Athen im Berufsverkehr. Autokolonnen schieben sich durch zu enge Straßen. Für etwa eine halbe Million Fahrzeuge wurde das Straßennetz angelegt - fast fünfmal so viele Autos sind heute unterwegs. Und so kann es manchem Fahrer schon passieren, dass er leger von einem Fußgänger überholt wird. Oder von einem Radfahrer. Von Antonis Sifakis etwa, der jeden Morgen in Anzug und Krawatte zu seinem Anwaltsbüro im Athener Stadtzentrum radelt. Ein Kamikaze-Unterfangen? Nicht unbedingt, meint der Enddreißiger:
"Ich fahre vor allem während der Hauptverkehrszeiten. Das hat den Vorteil, dass der Verkehr sehr dicht ist und die Autos entsprechend langsam fahren. Für uns Radler ist das von Vorteil. Auf den großen Straßen gibt es außerdem Busspuren, die wir nutzen. Wenn man da etwas schneller ist als der Bus, fährt man ungestört. Bevor ich mich aber in den Straßenverkehr gewagt habe, muss ich sagen, habe ich erst mal eine Weile lang auf dem Unicampus trainiert. Und das rate ich auch jedem anderen."
Vor einigen Jahren noch wäre der Anblick eines Radlers in der Vier-Millionen-Stadt Athen völlig unvorstellbar gewesen, inzwischen gehören die Radler zum Stadtbild - auf rund 7000 schätzen sie selbst ihre Zahl. Ihre Präsenz ist auch ein politisches Bekenntnis: für eine Stadt mit mehr Lebensqualität.
Alle zwei Wochen treffen sich die Athener Radler - im zugigen Flur einer Hochschule. Mit Schriftführer und Redeliste geht es dann um die Vorbereitung von Fahrraddemos und um die Durchsetzung ihrer Anliegen. Und das sind, wie Kostas Doukas erklärt, nicht wenige:
"Wir fordern vor allem eine Infrastruktur für die Radfahrer. Also Radwege, Stellplätze, Fahrradampeln. Gut wäre es auch, wenn es eine offizielle Kampagne fürs Radfahren gäbe. Denn bisher sehen viele Griechen das Rad als ein Fortbewegungsmittel für Kinder oder Arme an - aber nicht für Leute, die etwas auf sich halten."
Wechselnde Regierungen - über die Athener Verkehrspolitik wird weitgehend auf Ministeriumsebene entschieden - haben zwar halbherzig Programme lanciert und teure Studien in Auftrag gegeben, etwa für den Entwurf eines Radwegenetzes in Athen. Doch auf die Umsetzung warten die Radler seit Jahren. Kürzlich hat das griechische Verkehrsministerium wieder einmal den Bau von zwei Radwegen in Athen angekündigt. Besser das als gar nichts, sagen die Radler, vermissen aber den Willen zum grundsätzlichen Umdenken in der Verkehrspolitik. Bezeichnend dafür sei auch, dass es in Athen verboten ist, das Fahrrad in der Metro mitzunehmen, meint der Rechtsanwalt Antonis Sifakis. Gemeinsam mit einigen radfahrenden Kollegen hat er dagegen Klage eingereicht:
"Es ist ganz klar eine Frage des politischen Willens. Und der fehlt. Auf jedes unserer Argumente bringt die U-Bahn-Gesellschaft ein Gegenargument. Doch so kommen wir nicht weiter! Einmal hatten wir immerhin eine Testphase vereinbart. Aber die hat dann leider nie stattgefunden. Stattdessen hat der Athener Bürgermeister vor kurzem vorgeschlagen, Radwege in Parks einzurichten. Das ist genau die Krux! Die Politiker hier sehen das Radfahren immer noch als eine Freizeitbeschäftigung an - und nicht als Verkehrsmittel!"
Dabei gehen Verkehrsexperten davon aus, dass die für die Olympischen Spiele 2004 ausgebauten Athener Straßen in wenigen Jahren wieder dicht sein werden. Auch gegen die immense Feinstaubbelastung in der Stadt wird nichts getan. Nicht einmal eine öffentliche Diskussion ist in Gang, beklagt Lydia Hatzialexiou. Lydia Hatzialexiou hat in Freiburg studiert - und ist auch nach ihrer Rückkehr nach Athen beim Fahrrad geblieben:
"Früher oder später wird der Wandel kommen. Ganz einfach, weil die Umweltprobleme leider immer drängender werden. Der Klimawandel wird hier von der Politik gar nicht ernst genommen. Aber mittelfristig müssen wir Wege finden, zum Beispiel die Abgase zu vermindern. "
Provokant haben die Athener Radler vor einigen Monaten selbst Radwegs-Markierungen auf einigen Hauptverkehrsachsen der Stadt angebracht. Inzwischen sind sie fast verblichen - und so wird die wachsende Fahrradgemeinde am Wochenende wieder auf die Straße gehen und demonstrieren. Zumindest die Fußgänger werden dabei auf ihrer Seite sein, meint Antonis Sifakis, der Rechtsanwalt:
"Ich erinnere mich an einen Passanten am Rand einer Fahrrad-Demo. Ein älterer Herr, gesetzt, mit Krawatte und so fort. Er stand an der Straße, nickte, applaudierte und skandierte: "Es gibt noch Hoffnung - es gibt noch Hoffnung"."
"Ich fahre vor allem während der Hauptverkehrszeiten. Das hat den Vorteil, dass der Verkehr sehr dicht ist und die Autos entsprechend langsam fahren. Für uns Radler ist das von Vorteil. Auf den großen Straßen gibt es außerdem Busspuren, die wir nutzen. Wenn man da etwas schneller ist als der Bus, fährt man ungestört. Bevor ich mich aber in den Straßenverkehr gewagt habe, muss ich sagen, habe ich erst mal eine Weile lang auf dem Unicampus trainiert. Und das rate ich auch jedem anderen."
Vor einigen Jahren noch wäre der Anblick eines Radlers in der Vier-Millionen-Stadt Athen völlig unvorstellbar gewesen, inzwischen gehören die Radler zum Stadtbild - auf rund 7000 schätzen sie selbst ihre Zahl. Ihre Präsenz ist auch ein politisches Bekenntnis: für eine Stadt mit mehr Lebensqualität.
Alle zwei Wochen treffen sich die Athener Radler - im zugigen Flur einer Hochschule. Mit Schriftführer und Redeliste geht es dann um die Vorbereitung von Fahrraddemos und um die Durchsetzung ihrer Anliegen. Und das sind, wie Kostas Doukas erklärt, nicht wenige:
"Wir fordern vor allem eine Infrastruktur für die Radfahrer. Also Radwege, Stellplätze, Fahrradampeln. Gut wäre es auch, wenn es eine offizielle Kampagne fürs Radfahren gäbe. Denn bisher sehen viele Griechen das Rad als ein Fortbewegungsmittel für Kinder oder Arme an - aber nicht für Leute, die etwas auf sich halten."
Wechselnde Regierungen - über die Athener Verkehrspolitik wird weitgehend auf Ministeriumsebene entschieden - haben zwar halbherzig Programme lanciert und teure Studien in Auftrag gegeben, etwa für den Entwurf eines Radwegenetzes in Athen. Doch auf die Umsetzung warten die Radler seit Jahren. Kürzlich hat das griechische Verkehrsministerium wieder einmal den Bau von zwei Radwegen in Athen angekündigt. Besser das als gar nichts, sagen die Radler, vermissen aber den Willen zum grundsätzlichen Umdenken in der Verkehrspolitik. Bezeichnend dafür sei auch, dass es in Athen verboten ist, das Fahrrad in der Metro mitzunehmen, meint der Rechtsanwalt Antonis Sifakis. Gemeinsam mit einigen radfahrenden Kollegen hat er dagegen Klage eingereicht:
"Es ist ganz klar eine Frage des politischen Willens. Und der fehlt. Auf jedes unserer Argumente bringt die U-Bahn-Gesellschaft ein Gegenargument. Doch so kommen wir nicht weiter! Einmal hatten wir immerhin eine Testphase vereinbart. Aber die hat dann leider nie stattgefunden. Stattdessen hat der Athener Bürgermeister vor kurzem vorgeschlagen, Radwege in Parks einzurichten. Das ist genau die Krux! Die Politiker hier sehen das Radfahren immer noch als eine Freizeitbeschäftigung an - und nicht als Verkehrsmittel!"
Dabei gehen Verkehrsexperten davon aus, dass die für die Olympischen Spiele 2004 ausgebauten Athener Straßen in wenigen Jahren wieder dicht sein werden. Auch gegen die immense Feinstaubbelastung in der Stadt wird nichts getan. Nicht einmal eine öffentliche Diskussion ist in Gang, beklagt Lydia Hatzialexiou. Lydia Hatzialexiou hat in Freiburg studiert - und ist auch nach ihrer Rückkehr nach Athen beim Fahrrad geblieben:
"Früher oder später wird der Wandel kommen. Ganz einfach, weil die Umweltprobleme leider immer drängender werden. Der Klimawandel wird hier von der Politik gar nicht ernst genommen. Aber mittelfristig müssen wir Wege finden, zum Beispiel die Abgase zu vermindern. "
Provokant haben die Athener Radler vor einigen Monaten selbst Radwegs-Markierungen auf einigen Hauptverkehrsachsen der Stadt angebracht. Inzwischen sind sie fast verblichen - und so wird die wachsende Fahrradgemeinde am Wochenende wieder auf die Straße gehen und demonstrieren. Zumindest die Fußgänger werden dabei auf ihrer Seite sein, meint Antonis Sifakis, der Rechtsanwalt:
"Ich erinnere mich an einen Passanten am Rand einer Fahrrad-Demo. Ein älterer Herr, gesetzt, mit Krawatte und so fort. Er stand an der Straße, nickte, applaudierte und skandierte: "Es gibt noch Hoffnung - es gibt noch Hoffnung"."