Kurt Beck geht, und sein früherer Finanzminister Ingolf Deubel steht vor Gericht wegen des Verdachts der Untreue. Gegen alle Bedenken betrieben die beiden die Erweiterung des Nürburgrings zu einem Freizeitpark. Ein Projekt, das zu den großen Bauskandalen der Gegenwart gehört und für verfehlte Strukturpolitik steht.
Ex-Finanzminister Ingolf Deubel ist die tragische Gestalt am Nürburgring. Mit ihm verknüpft ist der verhängnisvolle Entschluss von 2007: Den Nürburgring auszubauen zu einem ganzjährig geöffneten Freizeitpark.
"Es gibt keine vernünftige Alternative. Die einzige theoretische Alternative wäre: Weg aus der ersten Bundesliga, runter in die Regionalliga."
Unter dem falschen Motto ,Ganz oder gar nicht' verhob sich die damalige SPD-Alleinregierung. Schuf eine Investruine, eine riesige Freizeitlandschaft, die kaum Gäste anzieht – und für die, mangels Einnahmen, jetzt der Steuerzahler geradestehen muss – mit etwa zwei- bis dreihundert Millionen Euro.
"Für mich ist das in Beton gegossener Wahnsinn, arrogante Selbstüberschätzung."
polterte in diesem Jahr CDU-Oppositionsführerin Julia Klöckner im rheinland-pfälzischen Landtag.
Tatsächlich ist der Freizeitpark Nürburgring zum Symbol geworden für fehlgeleitete Strukturpolitik. Finanziell lief er ähnlich aus dem Ruder wie der Berliner Flughafen oder die Hamburger Elbphilharmonie. Doch obendrein fehlte dem Nürburgring die wirtschaftliche Basis. Die Hoffnung, in der Hohen Eifel einen touristischen Magneten schaffen zu können – sie beruhte von Anfang an auf falschen Annahmen.
"Wir wollen auf 4,1 Millionen Besucher kommen – in den unterschiedlichsten Bereichen","
tönte der damalige Nürburgring-Chef Walther Kafitz. Früh regte sich Skepsis angesichts solcher Erwartungen. Aus dem Raum Köln eineinhalb Stunden lang über Landstraßen in die Eifel fahren und ausgerechnet an einer Rennstrecke Kurzurlaub machen – wer sollte das tun?
""Wir gehen ja nicht blauäugig in ein solches Geschäft hinein, wir sind gut beraten."
versicherte Finanzminister Deubel. Er und Regierungschef Beck ignorierten alle Warnungen und begannen im Herbst 2008 zu bauen. Der vereinbarte Fertigstellungstermin zur Formel1, im Sommer 2009, setzte Architekten und Baufirmen unter enormen Druck:
"Argumente wurden vom Tisch geweht – man hatte einen Termin vor, der war 2009 – und dem Termin wurde alles geopfert – bei nüchterner Betrachtung komplett unrealistisch."
Architekt Peter Wahl – allein in seinem Bauabschnitt stiegen die Kosten um nahezu 100 Prozent. Viele der Gebäude sind heute von Schimmel befallen. Das größte Debakel aber erwartete die Landesregierung von Kurt Beck bei der Finanzierung des Projekts. Denn mangels Erfolgsaussichten blieb auch das Interesse von Investoren aus. In seiner Not, Finanzierungsquellen aufzutun, geriet Minister Deubel stattdessen an Finanzvermittler, die abenteuerliche Versprechungen machten. Gegen öffentliche Häme setzte sich der Minister immer heftiger zur Wehr.
"Wenn Investoren, ohne dass man irgend etwas über sie weiß, öffentlich diskreditiert werden, dann ist das ein unglaublicher Vorgang!"
Ingolf Deubel 2009 im rheinland-pfälzischen Landtag. Doch der Minister hatte sich in einem Netz unseriöser Zusagen verstrickt. Als Investor galt ein angeblicher amerikanischer Multimillionär. Dessen Schecks jedoch erwiesen sich als ungedeckt, der vermeintliche Mäzen selbst als gewöhnlicher Krimineller. Deubel musste zurücktreten – die Landesregierung versuchte, mit der Verpachtung des Nürburgrings einen neuen Anfang zu machen. Doch mangels Einnahmen ließen sich die gewaltigen Investitionen nicht wieder hereinholen. Mitte Juli musste die Rennstrecke Insolvenz anmelden. Es war der Anfang vom Ende Kurt Becks als Ministerpräsident.
Ex-Finanzminister Ingolf Deubel ist die tragische Gestalt am Nürburgring. Mit ihm verknüpft ist der verhängnisvolle Entschluss von 2007: Den Nürburgring auszubauen zu einem ganzjährig geöffneten Freizeitpark.
"Es gibt keine vernünftige Alternative. Die einzige theoretische Alternative wäre: Weg aus der ersten Bundesliga, runter in die Regionalliga."
Unter dem falschen Motto ,Ganz oder gar nicht' verhob sich die damalige SPD-Alleinregierung. Schuf eine Investruine, eine riesige Freizeitlandschaft, die kaum Gäste anzieht – und für die, mangels Einnahmen, jetzt der Steuerzahler geradestehen muss – mit etwa zwei- bis dreihundert Millionen Euro.
"Für mich ist das in Beton gegossener Wahnsinn, arrogante Selbstüberschätzung."
polterte in diesem Jahr CDU-Oppositionsführerin Julia Klöckner im rheinland-pfälzischen Landtag.
Tatsächlich ist der Freizeitpark Nürburgring zum Symbol geworden für fehlgeleitete Strukturpolitik. Finanziell lief er ähnlich aus dem Ruder wie der Berliner Flughafen oder die Hamburger Elbphilharmonie. Doch obendrein fehlte dem Nürburgring die wirtschaftliche Basis. Die Hoffnung, in der Hohen Eifel einen touristischen Magneten schaffen zu können – sie beruhte von Anfang an auf falschen Annahmen.
"Wir wollen auf 4,1 Millionen Besucher kommen – in den unterschiedlichsten Bereichen","
tönte der damalige Nürburgring-Chef Walther Kafitz. Früh regte sich Skepsis angesichts solcher Erwartungen. Aus dem Raum Köln eineinhalb Stunden lang über Landstraßen in die Eifel fahren und ausgerechnet an einer Rennstrecke Kurzurlaub machen – wer sollte das tun?
""Wir gehen ja nicht blauäugig in ein solches Geschäft hinein, wir sind gut beraten."
versicherte Finanzminister Deubel. Er und Regierungschef Beck ignorierten alle Warnungen und begannen im Herbst 2008 zu bauen. Der vereinbarte Fertigstellungstermin zur Formel1, im Sommer 2009, setzte Architekten und Baufirmen unter enormen Druck:
"Argumente wurden vom Tisch geweht – man hatte einen Termin vor, der war 2009 – und dem Termin wurde alles geopfert – bei nüchterner Betrachtung komplett unrealistisch."
Architekt Peter Wahl – allein in seinem Bauabschnitt stiegen die Kosten um nahezu 100 Prozent. Viele der Gebäude sind heute von Schimmel befallen. Das größte Debakel aber erwartete die Landesregierung von Kurt Beck bei der Finanzierung des Projekts. Denn mangels Erfolgsaussichten blieb auch das Interesse von Investoren aus. In seiner Not, Finanzierungsquellen aufzutun, geriet Minister Deubel stattdessen an Finanzvermittler, die abenteuerliche Versprechungen machten. Gegen öffentliche Häme setzte sich der Minister immer heftiger zur Wehr.
"Wenn Investoren, ohne dass man irgend etwas über sie weiß, öffentlich diskreditiert werden, dann ist das ein unglaublicher Vorgang!"
Ingolf Deubel 2009 im rheinland-pfälzischen Landtag. Doch der Minister hatte sich in einem Netz unseriöser Zusagen verstrickt. Als Investor galt ein angeblicher amerikanischer Multimillionär. Dessen Schecks jedoch erwiesen sich als ungedeckt, der vermeintliche Mäzen selbst als gewöhnlicher Krimineller. Deubel musste zurücktreten – die Landesregierung versuchte, mit der Verpachtung des Nürburgrings einen neuen Anfang zu machen. Doch mangels Einnahmen ließen sich die gewaltigen Investitionen nicht wieder hereinholen. Mitte Juli musste die Rennstrecke Insolvenz anmelden. Es war der Anfang vom Ende Kurt Becks als Ministerpräsident.