Sonntag, 19. Mai 2024

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Schädlinge auf dem Vormarsch

Schädlingsbekämpfer und Gartenfreunde haben alle Hände voll zu tun: Vermehrt gibt es in diesem Sommer allerlei Ungeziefer. Schuld daran ist der milde Winter, denn es fehlte der Frost, der die Population von Insekten, Mäusen und Ratten in Grenzen hätte halten können. Und die warmen Tage im Mai waren darüber hinaus das ideale Wetter für ihre Schlupfzeit. In vielen, wenn auch nicht allen, Fällen reichen aber schon einfachste und umweltschonende Mittel, um die Plagegeister fern von Haus und Garten zu halten.

von Beate Peters | 12.07.2000
    Die Namen sprechen für sich: Ungeziefer, Plagegeister, Schädlinge oder auch Lästlinge. Wie auch immer. Gemeint sind all die Vielbeiner, die den meisten Menschen so gar nicht ins Leben passen, weil sich entweder manch einer vor ihnen ekelt oder aber sie Lebensmittel, Pflanzen oder gar den Mensch befallen können. Und in diesem Jahr treten all die unliebsamen Tiere häufiger auf als sonst die Jahre. Zum Beispiel die Ameise. Gegen sie helfen zwar schon oft Straßensperren aus Lavendel-Öl oder Gewürznelken an Fenstern und Türen, doch bevölkern erst einmal ganze Kolonien die Bleibe, ist professionelle Hilfe gefragt. Schädlingsbekämpfer Wolfgang Boll mahnt jedoch:

    "Viele merken jetzt erst, wie stark dieser Befall ist, obwohl es eigentlich schon fast zu spät ist, um eine erfolgreiche, dauerhafte Bekämpfung durchzuführen. Es muss eigentlich schon im Frühjahr darauf geachtet werden, wenn die ersten Anzeichen von Ameisenbefall in den Wohnungen erscheinen, sollte man nicht gleich den Schädlingsbekämpfer (oder Kammerjäger, wie man früher sagte) rufen, sondern sich geeignete Methoden, es gibt in der Drogerie Mittel, beschaffen, um einen Populationsaufbau vorzubeugen. Und nicht, wie jetzt, festzustellen, ich habe Hunderte Ameisen in der Wohnung. Wir können sie bekämpfen, nur dauert es dauert halt länger, weil das Nest halt mit Einwohnern überfüllt ist."

    Im Gegensatz zu früher wird heute, so betont auch Wolfgang Boll, auf Chemie weitestgehend verzichtet, zumal immer mehr Naturprodukte auf dem Markt sind, die sowohl eine gründliche Bekämpfung der Ungeziefer als auch den Schutz der Gesundheit des Menschen gewährleisten. Und der kann oft, wenn auch nicht immer, selber einiges dafür tun, dass sich der Befall von Ungeziefern in Grenzen hält. Wolfgang Boll:

    "Häufig ist es so, dass mangelnde Hygiene einen Befall fördert ihn teilweise auch anzieht, aber grundsätzlich ist kein Mensch vor Schädlingen geschützt. Er kann natürlich etwas tun, in dem er auf Sauberkeit achtet. Das fängt bei den Mülltonnen an, die nicht überquellen sollten, das hängt in der Wohnung mit Sauberkeit zusammen, in der Küche. Abfall, Abfallreste etc. ziehen natürlich Schädlinge aller Art an , ob es Mäuse, Ratten, Käfer, Schaben oder Kakerlaken, im Volksmund gesagt, aber es ist nicht unbedingt die Ursache dafür. Es ist eben nur noch eine Förderung des Befalls."

    Obendrein helfen im häuslichen Bereich oft sehr einfache, natürliche Mittel, die Ungeziefer fernzuhalten. So sollten angebrochene Lebensmittel stets zügig verzehrt werden oder aber in gut verschlossenen Behältnissen aufbewahrt werden. Gegen Kleidermotten helfen Duftkissen mit Lavendel- oder Holunderblüten. Tomatenpflanzen auf der Fensterbank halten nicht nur Mücken, sondern auch Fliegen fern. Und Fliegen mögen übrigens auch keine blaue Farbe, zum Beispiel an Türen. Was in Sachen Natürlichkeit bei der Bekämpfung von Ungeziefern im Haus gilt, trifft ebenso für den Garten zu. Eine Reihe Bohnenkraut zwischen den Salat gepflanzt oder eine Bodendeckung aus Farnkraut, kann vor Schneckenbefall schützen. Auch Ulrike Lindner, Referentin für Gartenbau bei der Lehr- und Versuchsanstalt in Köln-Auweiler, appelliert:

    "Wichtig ist, im Garten kein Gift einzusetzen, damit sich mit den Jahren die Nutzinsekten und auch die nützlichen Tiere, also sprich Vögel, ausreichend ansiedeln, und dann eben einen natürlichen Pflanzenschutz betreiben."

    Und was macht die Fachfrau in dem Fall, dass dies einmal nicht so ganz funktionieren sollte? :

    "Ja, also, bei vielen Sachen ist es so, dass man versuchen kann, die Natur ein bisschen auszutricksen. Und als Beispiel die Ameisen: Wenn die jetzt bei mir im Beet sind, und ich will die da nicht haben, dann nehme ich einen Blumentopf, tu Holzwolle rein, stülpe den über diesen Ameisenhügel, der da ist, und die Ameisen werden bestrebt sein, ihr ganzes Nest in diesen Blumentopf hineinzulegen, und das kann man dann wegtragen."

    Möglichst weit vom nächsten Garten, versteht sich. Und im übrigen, betont Ulrike Lindner, ist eigentlich gegen alles ein Kraut gewachsen, selbst gegen Blattläuse:

    "Nehmen wir mal den Fall, es sind viele Läuse und ich möchte die auf natürliche Weise bekämpfen: Das geht natürlich und das geht sehr einfach mit einer Pflanzenpflegseife, die man im Handel kaufen kann oder einem Fertigpräparat aus Kalisalz, das heißt Neudosan. Dann, neu im Handel, und vor allen Dingen sehr im Trend, liegt das natürliche Präparat Nim. Bei diesen ganzen Biomitteln muss man wissen, dass die nicht hundertprozentig wirken, d. h., wenn ich spritze fallen die Läuse nicht sofort tot um. Es wird ein Großteil vernichtet, aber einige bleiben am Leben, und das ist eigentlich auch gut so, denn dann werden die Nützlinge wieder angelockt, Marienkäfer, Florfliegen, und die fressen den Rest."