So etwas hatte es in der Geschichte der Medizin noch nie gegeben. Die Patientin S.M., über die Ralph Adolphs vor rund zehn Jahren berichtete, war nicht in der Lage, die Angst im Gesicht eines anderen Menschen zu erkennen. Und zwar nur die Angst. Andere Gefühle, wie Freude, Wut oder Traurigkeit konnte sie sehr wohl richtig deuten. Durch eine seltene Krankheit, war die sogenannte Mandelkernstruktur in ihren beiden Hirnhälften zerstört. Der Schaden im Mandelkern musste die Ursache, dafür sein, dass diese Patientin einen angstvollen Gesichtsausdruck nicht richtig deuten konnte. Es dauerte allerdings zehn Jahre bis die amerikanischen Hirnforscher, den seltsamen Ausfall ihrer Patientin wirklich erklären konnten. Patrik Vuilleumier von der Universität von Genf kennt die amerikanische Patientin S.M. und ihre Ärzte.
Das Hauptproblem besteht darin, dass sie ihrem Gegenüber einfach nicht in die Augen schaut. Wenn S.M. einen Gesichtsausdruck einschätzen will, benutzt sie Informationen aus den anderen Gesichtsteilen, auf die Augenpartie achtet sie nie. Das ist sehr ungewöhnlich. Normalerweise schauen wir immer sehr schnell auf die Augen, wenn wir ein Gesicht inspizieren.
Offenbar nimmt unser Gehirn dann ganz automatisch den Gefühlsausdruck im Gesicht eines anderen Menschen wahr. Das funktioniert sogar, wenn das Sehzentrum des Gehirns zerstört ist und der Patient dadurch vollständig erblindet ist. Über einen solchen Ausnahmefall haben Hirnforscher erst kürzlich in der Fachzeitschrift "Nature Neuroscience" berichtet. Die Patientin S.M. hat dagegen keine Probleme mit den Augen oder ihrem Sehsystem. Die Angst im Gesicht ihres Gegenübers kann sie trotzdem nicht richtig deuten. Das änderte sich allerdings schlagartig, als ihre Ärzte sie aufforderten, besonders auf die Augen zu achten. Plötzlich konnte sie einen angstvollen Gesichtsausdruck erkennen. Dieses erstaunliche Ergebnis, brachte den amerikanischen Hirnforschern endlich neue Erkenntnisse, über die Rolle des Mandelkerns, bei der Deutung eines Gesichtsausdrucks. Vuielleumier:
Ihre Schlussfolgerung ist ganz einfach: Der Schaden im Mandelkern blockiert eine Art Reflex, der jeden gesunden Menschen ganz automatisch auf die Augen schauen lässt. Wir tun das alle, ohne darüber nachzudenken. Dass diese Patientin ausschließlich Angst im Gesicht eines anderen Menschen nicht erkennen kann, liegt möglicherweise daran, dass sie ihrem Gegenüber nie in die Augen schaut. Ein verängstigter Gesichtsausdruck zeichnet sich aber vor allem durch geweitete Augen aus. Der Schaden in den beiden Mandelkernen der Patientin behindert also nicht ihre grundsätzliche Fähigkeit das abstrakte Gefühl Angst bei anderen Menschen wahrzunehmen.
Irgendwie dirigiert der Mandelkern also unser Sehsystem, er sorgt dafür, dass wir die Gesichtspartien bei unserem Gegenüber betrachten, die uns Informationen über seinen Gefühlzustand liefern. Diese Erkenntnisse könnten in Zukunft vielleicht auch anderen Patienten helfen. Vuilleumier:
Eine der Gehirnregionen, die bei Patienten mit Autismus nicht richtig funktioniert ist der Mandelkern. Wenn das von Geburt an der Fall ist, dann bedeutet das vielleicht, dass solche autistischen Kinder nie gelernt haben, die richtigen Gesichtspartien zu betrachten, um darin den entsprechenden Gefühlsausdruck zu erkennen. Das könnte möglicherweise auch erklären, warum Autisten die Gefühle anderer Menschen nicht erkennen können und den Augenkontakt meiden. Wer weiß, vielleicht könnte es diesen Kindern helfen, wenn man sie von Anfang an darin trainiert anderen Menschen in die Augen zu schauen.
Ob das tatsächlich funktioniert, müssen die amerikanischen Ärzte erst noch erproben. Der Erfolg ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich - denn auch das haben Hirnforscher zu allen Zeiten von ihren Patienten gelernt: Das menschliche Gehirn ist unendlich viel komplexer, als wir meinen.
Das Hauptproblem besteht darin, dass sie ihrem Gegenüber einfach nicht in die Augen schaut. Wenn S.M. einen Gesichtsausdruck einschätzen will, benutzt sie Informationen aus den anderen Gesichtsteilen, auf die Augenpartie achtet sie nie. Das ist sehr ungewöhnlich. Normalerweise schauen wir immer sehr schnell auf die Augen, wenn wir ein Gesicht inspizieren.
Offenbar nimmt unser Gehirn dann ganz automatisch den Gefühlsausdruck im Gesicht eines anderen Menschen wahr. Das funktioniert sogar, wenn das Sehzentrum des Gehirns zerstört ist und der Patient dadurch vollständig erblindet ist. Über einen solchen Ausnahmefall haben Hirnforscher erst kürzlich in der Fachzeitschrift "Nature Neuroscience" berichtet. Die Patientin S.M. hat dagegen keine Probleme mit den Augen oder ihrem Sehsystem. Die Angst im Gesicht ihres Gegenübers kann sie trotzdem nicht richtig deuten. Das änderte sich allerdings schlagartig, als ihre Ärzte sie aufforderten, besonders auf die Augen zu achten. Plötzlich konnte sie einen angstvollen Gesichtsausdruck erkennen. Dieses erstaunliche Ergebnis, brachte den amerikanischen Hirnforschern endlich neue Erkenntnisse, über die Rolle des Mandelkerns, bei der Deutung eines Gesichtsausdrucks. Vuielleumier:
Ihre Schlussfolgerung ist ganz einfach: Der Schaden im Mandelkern blockiert eine Art Reflex, der jeden gesunden Menschen ganz automatisch auf die Augen schauen lässt. Wir tun das alle, ohne darüber nachzudenken. Dass diese Patientin ausschließlich Angst im Gesicht eines anderen Menschen nicht erkennen kann, liegt möglicherweise daran, dass sie ihrem Gegenüber nie in die Augen schaut. Ein verängstigter Gesichtsausdruck zeichnet sich aber vor allem durch geweitete Augen aus. Der Schaden in den beiden Mandelkernen der Patientin behindert also nicht ihre grundsätzliche Fähigkeit das abstrakte Gefühl Angst bei anderen Menschen wahrzunehmen.
Irgendwie dirigiert der Mandelkern also unser Sehsystem, er sorgt dafür, dass wir die Gesichtspartien bei unserem Gegenüber betrachten, die uns Informationen über seinen Gefühlzustand liefern. Diese Erkenntnisse könnten in Zukunft vielleicht auch anderen Patienten helfen. Vuilleumier:
Eine der Gehirnregionen, die bei Patienten mit Autismus nicht richtig funktioniert ist der Mandelkern. Wenn das von Geburt an der Fall ist, dann bedeutet das vielleicht, dass solche autistischen Kinder nie gelernt haben, die richtigen Gesichtspartien zu betrachten, um darin den entsprechenden Gefühlsausdruck zu erkennen. Das könnte möglicherweise auch erklären, warum Autisten die Gefühle anderer Menschen nicht erkennen können und den Augenkontakt meiden. Wer weiß, vielleicht könnte es diesen Kindern helfen, wenn man sie von Anfang an darin trainiert anderen Menschen in die Augen zu schauen.
Ob das tatsächlich funktioniert, müssen die amerikanischen Ärzte erst noch erproben. Der Erfolg ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich - denn auch das haben Hirnforscher zu allen Zeiten von ihren Patienten gelernt: Das menschliche Gehirn ist unendlich viel komplexer, als wir meinen.