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Sauberer Strom aus dem Kraftwerk Sonne

Technik . - Das Kernkraftwerk Sonne soll in Zukunft mehr dazu beitragen, dass wir auf der Erde auf Kernkraftwerke verzichten können. Denn Sonnenenergie kann sowohl Wärme als auch elektrischen Strom erzeugen. Der Forschungsverbund Sonnenenergie startete am Montag in Stuttgart eine Tagung begonnen, bei der allein solare Kraftwerke im Mittelpunkt des Interesses stehen.

    Von Cajo Kutzbach

    In Spanien wurde kürzlich der Bau von vier Solarkraftwerken beschlossen, von denen eines 60.000 Haushalte mit Strom von der Sonne versorgen soll. Dabei wird das Sonnenlicht mit Hilfe von rinnenförmigen Spiegeln so konzentriert, dass seine Wärme ausreicht, um - wie in einem normalen Kraftwerk auch - eine Turbine anzutreiben, die dann mittels eines Generators Strom erzeugt, so ähnlich, wie der Dynamo am Fahrrad. An dreien der Kraftwerke ist das Stuttgarter Institut für Technische Thermodynamik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt beteiligt, das mit 65 Mitarbeitern eine der wichtigsten Forschungseinrichtungen auf diesem Gebiet ist. Sein Leiter, Professor Hans Müller-Steinhagen ist zugleich der wissenschaftliche Leiter der Stuttgarter Tagung:

    In Spanien ist vor etwa acht Wochen ein neues Energieeinspeisegesetz beschlossen worden, mit dem auch Strom von Solarthermischen Kraftwerken mit rund 12 Cent pro Kilowattstunde subventioniert wird. Zu diesem Preis ist diese Technologie einsatzfähig, und zwar bei vollständigen Kosten für Bau, Stromerzeugung und Betriebskosten. Die Solarthermie wird in zehn Jahren zu Preisen im Bereich von fünf bis sieben Cent pro Kilowattstunde Strom erzeugen können und damit durchaus wettbewerbsfähig sein.

    Diese kommerziell betriebenen Kraftwerke sind im Prinzip nichts Neues. So was läuft in Kalifornien seit Jahren. Den Unterschied erklärt Hans Müller-Steinhagen so:

    Ich glaube der große Fortschritt ist der, dass wir jetzt diesen Punkt erreicht haben, wo die großtechnische Einführung einfach möglich geworden ist, dass es nicht mehr ein völliger Zuschussbetrieb wird, sondern dass man eine Zukunft sehen kann, in der sich so was auch rechnet.

    Die Wissenschaftler haben die letzten Jahre also nicht für Neuentwicklungen genutzt, sondern um den Aufwand ganz erheblich zu senken. Sowohl bei der Stromerzeugung aus Sonnenwärme, als auch bei der direkten Umwandlung in der Photovoltaik:

    Was die Solarthermie angeht, hat man vor vielleicht 15 Jahren noch Kosten gehabt von etwa 44 Cent pro Kilowattstunde, heute liegen sie schon bei zwölf bis 14 Cent und in rund 15 Jahren werden sie auf fünf bis sieben Cent pro Kilowattstunde sinken. Ähnliche Fortschritte sind auch in der Photovoltaik gemacht worden. Durch neue Herstellungsverfahren und kostengünstigere, dünnere Schichten und konzentrierende Photovoltaik wurden dort die Kosten um etwa 50 Prozent, wahrscheinlich sogar mehr als 70 Prozent gesenkt.

    Und damit werden dann auch neue Überlegungen interessant, etwa, dass man den Wasserstoff für Autos mit Brennstoffzellenantrieb mit Solarstrom erzeugten könnte oder Erdgas sozusagen mittels Solarstrom energiereicher macht:

    Das sind zwei meiner Meinung nach unterschiedliche Richtungen, die man verfolgen muss: Zum einen Brennstoff solar herstellen, oder Brennstoff solar veredeln und zum anderen dann über Leitungsnetze die Solarenergie oder den Solarstrom einspeisen in das Netz.

    Nicht nur aus Spanien, sondern auch Nordafrika, wo bereits zwei Länder Solarkraftwerke bauen wollen, um Strom fürs eigene Land, aber auch für den Export solar zu erzeugen. In der Wüste spielen die knapp zwei Quadratkilometer Fläche, die ein 50 Megawatt Solarkraftwerk braucht, keine Rolle und die Leitungsverluste erhöhen den Preis der Kilowattstunde nur um 2 Cent. Beklagt wurde vom Forschungsverbund Sonnenenergie, dass zwar UMTS-Gewinne in die Markteinführung von erneuerbaren Energien geflossen seien, doch dafür die Forschungsmittel aus dem Wirtschaftsministerium in den letzten drei Jahren um 45 Prozent sanken. Ohne eine Korrektur werde Deutschland seine führende Stellung in der Solarforschung nicht halten können, fürchten die Forscher.