Ein Theaterabend wie jetzt die Pariser Erstaufführung im Théâtre Ouvert von Henning Mankells "Zeit im Dunkeln " verscheucht sofort jeden Zweifel am Sinn des Theaterspielens, oder des heutigen Theaters überhaupt, und zwar dank der auf Anhieb und in jedem Augenblick mitreißenden Schauspieler. Maurice Bénichou und Rachida Brakni spielen Vater und Tochter in dem auch bereits in Deutschland vorgestellten Bühnenstück des schwedischen Autors, das von der düsteren Lage zweier außereuropäischer Flüchtlinge ohne Papiere handelt.
Mit minimalistischen Mitteln beschreibt Mankell hier beispielhaft die Situation von Millionen von Menschen, die aus unterschiedlicher Notlage aus ihrem Ursprungsland fliehen müssen. Vor den Augen des Zuschauers entrollt sich das quälende Drama des Aufenthalts in einem Versteck, in diesem Fall in Schweden. Nach gelungener Flucht, bei der jedoch die Mutter ertrank, leben Vater und Tochter nicht nur äußerlich im Dunkeln, sondern auch nahe der psychischen Umnachtung.
Ihr Schmerz über den Tod, ihre Angst vor Entdeckung, ihre Schuldgefühle führen zu einer unterschwellig stets gewaltgeladenen Atmosphäre. Vor allem der Vater vermag seine autoritäre Hilflosigkeit nur mühsam zu bändigen, will sich und seine Tochter anzünden, nachdem er sie und sich selbst mit Benzin übergossen hat. Wie gelähmt bleibt er im Versteck und erträgt keinen Widerspruch der Tochter, die ihn geduldig dazu zu bewegen versucht, wenigstens auf der Straße Luft zu schnappen.
Sie erinnert ihn daran, dass seine Frau nicht mehr lebt, überredet ihn schließlich, seine restlichen Ausweispapiere zu vernichten und sich der Polizei zu stellen. Auch sie weiß, dass dieser Schritt die Auslöschung der biographischen Identität bedeutet, aber sie überzeugt ihn, dass nur mit diesem Schritt in die Anonymität sich vielleicht die Hoffnung auf ein neues Leben in einem anderen Land eröffnet. Diese fast handlungslose Geschichte, die Mankell ohne jede Sentimentalität entwickelt, gewinnt etwas von der existentiellen Ausweglosigkeit wie sie uns zur Zeit des Kalten Krieges Samuel Beckett mit seinen Stücken vor Augen führte. Und diese symbolische Dimension eines menschlichen Lebens- und Überlebenskampfes verdankt sich der hohen Kunst der beiden Schauspieler, die dem naturalistisch raffinierten Dialog Mankells eine unangestrengte, gewissermaßen bescheidene Leidenschaftlichkeit und Überzeugungskraft verleihen.
Die zurückhaltende Regie von Brigitte Jacques - Wajeman trug zum Glanz der Aufführung gerade damit das Ihre bei, als so etwas wie "Regie" kaum wahrnehmbar war; sie unterstützte nur die individuelle Entfaltung der Schauspieler. Wie Maurice Bénichou sich räuspert, wenn er seine Wut ersticken muss, wie er schrie, wenn das Temperament des Vaters mit ihm durchgeht, wie er körperlich auf die vom offenen Fenster eindringende Kälte reagiert, wie er den Text so spricht, dass jeder Satz wirklich aus dem augenblicklichen Empfinden der Figur entstanden zu sein scheint, all das ist von einer solchen Meisterhaftigkeit, dass man eben diese vollkommen vergisst.
Das deutsche Publikum kennt diesen exzeptionellen Schauspieler u.a. durch die Filme von Michael Haneke. Auf der Bühne arbeitete er mit Patrice Chéreau, Luca Ronconi und Peter Brook. Seine junge Partnerin Rachida Brakni kann mit Maurice Bénichou Schritt halten. Sie machte nach der Schauspielschule 2001 schnell Karriere, spielte drei Jahre an der Comédie Française, erhielt verschiedene Bühnenpreise und wurde auch schon für ihre Arbeit in französischen Filmen ausgezeichnet, so beispielsweise mit dem César du Meilleur Espoir Féminin unter der Regie von Coline Serreau.
Dieses schöne Gesicht auf der Bühne prägt sich sofort ein, aber auch ihr nuanciertes Spiel. Es vermittelt die Ängste dieser Tochterfigur, deren Strenge und Liebe gegenüber dem Vater so einprägsam, dass man weit mehr von der Figur erfährt als ihre Worte es ausdrücken, sei es durch ihren Gang oder durch die Art und Weise wie sie den Tisch abräumt oder ihr Kopftuch abnimmt. Der gelungene Abend löst dank dieser Schauspielkunst trotz der deprimierenden Wirklichkeit, die Mankells Stück wiedergibt, Glückgefühle aus und das nicht zuletzt macht ja den Sinn von Theater aus.
Mit minimalistischen Mitteln beschreibt Mankell hier beispielhaft die Situation von Millionen von Menschen, die aus unterschiedlicher Notlage aus ihrem Ursprungsland fliehen müssen. Vor den Augen des Zuschauers entrollt sich das quälende Drama des Aufenthalts in einem Versteck, in diesem Fall in Schweden. Nach gelungener Flucht, bei der jedoch die Mutter ertrank, leben Vater und Tochter nicht nur äußerlich im Dunkeln, sondern auch nahe der psychischen Umnachtung.
Ihr Schmerz über den Tod, ihre Angst vor Entdeckung, ihre Schuldgefühle führen zu einer unterschwellig stets gewaltgeladenen Atmosphäre. Vor allem der Vater vermag seine autoritäre Hilflosigkeit nur mühsam zu bändigen, will sich und seine Tochter anzünden, nachdem er sie und sich selbst mit Benzin übergossen hat. Wie gelähmt bleibt er im Versteck und erträgt keinen Widerspruch der Tochter, die ihn geduldig dazu zu bewegen versucht, wenigstens auf der Straße Luft zu schnappen.
Sie erinnert ihn daran, dass seine Frau nicht mehr lebt, überredet ihn schließlich, seine restlichen Ausweispapiere zu vernichten und sich der Polizei zu stellen. Auch sie weiß, dass dieser Schritt die Auslöschung der biographischen Identität bedeutet, aber sie überzeugt ihn, dass nur mit diesem Schritt in die Anonymität sich vielleicht die Hoffnung auf ein neues Leben in einem anderen Land eröffnet. Diese fast handlungslose Geschichte, die Mankell ohne jede Sentimentalität entwickelt, gewinnt etwas von der existentiellen Ausweglosigkeit wie sie uns zur Zeit des Kalten Krieges Samuel Beckett mit seinen Stücken vor Augen führte. Und diese symbolische Dimension eines menschlichen Lebens- und Überlebenskampfes verdankt sich der hohen Kunst der beiden Schauspieler, die dem naturalistisch raffinierten Dialog Mankells eine unangestrengte, gewissermaßen bescheidene Leidenschaftlichkeit und Überzeugungskraft verleihen.
Die zurückhaltende Regie von Brigitte Jacques - Wajeman trug zum Glanz der Aufführung gerade damit das Ihre bei, als so etwas wie "Regie" kaum wahrnehmbar war; sie unterstützte nur die individuelle Entfaltung der Schauspieler. Wie Maurice Bénichou sich räuspert, wenn er seine Wut ersticken muss, wie er schrie, wenn das Temperament des Vaters mit ihm durchgeht, wie er körperlich auf die vom offenen Fenster eindringende Kälte reagiert, wie er den Text so spricht, dass jeder Satz wirklich aus dem augenblicklichen Empfinden der Figur entstanden zu sein scheint, all das ist von einer solchen Meisterhaftigkeit, dass man eben diese vollkommen vergisst.
Das deutsche Publikum kennt diesen exzeptionellen Schauspieler u.a. durch die Filme von Michael Haneke. Auf der Bühne arbeitete er mit Patrice Chéreau, Luca Ronconi und Peter Brook. Seine junge Partnerin Rachida Brakni kann mit Maurice Bénichou Schritt halten. Sie machte nach der Schauspielschule 2001 schnell Karriere, spielte drei Jahre an der Comédie Française, erhielt verschiedene Bühnenpreise und wurde auch schon für ihre Arbeit in französischen Filmen ausgezeichnet, so beispielsweise mit dem César du Meilleur Espoir Féminin unter der Regie von Coline Serreau.
Dieses schöne Gesicht auf der Bühne prägt sich sofort ein, aber auch ihr nuanciertes Spiel. Es vermittelt die Ängste dieser Tochterfigur, deren Strenge und Liebe gegenüber dem Vater so einprägsam, dass man weit mehr von der Figur erfährt als ihre Worte es ausdrücken, sei es durch ihren Gang oder durch die Art und Weise wie sie den Tisch abräumt oder ihr Kopftuch abnimmt. Der gelungene Abend löst dank dieser Schauspielkunst trotz der deprimierenden Wirklichkeit, die Mankells Stück wiedergibt, Glückgefühle aus und das nicht zuletzt macht ja den Sinn von Theater aus.