
Krüger erinnerte an die Brüche in den 1990er-Jahren, die die Menschen im Osten bis heute prägten. Drei Viertel der Ostdeutschen hätten damals ihren Job wechseln müssen. "Es gibt eine viel größere Skepsis zu den Versprechen der Demokratie", meint Krüger. Das gelte es erst einmal zu verstehen und zu durchdringen. Dann könne man über politische Bildung oder über Politik insgesamt reden.
AfD: lieber politische Auseinandersetzung suchen als Verbote
Mit Blick auf ein mögliches Verbotsverfahren gegen die AfD zeigte Krüger sich zwiegespalten. Er befürworte die politische Auseinandersetzung, da man in einer Demokratie mit Verboten nur bedingt weiterkomme. Andererseits beobachte er mit Sorge, wie Radikalisierung durch unregulierte Social-Media-Algorithmen stattfinde. Wenn öffentliche Meinungsbildung nicht mehr für jeden gleichermaßen möglich sei, müsse man von undemokratischen Vorgängen sprechen. Daraus müsse man gegebenenfalls Konsequenzen ziehen, auch in Form von Parteiverboten.
Krüger entwickelte in seiner Amtszeit auch den "Wahl-O-Mat". Dieses Online-Tool habe einen Siegeszug in der politischen Bildung vollzogen. Bis zu fünf Prozent der Nichtwähler, die diese Befragung nutzen, wechselten ins Lager der Wähler. "Das ist für die politische Bildung ein ausgesprochen gutes Ergebnis. Jede Wählerin, die sich doch entschließt, aufgrund von Bildungsprozessen teilzunehmen an den Wahlen, von seinem Wahlrecht Gebrauch zu machen, ist ein Gewinn für die Demokratie."
Krüger kam im Jahr 2000 an die Spitze der Bundeszentrale und gibt das Amt nun nach 25 Jahren ab.
Diese Nachricht wurde am 15.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.