1986 suchte ich nach einem Ausweg aus diesem Dilemma. Ich wollte aus dem Geschäft aussteigen, aber gleichzeitig das Kapital, das sich über die Jahre hinweg angesammelt hatte, bewahren und für meine Umweltideen und für Naturschutz-Organisationen arbeiten lassen.
Gleichzeitig dachte ich daran, den Vereinigten Staaten den Rücken zu kehren, mich in einem Land der Dritten Welt nieder zu lassen, um auch andere Ansichten kennen zu lernen
Douglas Tompkins: Der Multimillionär aus San Francisco verbringt heute über die Hälfte des Jahres in einsamen gemäßigten Regenwäldern Chiles. Wälder, die er vor den Ketten- und Motorsägen großer Konzerne gerettet hat.
Der sportlich gekleidete 60-Jährige war Besitzer von "Esprit", einem Mode- und Bekleidungsunternehmen, das in der Mitte der 80er Jahre über eine Milliarde US-Dollar Umsatz machte.
"Der verrückte Millionär", wie er auch genannt wird, hat sich seit seiner Jugend für Flora und Fauna begeistert. Mit der Zeit dämmerte ihm, dass wirtschaftlicher Erfolg nicht unbedingt über alles geht und die Kosten irrationalen und rücksichtslosen Wirtschaftens fatale Ergebnisse mit sich bringen kann.
Die Menschheit hängt doch von anderen Geschöpfen und von der Flora ab, um überleben zu können. Das gilt auch umgekehrt. Wir sind aber dabei, uns selbst, aber auch andere Geschöpfe zu vernichten. Die Menschen enteignen den Lebensraum anderer Geschöpfe, mit denen sie eigentlich auf diesem Planeten zusammenleben sollten. So löschen wir uns letztlich selber aus.
Tompkins ist Anhänger der so genannten "deep ecology". Das Stichwort hat ihm der Norweger Arne Naess geliefert und die Idee zu einer "Deep Ecology Foundation", die inzwischen grüne Projekte in über 50 Ländern unterstützt.
Tompkins sieht sich und Gleichgesinnte als radikale Avantgarde. Sie fordern tief greifende strukturelle Veränderungen und nicht nur Reformen des gegenwärtigen Systems. Nur so könne eine ökologische, aber auch soziale Katastrophe vermieden werden:
Ein Bannfluch lastet auf meinen ehemaligen Geschäftskollegen und den Anhängern des Freihandels: Sie haben ihre Hausausgaben nicht gemacht und nicht tief genug nachgedacht. Das zeigt sich in der oberflächlichen Kritik, die sie an der existierenden globalisierten Wirtschaft üben. Sie glauben noch immer mit kleinen Reformen dieses System ändern zu können.
Tompkins reiht sich ohne Wenn und Aber in die Reihen der Globalisierungskritiker ein:
Die globalisierte Weltwirtschaft ist der Motor, der die Umweltkrise und die Krise der Biodiversität antreibt - ob es sich nun um die Verschmutzung des Wassers, die globale Erwärmung, den Raubbau an der Ozonschicht, die Bodenerosion handelt, ob es an Wiederaufforstung mangelt oder an der fehlenden Überwachung überfischter Ozeane. Die Liste ist lang. Jeder halbwegs gebildete Bürger auf dieser Welt ist sich dieser Tatsache bewusst. Jeden Tag steht darüber etwas in der Zeitung.
Die internationale Antiglobalisierungsbewegung hat Punkt für Punkt die Krise untersucht und ist zu dem Ergebnis gelangt: Die Krise ist verursacht von einer unersättlichen globalen Ökonomie, die alles auffrisst, was sich ihr in den Weg stellt. Sie zerstört menschliche Kulturen und löscht ganze Sprachen aus. Sie verwandelt die Welt in Monokulturen; sie cocacolisiert und macdonalisiert diese Welt. Wer in der Welt viel herumkommt, landet zwar immer wieder auf irgendeinen Flughafen, weiß aber kaum noch, wo er ist, denn Flughäfen sehen überall gleich aus.
Die technologische Zivilisation, gekoppelt mit unfassbarem Überfluss, zerstöre Natur und menschliches Leben. Sie verursache überall auf der Welt soziale und ökologische Übel. Vor allem aber in den USA, an deren Präsidenten George W. Bush Tompkins kein einziges gutes Haar lässt.
Er weigert sich jedoch, wie so mancher zivilisationsmüde Zeitgenosse, auszusteigen und sich in einer Höhle zu verkriechen. Vielmehr versucht er die destruktiven Tendenzen umzukehren. Und geht mit eigenem Beispiel voran.
1990 verkaufte Tompkins seine "Esprit"-Anteile für rund 150 Millionen Dollar. Er hatte das städtische Leben ohnehin satt und wollte aufs Land. Seine Wahl fiel auf den Süden Chiles. Das Andenland hatte er auch schon in früheren Jahren besucht. Dort kaufte er sich eine Ranch an einem Fjord, weit über tausend Kilometer von der Hauptstadt Santiago de Chile entfernt, umgeben von hohen Bergen und Regenwäldern, nur mit Boot oder Kleinflugzeug erreichbar.
Ich bin schon seit langem an gemäßigten Regenwäldern interessiert. Zwar stehen die tropischen Wälder mehr im Rampenlicht, aber die gemäßigten Regenwälder, die eher im Schatten stehen, sind viel mehr gefährdet. Nur wenig ist von den gemäßigten Regenwäldern in der Welt übrig geblieben.
Die Tatsache, dass die tropischen Wälder bereits im Scheinwerferlicht stehen, die gemäßigten Wälder aber mehr Beachtung verdienen, ist der Grund, weshalb ich mich den chilenischen Wäldern zugewandt habe. Hier ist ein großer Teil dieser Wälder und ihrer Ökosysteme noch intakt. Also habe ich mich dort engagiert.
Douglas Tompkins erwarb nach und nach immer mehr Berge und Bäume. Schließlich hatte er ungefähr 330 000 Hektar zusammen, ein Gebiet größer als das Saarland und Hamburg, gelegen zwischen der Grenze zu Argentinien und Meeresküste, zwischen schneebedeckten Vulkanen und Pazifikwellen. Mit Wäldern voller immergrüner Südbuchen, Steineiben und einzigartiger tausendjähriger Alerce (Sprecher: A-lärsse)-Bäume. Ein Schatz an biologischer Vielfalt, der nicht nur abenteuerlich gestimmten Touristen offen steht. Die englische Dokumentarfilmerin Hilary Sandison, die Tompkins und seinen Naturpark porträtiert hat:
Etwas mehr als 90 Prozent des Geländes besteht aus Bergen, völlig unerreichbar, bedeckt mit unberührten Wäldern voller uralter Bäume. Unzugänglich für den Durchschnittsbürger. Nur fünf Prozent sind für ihn zugänglich.
In den undurchdringlichen Wäldern gibt es alles Mögliche. Diese Fauna! Es heißt ja Pumalin, weil es dort viele Berg-Pumas gibt. Einige sind gesichtet worden, denn sie kommen herunter, um Schafe zu reißen.
1997 hatte Tompkins ein Abkommen mit der chilenischen Regierung über die Naturreserve "Parque Pumalin" geschlossen. Der Staat gewährt Steuerfreiheit, aber keine Zuschüsse. Der private Naturpark, von der Tompkins-eigenen Stiftung "Conservation Land Trust" verwaltet, wird eines Tages dem chilenischen Staat übergeben.
Davor standen allerdings nationalistische Ressentiments.durchaus auch mit ökonomischen Interessen vermischt. Zum gegnerischen Lager zählen vor allem einflussreiche Holzkonzerne, die ihr einträgliches Geschäft gern noch weiter südlich ausgeweitet hätten.
Eine Lobby aus ultrarechten Politikern, Medien, Geschäftsleuten und Militärs streute üble Gerüchte: Da würde Geld gewaschen, illegal Gold geschürft, ein Refugium für Sekten entworfen oder eine Atommülldeponie eingerichtet.
Der diplomierte Agarexperte Boris, der für Tompkins im Naturpark alternative biologische Landwirtschaft betreibt, empört sich noch heute:
Sie haben sich nicht einmal die Mühe gemacht vorbeizuschauen. Sie sind ausdrücklich eingeladen worden um sich ein eigenes Bild zu verschaffen. Aber sie kommen nicht. Sie sprechen also über etwas, was sie gar nicht kennen. Und das alles nur, weil eine einzige Person, die eine Stiftung repräsentiert, so viel Land gekauft hat, aber ohne das Gebiet auszubeuten. Wenn ein Holzunternehmen käme und 300 000 Hektar aufkaufen würde, um den ganzen Wald abzuholzen, würden sie sagen: Willkommen! Kein Problem!
Auf den Zahn gefühlt, windet sich Julio Dittborn, einer der führenden Köpfe der ultrarechten UDI-Partei, in der viele Mitarbeiter und Anhänger der Pinochet-Diktatur Unterschlupf gefunden haben: Vielleicht klinge es ja ein wenig verstaubt, aber ihm gefalle es nicht, wenn in Chile ein Ausländer so viel Land besäße. Zudem würde das Land geteilt.
Als jedoch ein US-amerikanischer Holzkonzern auf Feuerland 240 000 Hektar Wald mit Lenga-Bäumen zum Abholzen aufkaufte, blieben die Tompkins-Kritiker stumm.
Landbesitz für Umweltschutz – das ist im heutigen Chile wohl suspekt. Was zählt, ist eine boomende Wirtschaft und ein ebenso boomender Export – ohne Rücksicht auf die Umwelt.
Exportorientiertes Wachstum hatte die Pinochet-Diktatur, Vorreiter für neoliberale Praxis in Lateinamerika, dem Andenland verordnet. Neben dem Kupferexport wurde die Ausfuhr nichttraditioneller Güter gefördert: Obst und Gemüse, Lachs und Holz. Das ist bis heute so geblieben.
Wo sich in Chile einst große Mischwälder erstreckten, Araukarien ihre kandelaberartigen Zweige ausstreckten und im kalten Dschungel tausendjährige Baumriesen aufragten, wachsen nun vermehrt Pinien. In anderen Ländern sind es Eukalyptus-Bäume. Das war und ist gewollt.
Die Diktatur hatte ein so genanntes "Gesetz des Waldersatzes" verkündet . Es gab Subventionen, wenn Primärwald abgeholzt und schnell wachsende Baumsorten angepflanzt wurden. Plantagenbesitzern entstanden so nur wenig Kosten. Aber umso mehr Profit: Ein Hektar Baumplantage liefert im Jahr 30 Kubikmeter Holz, der Naturwald dagegen nur 6 bis 8 Kubikmeter.
In einem Wald gibt es eine Menge von Bäumen, Sträuchern und Pflanzen, von allem etwas. Das hat für die Industrie absolut keinen Wert. Es hat dagegen einen enormen Wert für das Ökosystem, es kann einen enormen Wert für die dort ansässige Bevölkerung haben, aber für die Industrie ist der ökonomische Wert gleich Null.
Ricardo Carrere hat sich im "Dritte Welt-Institut" in Montevideo auf Holz- und Papierwirtschaft spezialisiert, vor allem auf der südlichen Erdhälfte.
60 Prozent der Wälder wachsen in Entwicklungsländern. Viele Regenwälder sind bereits Opfer von Kettensägen geworden und mussten häufig Baumplantagen weichen.
Es gebe aber immer noch viele Menschen, die Plantagen und Wälder verwechselten.
Plantagen haben nichts damit zu tun. Da stehen nur Bäume, um Holz zu gewinnen. Diese Plantagenbäume haben einen negativen Effekt auf den Wasserhaushalt. Sie ziehen mehr Wasser aus dem Boden als im System zirkuliert. Sie trocknen den Boden aus. Allein daraus geht hervor, dass Plantagenwirtschaft nicht nachhaltig ist. Es handelt sich um riesige Plantagen, die Bodenerosion und den Verlust von Nährpflanzen bewirken.
Holz ist die am meisten benutzte Ressource in der Welt – neben Luft und Wasser. Der weltweite Handel bringt es auf 400 Milliarden Dollar. Oder etwa drei Prozent des gesamten Welthandels. Der Bedarf wird von nationalen und internationalen Konzernen abgedeckt:
Sie haben nur ein Interesse und das heißt Gewinne abzuschöpfen, um einen Markt, vor allem im Norden zu füttern. Dieser Markt benötigt immer mehr Holz und Papier. Unsere Länder - und Chile ist ein Beispiel dafür - dienen diesem Zweck.
Das Alltagsleben wäre ohne Papier kaum vorstellbar. Papier ist ein Schlüsselprodukt. Ob für die Herstellung von Zeitung, Teebeutel, Papiertaschenbuch, Kaffeefilter oder Zigarettenpapier: Etwa 300 Produkte sind aus Papier.
Aber vor allem die neuen Technologien verschlingen Unmengen von Papier: Computer-Ausdrucke und Fotokopien. Tompkins hat das in seinen Büros in San Francisco erlebt:
Wir bezahlen nun die Rechnung der Computer-Propagandisten: Zwanzig Jahre früher war noch vom papierlosen Büro die Rede. Das ist Schnee von gestern. Wir verbrauchen mehr Papier als früher, denn das Computer-System verschlingt mehr denn je.
Wenn von Papierproduktion und einem wachsendem Papierkonsum die Rede ist, dann stellen sich die Leute vor, dass mehr Papier für Druck, für den Computer, für Fotokopien, für Bücher, für Zeitungen usw. benötigt wird. Weniger bekannt ist, dass mehr als die Hälfte der weltweiten Papierproduktion für Verpackung bestimmt ist. Mehr als die Hälfte! Karton und Papier für die Verpackung. Beispielsweise für die Verpackung von Computern. Die riesigen Mengen von Karton stammen aus Wäldern und Plantagen.
Auch die Werbebranche bedient sich dort. 14 Milliarden Werbekataloge werden allein in den USA alljährlich per Post versandt. Die meisten landen ungelesen im Papierkorb.
Papierverbrauch gilt als Gradmesser für Wohlstand und technischen Fortschritt in einem Land. Der weltweite Papierverbrauch ist seit 1950 um mehr als Sechsfache gestiegen. Tendenz weiter steigend.
Der Hunger nach Papier scheint unersättlich. Die großen Papierfresser kommen aus der Ersten Welt. Um eine Tonne Papier herzustellen, werden zwischen zwei und 3,5 Tonnen Holz benötigt. Für ein Produkt, das in der Regel einmal benutzt und dann weggeworfen wird.
In Uruguay wird schon unmäßig Papier verbraucht, wir vergeuden sogar Papier. Dabei verbrauchen wir weniger als 40 Kilo pro Jahr und Kopf! In den Vereinigten Staaten sind es 300 Kilo. Wenn wir schon zu viel verbrauchen, was fällt einem dann noch zu den Vereinigten Staaten ein! Oder zu Deutschland, das mehr als 100 Kilo pro Kopf konsumiert.
Vor allem die Länder der nördlichen Halbkugel sind an einem billigen Rohstoff interessiert. Niedrige Preise wiederum stimulieren Konsum ohne nachzudenken.
Wenn Papier nicht so billig wäre, würden wir damit sorgfältiger umgehen. Weshalb ist es denn so billig? Das wäre die nächste Frage. Weil es billig produziert werden kann? Weshalb aber so billig? Es gibt einen Grund: Fast die gesamte Holz- und Papierproduktion wird subventioniert. Direkt und indirekt.
In Kanada und den Vereinigten Staaten werden beispielsweise die großen Forstunternehmen subventioniert, indem ihnen der Staat die Wälder billig verkauft.
Im Falle Chiles und auch Uruguays werden die Plantagen subventioniert. Und zwar direkt. Man erhält Geld, weil man etwas angepflanzt hat. Das gibt es in keinem anderen Geschäft. Erhalte ich etwa die Hälfte der Investition für einen Laden als Subvention, wenn ich einen Laden eröffne?
In Uruguay werden gar fünfzig Prozent der Pflanzkosten ersetzt. Auch in anderen Ländern sind Plantagenbesitzer nicht selten von der Steuer befreit. Kredite werden zu niedrigen Zinssätzen vergeben. Der Staat baut die Infrastruktur großzügig aus: Straßen, Brücken und Hafenanlagen. Auch in anderen Ländern Südamerikas, aber auch in Asien und Afrika profitiert die Plantagenwirtschaft von Subventionen.
Der Weltwährungsfond, die Weltbank und die Interamerikanische Entwicklungsbank sagen: Es wäre gut, wenn ihr Bäume anpflanzt, denn dafür gibt es einen Markt. Der Papierverbrauch steigt an und wird sich bis 2025 - so die FAO – verdoppeln. Es sind absurde Statistiken, die uns immer wieder in die Hände gedrückt werden, in denen dann steht: Es wäre sicherlich eine gute Idee, wenn ihr Plantagen fördern würdet. Wenn dann eure Exporte ansteigen, könnt ihr auch die Auslandsschulden bedienen.
Holz- und Papierindustrie sind weltweit seit vielen Jahren auf Wachstumskurs – ohne Rücksicht auf Nachteile und Nachhaltigkeit:
Ich betrachte es als absurd, weil sie davon ausgehen, dass ein stetig wachsender Konsum möglich ist. Das ist aber nicht der Fall. Wir sind jetzt schon an die Grenzen der Nachhaltigkeit gestoßen. In vielen Gegenden sind wir darüber schon hinausgeschossen: Es gibt enorme entwaldete, erodierte und zerstörte Flächen, wo ganze Arten verschwunden sind.
Vernünftiger wäre es, den heutigen Papierkonsum zu halbieren und so diesen fatalen Trend zu stoppen. Mit den Wäldern hängen lebenswichtige Dinge für den gesamten Globus zusammen: Wasser, Klima und Artenvielfalt.
Nichts Neues für den "tiefen" Ökologen Tompkins, der unermüdlich weiter macht:
Vor einigen Jahren habe ich bereits ein anderes großes Projekt in Argentinien in Angriff genommen, genauer gesagt in der Provinz Corrientes. Ich hoffe, dass daraus ein großes Naturschutz-Projekt wird.
Er hat ein großes Anwesen in Corrientes gekauft, in einer ganz andersartigen Landschaft. Esteros de Iberá genannt - eine völlig flache, sehr viel wärmere Gegend. Es handelt sich um ein Sumpfgebiet. Es gehört zum Einzugsgebiet des Paraná-Flusses.
Während der Menem-Jahre gab es hier ein Plantagen-Programm für Pinien und Eukalyptus. Diese bedecken nun die Ebene und richten ernst zu nehmende Schäden in der Umwelt an. Die riesigen Eukalyptus-Plantagen verringern den Wasserhaushalt des Sumpfgebietes. Eukalyptus benötigt viel Grundwasser und trocknet das Gebiet aus.
Wir haben in der Provinz Corrientes etwa 200 000 Hektar aufgekauft. Ich bin damit ins Geschäftsleben zurückgekehrt, denn ich habe ja ein Baumunternehmen aufgekauft, allerdings nicht um in dieses Geschäft einzusteigen, denn auf keinen Fall will ich mich mit dieser Monokultur, also mit einer einzigen Baumsorte abgeben.
Das Unternehmen gehörte der "Perez Compacq Forestal" in Corrientes. Es handelt sich um viel Land, das passt sehr gut in unser Naturschutz-Programm. Allerdings müssen wir erst noch herausfinden, was wir mit diesen fürchterlichen Plantagen, diesen Monokulturen machen. Das Ganze ist noch viel schlimmer, als ursprünglich angenommen.
Douglas Tompkins will bei Ricardo Carrere sachkundigen Rat einholen: Wie den ursprünglichen Zustand des Sumpfgebietes wieder herstellen?
Der Multimillionär hofft zudem auf Nachahmer unter den Reichen dieser Welt, auf Tausende von ähnlichen Projekten.
Ich möchte mich allerdings nicht auf ein Podest stellen, denn ich lebe wie alle anderen auch in dieser Welt. Ich reise im Flugzeug, ich konsumiere. Es gibt jedoch andere Menschen, die machen das besser als ich. Sie haben den Mut aufgebracht, ihren Konsum zu reduzieren. Allerdings hoffe ich, dass ich mit meinen Geldern dazu beitragen kann, die Artenvielfalt zu erhalten.
Gleichzeitig dachte ich daran, den Vereinigten Staaten den Rücken zu kehren, mich in einem Land der Dritten Welt nieder zu lassen, um auch andere Ansichten kennen zu lernen
Douglas Tompkins: Der Multimillionär aus San Francisco verbringt heute über die Hälfte des Jahres in einsamen gemäßigten Regenwäldern Chiles. Wälder, die er vor den Ketten- und Motorsägen großer Konzerne gerettet hat.
Der sportlich gekleidete 60-Jährige war Besitzer von "Esprit", einem Mode- und Bekleidungsunternehmen, das in der Mitte der 80er Jahre über eine Milliarde US-Dollar Umsatz machte.
"Der verrückte Millionär", wie er auch genannt wird, hat sich seit seiner Jugend für Flora und Fauna begeistert. Mit der Zeit dämmerte ihm, dass wirtschaftlicher Erfolg nicht unbedingt über alles geht und die Kosten irrationalen und rücksichtslosen Wirtschaftens fatale Ergebnisse mit sich bringen kann.
Die Menschheit hängt doch von anderen Geschöpfen und von der Flora ab, um überleben zu können. Das gilt auch umgekehrt. Wir sind aber dabei, uns selbst, aber auch andere Geschöpfe zu vernichten. Die Menschen enteignen den Lebensraum anderer Geschöpfe, mit denen sie eigentlich auf diesem Planeten zusammenleben sollten. So löschen wir uns letztlich selber aus.
Tompkins ist Anhänger der so genannten "deep ecology". Das Stichwort hat ihm der Norweger Arne Naess geliefert und die Idee zu einer "Deep Ecology Foundation", die inzwischen grüne Projekte in über 50 Ländern unterstützt.
Tompkins sieht sich und Gleichgesinnte als radikale Avantgarde. Sie fordern tief greifende strukturelle Veränderungen und nicht nur Reformen des gegenwärtigen Systems. Nur so könne eine ökologische, aber auch soziale Katastrophe vermieden werden:
Ein Bannfluch lastet auf meinen ehemaligen Geschäftskollegen und den Anhängern des Freihandels: Sie haben ihre Hausausgaben nicht gemacht und nicht tief genug nachgedacht. Das zeigt sich in der oberflächlichen Kritik, die sie an der existierenden globalisierten Wirtschaft üben. Sie glauben noch immer mit kleinen Reformen dieses System ändern zu können.
Tompkins reiht sich ohne Wenn und Aber in die Reihen der Globalisierungskritiker ein:
Die globalisierte Weltwirtschaft ist der Motor, der die Umweltkrise und die Krise der Biodiversität antreibt - ob es sich nun um die Verschmutzung des Wassers, die globale Erwärmung, den Raubbau an der Ozonschicht, die Bodenerosion handelt, ob es an Wiederaufforstung mangelt oder an der fehlenden Überwachung überfischter Ozeane. Die Liste ist lang. Jeder halbwegs gebildete Bürger auf dieser Welt ist sich dieser Tatsache bewusst. Jeden Tag steht darüber etwas in der Zeitung.
Die internationale Antiglobalisierungsbewegung hat Punkt für Punkt die Krise untersucht und ist zu dem Ergebnis gelangt: Die Krise ist verursacht von einer unersättlichen globalen Ökonomie, die alles auffrisst, was sich ihr in den Weg stellt. Sie zerstört menschliche Kulturen und löscht ganze Sprachen aus. Sie verwandelt die Welt in Monokulturen; sie cocacolisiert und macdonalisiert diese Welt. Wer in der Welt viel herumkommt, landet zwar immer wieder auf irgendeinen Flughafen, weiß aber kaum noch, wo er ist, denn Flughäfen sehen überall gleich aus.
Die technologische Zivilisation, gekoppelt mit unfassbarem Überfluss, zerstöre Natur und menschliches Leben. Sie verursache überall auf der Welt soziale und ökologische Übel. Vor allem aber in den USA, an deren Präsidenten George W. Bush Tompkins kein einziges gutes Haar lässt.
Er weigert sich jedoch, wie so mancher zivilisationsmüde Zeitgenosse, auszusteigen und sich in einer Höhle zu verkriechen. Vielmehr versucht er die destruktiven Tendenzen umzukehren. Und geht mit eigenem Beispiel voran.
1990 verkaufte Tompkins seine "Esprit"-Anteile für rund 150 Millionen Dollar. Er hatte das städtische Leben ohnehin satt und wollte aufs Land. Seine Wahl fiel auf den Süden Chiles. Das Andenland hatte er auch schon in früheren Jahren besucht. Dort kaufte er sich eine Ranch an einem Fjord, weit über tausend Kilometer von der Hauptstadt Santiago de Chile entfernt, umgeben von hohen Bergen und Regenwäldern, nur mit Boot oder Kleinflugzeug erreichbar.
Ich bin schon seit langem an gemäßigten Regenwäldern interessiert. Zwar stehen die tropischen Wälder mehr im Rampenlicht, aber die gemäßigten Regenwälder, die eher im Schatten stehen, sind viel mehr gefährdet. Nur wenig ist von den gemäßigten Regenwäldern in der Welt übrig geblieben.
Die Tatsache, dass die tropischen Wälder bereits im Scheinwerferlicht stehen, die gemäßigten Wälder aber mehr Beachtung verdienen, ist der Grund, weshalb ich mich den chilenischen Wäldern zugewandt habe. Hier ist ein großer Teil dieser Wälder und ihrer Ökosysteme noch intakt. Also habe ich mich dort engagiert.
Douglas Tompkins erwarb nach und nach immer mehr Berge und Bäume. Schließlich hatte er ungefähr 330 000 Hektar zusammen, ein Gebiet größer als das Saarland und Hamburg, gelegen zwischen der Grenze zu Argentinien und Meeresküste, zwischen schneebedeckten Vulkanen und Pazifikwellen. Mit Wäldern voller immergrüner Südbuchen, Steineiben und einzigartiger tausendjähriger Alerce (Sprecher: A-lärsse)-Bäume. Ein Schatz an biologischer Vielfalt, der nicht nur abenteuerlich gestimmten Touristen offen steht. Die englische Dokumentarfilmerin Hilary Sandison, die Tompkins und seinen Naturpark porträtiert hat:
Etwas mehr als 90 Prozent des Geländes besteht aus Bergen, völlig unerreichbar, bedeckt mit unberührten Wäldern voller uralter Bäume. Unzugänglich für den Durchschnittsbürger. Nur fünf Prozent sind für ihn zugänglich.
In den undurchdringlichen Wäldern gibt es alles Mögliche. Diese Fauna! Es heißt ja Pumalin, weil es dort viele Berg-Pumas gibt. Einige sind gesichtet worden, denn sie kommen herunter, um Schafe zu reißen.
1997 hatte Tompkins ein Abkommen mit der chilenischen Regierung über die Naturreserve "Parque Pumalin" geschlossen. Der Staat gewährt Steuerfreiheit, aber keine Zuschüsse. Der private Naturpark, von der Tompkins-eigenen Stiftung "Conservation Land Trust" verwaltet, wird eines Tages dem chilenischen Staat übergeben.
Davor standen allerdings nationalistische Ressentiments.durchaus auch mit ökonomischen Interessen vermischt. Zum gegnerischen Lager zählen vor allem einflussreiche Holzkonzerne, die ihr einträgliches Geschäft gern noch weiter südlich ausgeweitet hätten.
Eine Lobby aus ultrarechten Politikern, Medien, Geschäftsleuten und Militärs streute üble Gerüchte: Da würde Geld gewaschen, illegal Gold geschürft, ein Refugium für Sekten entworfen oder eine Atommülldeponie eingerichtet.
Der diplomierte Agarexperte Boris, der für Tompkins im Naturpark alternative biologische Landwirtschaft betreibt, empört sich noch heute:
Sie haben sich nicht einmal die Mühe gemacht vorbeizuschauen. Sie sind ausdrücklich eingeladen worden um sich ein eigenes Bild zu verschaffen. Aber sie kommen nicht. Sie sprechen also über etwas, was sie gar nicht kennen. Und das alles nur, weil eine einzige Person, die eine Stiftung repräsentiert, so viel Land gekauft hat, aber ohne das Gebiet auszubeuten. Wenn ein Holzunternehmen käme und 300 000 Hektar aufkaufen würde, um den ganzen Wald abzuholzen, würden sie sagen: Willkommen! Kein Problem!
Auf den Zahn gefühlt, windet sich Julio Dittborn, einer der führenden Köpfe der ultrarechten UDI-Partei, in der viele Mitarbeiter und Anhänger der Pinochet-Diktatur Unterschlupf gefunden haben: Vielleicht klinge es ja ein wenig verstaubt, aber ihm gefalle es nicht, wenn in Chile ein Ausländer so viel Land besäße. Zudem würde das Land geteilt.
Als jedoch ein US-amerikanischer Holzkonzern auf Feuerland 240 000 Hektar Wald mit Lenga-Bäumen zum Abholzen aufkaufte, blieben die Tompkins-Kritiker stumm.
Landbesitz für Umweltschutz – das ist im heutigen Chile wohl suspekt. Was zählt, ist eine boomende Wirtschaft und ein ebenso boomender Export – ohne Rücksicht auf die Umwelt.
Exportorientiertes Wachstum hatte die Pinochet-Diktatur, Vorreiter für neoliberale Praxis in Lateinamerika, dem Andenland verordnet. Neben dem Kupferexport wurde die Ausfuhr nichttraditioneller Güter gefördert: Obst und Gemüse, Lachs und Holz. Das ist bis heute so geblieben.
Wo sich in Chile einst große Mischwälder erstreckten, Araukarien ihre kandelaberartigen Zweige ausstreckten und im kalten Dschungel tausendjährige Baumriesen aufragten, wachsen nun vermehrt Pinien. In anderen Ländern sind es Eukalyptus-Bäume. Das war und ist gewollt.
Die Diktatur hatte ein so genanntes "Gesetz des Waldersatzes" verkündet . Es gab Subventionen, wenn Primärwald abgeholzt und schnell wachsende Baumsorten angepflanzt wurden. Plantagenbesitzern entstanden so nur wenig Kosten. Aber umso mehr Profit: Ein Hektar Baumplantage liefert im Jahr 30 Kubikmeter Holz, der Naturwald dagegen nur 6 bis 8 Kubikmeter.
In einem Wald gibt es eine Menge von Bäumen, Sträuchern und Pflanzen, von allem etwas. Das hat für die Industrie absolut keinen Wert. Es hat dagegen einen enormen Wert für das Ökosystem, es kann einen enormen Wert für die dort ansässige Bevölkerung haben, aber für die Industrie ist der ökonomische Wert gleich Null.
Ricardo Carrere hat sich im "Dritte Welt-Institut" in Montevideo auf Holz- und Papierwirtschaft spezialisiert, vor allem auf der südlichen Erdhälfte.
60 Prozent der Wälder wachsen in Entwicklungsländern. Viele Regenwälder sind bereits Opfer von Kettensägen geworden und mussten häufig Baumplantagen weichen.
Es gebe aber immer noch viele Menschen, die Plantagen und Wälder verwechselten.
Plantagen haben nichts damit zu tun. Da stehen nur Bäume, um Holz zu gewinnen. Diese Plantagenbäume haben einen negativen Effekt auf den Wasserhaushalt. Sie ziehen mehr Wasser aus dem Boden als im System zirkuliert. Sie trocknen den Boden aus. Allein daraus geht hervor, dass Plantagenwirtschaft nicht nachhaltig ist. Es handelt sich um riesige Plantagen, die Bodenerosion und den Verlust von Nährpflanzen bewirken.
Holz ist die am meisten benutzte Ressource in der Welt – neben Luft und Wasser. Der weltweite Handel bringt es auf 400 Milliarden Dollar. Oder etwa drei Prozent des gesamten Welthandels. Der Bedarf wird von nationalen und internationalen Konzernen abgedeckt:
Sie haben nur ein Interesse und das heißt Gewinne abzuschöpfen, um einen Markt, vor allem im Norden zu füttern. Dieser Markt benötigt immer mehr Holz und Papier. Unsere Länder - und Chile ist ein Beispiel dafür - dienen diesem Zweck.
Das Alltagsleben wäre ohne Papier kaum vorstellbar. Papier ist ein Schlüsselprodukt. Ob für die Herstellung von Zeitung, Teebeutel, Papiertaschenbuch, Kaffeefilter oder Zigarettenpapier: Etwa 300 Produkte sind aus Papier.
Aber vor allem die neuen Technologien verschlingen Unmengen von Papier: Computer-Ausdrucke und Fotokopien. Tompkins hat das in seinen Büros in San Francisco erlebt:
Wir bezahlen nun die Rechnung der Computer-Propagandisten: Zwanzig Jahre früher war noch vom papierlosen Büro die Rede. Das ist Schnee von gestern. Wir verbrauchen mehr Papier als früher, denn das Computer-System verschlingt mehr denn je.
Wenn von Papierproduktion und einem wachsendem Papierkonsum die Rede ist, dann stellen sich die Leute vor, dass mehr Papier für Druck, für den Computer, für Fotokopien, für Bücher, für Zeitungen usw. benötigt wird. Weniger bekannt ist, dass mehr als die Hälfte der weltweiten Papierproduktion für Verpackung bestimmt ist. Mehr als die Hälfte! Karton und Papier für die Verpackung. Beispielsweise für die Verpackung von Computern. Die riesigen Mengen von Karton stammen aus Wäldern und Plantagen.
Auch die Werbebranche bedient sich dort. 14 Milliarden Werbekataloge werden allein in den USA alljährlich per Post versandt. Die meisten landen ungelesen im Papierkorb.
Papierverbrauch gilt als Gradmesser für Wohlstand und technischen Fortschritt in einem Land. Der weltweite Papierverbrauch ist seit 1950 um mehr als Sechsfache gestiegen. Tendenz weiter steigend.
Der Hunger nach Papier scheint unersättlich. Die großen Papierfresser kommen aus der Ersten Welt. Um eine Tonne Papier herzustellen, werden zwischen zwei und 3,5 Tonnen Holz benötigt. Für ein Produkt, das in der Regel einmal benutzt und dann weggeworfen wird.
In Uruguay wird schon unmäßig Papier verbraucht, wir vergeuden sogar Papier. Dabei verbrauchen wir weniger als 40 Kilo pro Jahr und Kopf! In den Vereinigten Staaten sind es 300 Kilo. Wenn wir schon zu viel verbrauchen, was fällt einem dann noch zu den Vereinigten Staaten ein! Oder zu Deutschland, das mehr als 100 Kilo pro Kopf konsumiert.
Vor allem die Länder der nördlichen Halbkugel sind an einem billigen Rohstoff interessiert. Niedrige Preise wiederum stimulieren Konsum ohne nachzudenken.
Wenn Papier nicht so billig wäre, würden wir damit sorgfältiger umgehen. Weshalb ist es denn so billig? Das wäre die nächste Frage. Weil es billig produziert werden kann? Weshalb aber so billig? Es gibt einen Grund: Fast die gesamte Holz- und Papierproduktion wird subventioniert. Direkt und indirekt.
In Kanada und den Vereinigten Staaten werden beispielsweise die großen Forstunternehmen subventioniert, indem ihnen der Staat die Wälder billig verkauft.
Im Falle Chiles und auch Uruguays werden die Plantagen subventioniert. Und zwar direkt. Man erhält Geld, weil man etwas angepflanzt hat. Das gibt es in keinem anderen Geschäft. Erhalte ich etwa die Hälfte der Investition für einen Laden als Subvention, wenn ich einen Laden eröffne?
In Uruguay werden gar fünfzig Prozent der Pflanzkosten ersetzt. Auch in anderen Ländern sind Plantagenbesitzer nicht selten von der Steuer befreit. Kredite werden zu niedrigen Zinssätzen vergeben. Der Staat baut die Infrastruktur großzügig aus: Straßen, Brücken und Hafenanlagen. Auch in anderen Ländern Südamerikas, aber auch in Asien und Afrika profitiert die Plantagenwirtschaft von Subventionen.
Der Weltwährungsfond, die Weltbank und die Interamerikanische Entwicklungsbank sagen: Es wäre gut, wenn ihr Bäume anpflanzt, denn dafür gibt es einen Markt. Der Papierverbrauch steigt an und wird sich bis 2025 - so die FAO – verdoppeln. Es sind absurde Statistiken, die uns immer wieder in die Hände gedrückt werden, in denen dann steht: Es wäre sicherlich eine gute Idee, wenn ihr Plantagen fördern würdet. Wenn dann eure Exporte ansteigen, könnt ihr auch die Auslandsschulden bedienen.
Holz- und Papierindustrie sind weltweit seit vielen Jahren auf Wachstumskurs – ohne Rücksicht auf Nachteile und Nachhaltigkeit:
Ich betrachte es als absurd, weil sie davon ausgehen, dass ein stetig wachsender Konsum möglich ist. Das ist aber nicht der Fall. Wir sind jetzt schon an die Grenzen der Nachhaltigkeit gestoßen. In vielen Gegenden sind wir darüber schon hinausgeschossen: Es gibt enorme entwaldete, erodierte und zerstörte Flächen, wo ganze Arten verschwunden sind.
Vernünftiger wäre es, den heutigen Papierkonsum zu halbieren und so diesen fatalen Trend zu stoppen. Mit den Wäldern hängen lebenswichtige Dinge für den gesamten Globus zusammen: Wasser, Klima und Artenvielfalt.
Nichts Neues für den "tiefen" Ökologen Tompkins, der unermüdlich weiter macht:
Vor einigen Jahren habe ich bereits ein anderes großes Projekt in Argentinien in Angriff genommen, genauer gesagt in der Provinz Corrientes. Ich hoffe, dass daraus ein großes Naturschutz-Projekt wird.
Er hat ein großes Anwesen in Corrientes gekauft, in einer ganz andersartigen Landschaft. Esteros de Iberá genannt - eine völlig flache, sehr viel wärmere Gegend. Es handelt sich um ein Sumpfgebiet. Es gehört zum Einzugsgebiet des Paraná-Flusses.
Während der Menem-Jahre gab es hier ein Plantagen-Programm für Pinien und Eukalyptus. Diese bedecken nun die Ebene und richten ernst zu nehmende Schäden in der Umwelt an. Die riesigen Eukalyptus-Plantagen verringern den Wasserhaushalt des Sumpfgebietes. Eukalyptus benötigt viel Grundwasser und trocknet das Gebiet aus.
Wir haben in der Provinz Corrientes etwa 200 000 Hektar aufgekauft. Ich bin damit ins Geschäftsleben zurückgekehrt, denn ich habe ja ein Baumunternehmen aufgekauft, allerdings nicht um in dieses Geschäft einzusteigen, denn auf keinen Fall will ich mich mit dieser Monokultur, also mit einer einzigen Baumsorte abgeben.
Das Unternehmen gehörte der "Perez Compacq Forestal" in Corrientes. Es handelt sich um viel Land, das passt sehr gut in unser Naturschutz-Programm. Allerdings müssen wir erst noch herausfinden, was wir mit diesen fürchterlichen Plantagen, diesen Monokulturen machen. Das Ganze ist noch viel schlimmer, als ursprünglich angenommen.
Douglas Tompkins will bei Ricardo Carrere sachkundigen Rat einholen: Wie den ursprünglichen Zustand des Sumpfgebietes wieder herstellen?
Der Multimillionär hofft zudem auf Nachahmer unter den Reichen dieser Welt, auf Tausende von ähnlichen Projekten.
Ich möchte mich allerdings nicht auf ein Podest stellen, denn ich lebe wie alle anderen auch in dieser Welt. Ich reise im Flugzeug, ich konsumiere. Es gibt jedoch andere Menschen, die machen das besser als ich. Sie haben den Mut aufgebracht, ihren Konsum zu reduzieren. Allerdings hoffe ich, dass ich mit meinen Geldern dazu beitragen kann, die Artenvielfalt zu erhalten.