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Schach-WM
"Carlsen ist nicht der Beste"

Der neue Weltmeister Magnus Carlsen gilt als "Mozart des Schachs", doch Robert von Weizsäcker, Ehrenpräsident des Deutschen Schachbundes, ist von Carlsens Spiel nicht begeistert.

Robert von Weizsäcker im Gespräch mit Philipp May | 24.11.2013
    Zwei Tage nach dem Triumph des erst 22-jährigen Norwegers Magnus Carlsen bei der Schach-WM in Indien hat der Ehrenpräsident des Deutschen Schachbundes im Deutschlandfunk Kritik an dem neuen Weltmeister geübt. "Ich kenne keine Weltmeisterschaft, die ich so enttäuschend fand, wie die, die gerade stattgefunden hat", sagte Robert K. von Weizsäcker im Deutschlandfunk. "Carlsen hat gewonnen, weil er der bessere Sportler ist und nicht der besser Schachspieler."
    Der Sohn des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker unterstrich, dass Carlsen seiner Meinung nach nicht der weltbeste Schachspieler sei, was das reine Schachverständnis angehe. Da sei ihm etwa der ehemalige russische Weltmeister Wladiminir Kramnik überlegen. "Carlsen spielt und spielt und zwingt den anderen, der über 20 Jahre älter ist, in die vierte und fünfte Stunde. Die Stellung ist im Grunde remis. Aber er spielt aber immer weiter und sitzt Anand aus." Carlsen habe diese Strategie über das gesamte Turnier angewandt und auf Fehler des bisherigen Weltmeisters Viswanathan Anand gewartet. "Das ist aus Schach-Sicht nicht überzeugend. Denn er hat ihn nicht überspielt, sondern einfach keine Fehler gemacht, abgewartet und dann zugeschlagen." Carlsen spiele sehr computerähnlich, blutlos und seelenlos, analysierte von Weizsäcker. "Es würde mich interessieren, wie er gegen einen Schachcomputer abschneidet."
    Hinweis: Das Gespräch können Sie bis mindestens 24. Mai 2014 als Audio-on-demand abrufen.