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Saudi-Arabien
König Abdullah ist tot

Der König von Saudi-Arabien, Abdullah, ist tot. Nach Angaben des Herrscherhauses in Riad starb der Monarch am späten Abend im Alter von 90 Jahren. Seine Nachfolge tritt sein 79-jähriger Bruder, Kronprinz Salman, an. Abdullah war einer der wichtigsten Verbündeten der USA im Kampf gegen das Terrornetzwerk Al-Kaida.

23.01.2015
    Saudi-Arabiens König Abdullah ist gestorben, hier eine Archivaufnahme von 1998.
    Saudi-Arabiens König Abdullah ist gestorben, hier eine Archivaufnahme von 1998. (AFP / Rabih Moghrabi)
    Zur Todesursache wurden keine Angaben gemacht. Abdullah war nach staatlichen Angaben im Dezember mit einer Lungenentzündung ins Krankenhaus gekommen. Den Thron bestieg er 2005. De facto führte er das weltgrößte Erdöl-Export-Land aber schon seit 1995, nachdem sein Vorgänger, König Fahd, einen Schlaganfall erlitten hatte.
    US-Präsident Obama und der saudische König Abdullah bei einem Gespräch.
    Ein Treffen von US-Präsident Obama und Abdullah (afp / Saul Loeb)
    Unter Abdullah galt Saudi-Arabien als bedeutender Alliierter der USA in der Region, etwa im Kampf gegen die extremistische Terrorgruppe Al-Kaida. US-Präsident Barack Obama sagte, er sei überzeugt gewesen, dass die Beziehung zwischen den beiden Staaten wichtig für die Stabilität und Sicherheit im Nahen und Mittleren Osten und darüber hinaus sei. Obama würdigt heute Abdullah für seine "gewagten Schritte" beim Bemühen um Frieden.
    Abdullah sah Saudi-Arabien als wichtigsten Verfechter des sunnitischen Islam. Er unterstützte den Aufstand gegen Syriens Präsident Baschar al-Assad, der von der schiitischen Regionalmacht Iran gestützt wird. Saudi-Arabien schloss sich unter Abdullah der von den USA geführten internationalen Militärallianz gegen die Terrormiliz Islamischer Staat an.
    Die Auslegung des islamischen Rechts im Königreich blieb strikt konservativ. Aktuell sorgt eine drakonische Prügelstrafe gegen den Blogger Badawi international für Empörung. Dem Aktivisten wird vorgeworfen, in einem inzwischen geschlossenen Internetportal den Islam beleidigt zu haben.
    Im Königreich beliebt
    Treffen der islamischen Staatsoberhäupter: Organisation der Islamischen Konferenz
    Treffen der islamischen Staatsoberhäupter im Jahr 2012, links der nun gestorbene König Abdullah (picture alliance / dpa / Stringer)
    Abdullah bin Abdul Asis Al-Saud gehörte zu den beliebtesten Monarchen in der Geschichte des islamischen Königreichs. Seine Popularität dürfte dazu beigetragen haben, dass es während des Arabischen Frühlings 2011 in Saudi-Arabien nur wenige Protestaktionen gab. Die Revolutionen in den Nachbarländern lehnte Abdullah ab.
    Im Königreich galt Abdullah als beliebt, auch weil er vorsichtige Reformen anstieß, wie etwa eine gewisse Stärkung der Position von Frauen in dem ultrakonservativen Land. Grundsätzlich änderte sich aber nichts am politischen System Saudi-Arabiens. Wer dort zu laut mehr Rechte forderte, musste fürchten, ins Gefängnis zu kommen. Politische Parteien und öffentliche Demonstrationen sind verboten.
    In dem streng religiösen Königreich unternahm Abdullah in seinen letzten Lebensjahren einige Modernisierungsschritte. Er gründete gegen den Willen einflussreicher Islam-Gelehrter 2009 die König-Abdullah-Universität, in der Frauen und Männer gemeinsam studieren und forschen. 2013 ernannte er erstmals Frauen zu Mitgliedern des Schura-Rates, eine Art Parlament ohne Gesetzgebungskompetenz.
    Salman neuer Herrscher
    Der neue König Salman gehört seit Jahrzehnten zur engeren Herrscherriege. Als eine seiner ersten Amtshandlungen ernannte der 79-Jährige seinen Halbbruder Mukrin zum Kronprinzen und Erben. Formell muss dies noch genehmigt werden.
    Salman kündigte an, er werde am politischen Kurs seines verstorbenen Bruders festhalten. Seine Fernsehansprache nach seiner Ernennung nährte Zweifel an seinem Gesundheitszustand. Er sprach kurzatmig und war nur schwer zu verstehen. Seit langem gibt es Gerüchte, dass Salman an Demenz leidet.
    Auf ihn kommen eine Reihe schwieriger Aufgaben zu. So ist die Wirtschaft nach Auffassung von Experten langfristig viel zu abhängig von den Einnahmen aus dem Ölgeschäft.
    (sdö/jan/stfr)