Elektro- oder Hybridfahrzeuge. Daher fordert der VCD bei der Autoentwicklung mehr Effizienz.

Von Verena Kemna |
    Ganz oben auf der Liste der umweltfreundlichsten Fahrzeuge stehen Hybrid-Fahrzeuge aus dem Toyota-Konzern. Die Autos des japanischen Fahrzeugherstellers besetzen die ersten drei Plätze der Top Ten. Spitzenwerte bei CO2-Ausstoß, Spritverbrauch und Lärmbelastung erreicht der Lexus CT 200. Alle Hybrid-Fahrzeuge, die in der VCD-Umweltliste erfolgreich abschneiden, müssen nicht an der Steckdose aufgeladen werden. Diese Autos können Strom produzieren und speichern. Ein großer Vorteil, erklärt Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V.:

    "Der Elektromotor unterstützt den Verbrennungsmotor wenn der viel Leistung braucht, aber der Elektromotor setzt das Auto auch in Bewegung. Das ist sehr energieintensiv und wenn man auf Bordcomputer schaut, die sehr genau sind, dann hat man beim Anfahren durchaus mal Verbräuche von 40, 50, 60 Litern, so viel Energie kostet das in dem Moment. Da ist der Elektroantrieb halt viel günstiger."

    Alle Fahrzeuge der Top Ten-Liste emittieren weniger als 90 Gramm CO2 pro Kilometer, das entspricht einem Verbrauch von nicht einmal vier Liter Benzin beziehungsweise etwas über 3 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Somit unterschreiten diese Autos bereits jetzt den Grenzwert von 95 Gramm, der EU weit als Ziel für 2020 gelten soll. Der VCD fordert mehr Effizienz.

    "Inzwischen sind wir bei 150 Gramm im europäischen Durchschnitt angelangt. Wir haben lange geschlafen, die Politik hat geschlafen, die Autoindustrie hat geschlafen. Wir müssen jetzt viel nachholen und deshalb müssen es in den folgenden Jahren deutliche Minderungsraten sein. Da muss die Politik für sorgen, die Autoindustrie tut es von sich aus nicht."

    Unter den zehn Spitzenplätzen der VCD Liste ist mit dem Volkswagen Polo Blue Motion nur ein einziges deutsches Modell vertreten. Kein Manko aus Sicht des VDA, der als Verband der Automobilindustrie die Interessen deutscher Fahrzeugbauer vertritt. Dort verweist man darauf, dass die CO 2 Werte der im Juli verkauften deutschen Autos im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent gesunken seien. Mit einem durchschnittlichen Spritverbrauch von nicht einmal 6 Liter auf 100 Kilometer lägen die deutschen Hersteller im internationalen Vergleich an der Spitze. Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub Deutschland dagegen fordert ein Umdenken bei der deutschen Automobilindustrie.

    "Wir müssen unbedingt dafür sorgen, dass Autos energieeffizienter werden. Das gilt für alle Antriebe, egal, ob Benziner, Diesel, auch Elektrofahrzeuge müssen beweisen, dass sie energieeffizient sind. Wir müssen zu anderen Fahrzeugen kommen. Wir müssen weg von der Rennreiselimousine, die über 200 Kilometer schnell fahren kann, obwohl man das nie braucht. Wir brauchen kleinere, leichtere Fahrzeuge mit allen Antrieben."

    Nach Einschätzung des VDA werden die deutschen Hersteller in den nächsten Jahren mit Hybrid sowie mit Elektroautos auf den Markt kommen. Bisher, so klagt der an ökologischen Kriterien orientierte Verkehrsclub Deutschland, gebe es kaum derartige Modelle zu kaufen. Hohe Kosten, geringe Reichweite, nicht ausreichend erprobt, diese Kriterien sprechen nach Ansicht des VCD derzeit gegen Elektroautos, vor allem, wenn sie privat genutzt werden, erklärt Gerd Lottsiepen.

    "Deshalb empfielt der VCD, dass diese Fahrzeuge getestet werden, aber in Flotten und dass man dann auch weiter entwickelt. Dann kann man sehen, ob dieses Modell Elektroauto, batterieelektrisches Auto taugt, oder ob wir zu Plug-in-Hybriden kommen, die mit Verbrennungsmotor arbeiten aber auch von aussen Strom bekommen. Da muss man in nächster Zeit viel ausprobieren und das sollte man in Flotten tun und nicht über den Privatkunden machen."