Schon am Flughafen von Sofia wird Klartext gesprochen: "No payment here", steht an der Passkontrolle. Hier ist nichts zu bezahlen. Dazu ein Foto, wie jemand mit dem Pass ein Bündel Geldscheine über den Tisch schiebt. Der deutliche Hinweis soll vermutlich vor allem einreisende EU-Beamte beeindrucken: Schaut her, wir tun was gegen die Korruption.
Denn das ist der Hauptvorwurf, den die EU-Kommission der bulgarischen Regierung macht, dass sie zu unentschlossen gegen die allgegenwärtige Korruption vorgeht.
Premierminister Sergey Stanishev findet den Vorwurf ungerecht:
"Es ist nicht so, dass die Europäische Kommission Reformen verlangt und wir diese Reformen unwillig umsetzen. Wir machen das in unserem eigenen Interesse. Alle Reformen der letzten Jahre waren sehr schmerzhaft, wir haben einen hohen sozialen Preis bezahlt. Viele Leute haben durch diese Reformen verloren. Aber wir haben das gemacht, weil wir in die Europäische Union wollen und weil das unserem Land nützt. Bulgarien hat sich in den letzten fünf Jahren zum Positiven verändert."
Nach anfänglichem Stillstand haben die bulgarischen Politiker in den letzten Jahren tatsächlich einige Reformen durchgeführt. Nicht alle waren erfolgreich. Die Justiz beispielsweise ist jetzt so unabhängig, dass es fast unmöglich ist, korrupte oder unfähige Richter auszutauschen. Die EU-Kommission fordert deshalb eine neue Reform und die Regierung weiß nicht, wie sie es anpacken soll, damit es nicht wieder schief geht.
Eines der beliebtesten Gesprächsthemen in Sofia ist derzeit, ob Bulgarien sieben Monate vor dem erhofften Beitritt wirklich reif ist für die Europäische Union.
"Ich denke, dass wir schon fertig sind und ich denke, dass ein Jahr früher oder später nicht so von Bedeutung ist."
"Ich bin fertig, sie ist fertig, junge Menschen sind fertig, aber meine Mutter und mein Vater sind nicht fertig. Unser politisches System ist nicht fertig. Unsere Gesellschaft ist nicht fertig. Wenn wir realistisch sind: Wir sind gar nicht fertig für die Union."
So wie die Studenten Alexander und Demianam reden viele in Bulgarien: Das Land sei noch weit weg vom europäischen Standard. Trotzdem wollen sie, dass die Europäische Union Bulgarien jetzt aufnimmt und nicht länger hinhält. Ihre Begründung ist einfach: Bulgarien hat sich dramatisch verändert, die Wirtschaft brummt mit hohen Wachstumsraten, die Investoren sind dabei, das Land zu entdecken. Da wäre es falsch, jetzt den Beitritt zu verschieben. Selbst der vor einem Jahr abgewählte Premierminister, Ex-König Simeon Sachsen-Coburg-Gotha, warnt vor einem Aufschub:
"Wenn man in der EU ist, ist man viel mehr gezwungen, alles zu tun, auch die Regeln zu beachten, die man von uns verlangt, als draußen bleiben, noch dazu enttäuscht. Und bei allem Respekt für die zehn Länder, die in 2004 kamen: Ich frag mich, ob die alle 100 Prozent fertig waren."
Auch Ruslan Stefanov vom Zentrum für Demokratiestudien in Sofia bescheinigt dem Land enorme Fortschritte. Seit 1998 habe sich die Alltagskorruption halbiert. In den Krankenhäusern, bei der Polizei, auf den Ämtern seien Schmiergelder zwar nicht aus der Mode, aber man muss nicht mehr überall bezahlen, sagt Stefanow. Im internationalen Vergleich schneide Bulgarien inzwischen besser ab als Polen und Griechenland. Bulgariens Problem sei, dass es an vorzeigbaren Erfolgen fehle. Bisher wurde kein hoher Politiker wegen Korruption angeklagt, und auch die 170 ungeklärten Auftragsmorde auf den Straßen von Sofia machen keinen guten Eindruck. Doch das hält Ruslan Stefanov vom Zentrum für Demokratiestudien für ein lokales Problem, das Bulgarien als EU-Mitglied leichter lösen kann als jetzt.
"Ich denke, dass die bulgarische Korruption für die EU kein wirkliches Risiko ist. Gegen die Zweckentfremdung von EU-Strukturfonds kann man ausreichende Kontrollen einbauen, wie das zum Beispiel in Griechenland gemacht wird. Was das organisierte Verbrechen angeht, da muss man feststellen, dass die bulgarischen Banden längst in der Europäischen Union aktiv sind. Da wird sich mit dem Beitritt nichts verschlimmern, im Gegenteil. Die engere Zusammenarbeit der Behörden wird helfen, die Verbrecher ins Gefängnis zu bringen."
Denn das ist der Hauptvorwurf, den die EU-Kommission der bulgarischen Regierung macht, dass sie zu unentschlossen gegen die allgegenwärtige Korruption vorgeht.
Premierminister Sergey Stanishev findet den Vorwurf ungerecht:
"Es ist nicht so, dass die Europäische Kommission Reformen verlangt und wir diese Reformen unwillig umsetzen. Wir machen das in unserem eigenen Interesse. Alle Reformen der letzten Jahre waren sehr schmerzhaft, wir haben einen hohen sozialen Preis bezahlt. Viele Leute haben durch diese Reformen verloren. Aber wir haben das gemacht, weil wir in die Europäische Union wollen und weil das unserem Land nützt. Bulgarien hat sich in den letzten fünf Jahren zum Positiven verändert."
Nach anfänglichem Stillstand haben die bulgarischen Politiker in den letzten Jahren tatsächlich einige Reformen durchgeführt. Nicht alle waren erfolgreich. Die Justiz beispielsweise ist jetzt so unabhängig, dass es fast unmöglich ist, korrupte oder unfähige Richter auszutauschen. Die EU-Kommission fordert deshalb eine neue Reform und die Regierung weiß nicht, wie sie es anpacken soll, damit es nicht wieder schief geht.
Eines der beliebtesten Gesprächsthemen in Sofia ist derzeit, ob Bulgarien sieben Monate vor dem erhofften Beitritt wirklich reif ist für die Europäische Union.
"Ich denke, dass wir schon fertig sind und ich denke, dass ein Jahr früher oder später nicht so von Bedeutung ist."
"Ich bin fertig, sie ist fertig, junge Menschen sind fertig, aber meine Mutter und mein Vater sind nicht fertig. Unser politisches System ist nicht fertig. Unsere Gesellschaft ist nicht fertig. Wenn wir realistisch sind: Wir sind gar nicht fertig für die Union."
So wie die Studenten Alexander und Demianam reden viele in Bulgarien: Das Land sei noch weit weg vom europäischen Standard. Trotzdem wollen sie, dass die Europäische Union Bulgarien jetzt aufnimmt und nicht länger hinhält. Ihre Begründung ist einfach: Bulgarien hat sich dramatisch verändert, die Wirtschaft brummt mit hohen Wachstumsraten, die Investoren sind dabei, das Land zu entdecken. Da wäre es falsch, jetzt den Beitritt zu verschieben. Selbst der vor einem Jahr abgewählte Premierminister, Ex-König Simeon Sachsen-Coburg-Gotha, warnt vor einem Aufschub:
"Wenn man in der EU ist, ist man viel mehr gezwungen, alles zu tun, auch die Regeln zu beachten, die man von uns verlangt, als draußen bleiben, noch dazu enttäuscht. Und bei allem Respekt für die zehn Länder, die in 2004 kamen: Ich frag mich, ob die alle 100 Prozent fertig waren."
Auch Ruslan Stefanov vom Zentrum für Demokratiestudien in Sofia bescheinigt dem Land enorme Fortschritte. Seit 1998 habe sich die Alltagskorruption halbiert. In den Krankenhäusern, bei der Polizei, auf den Ämtern seien Schmiergelder zwar nicht aus der Mode, aber man muss nicht mehr überall bezahlen, sagt Stefanow. Im internationalen Vergleich schneide Bulgarien inzwischen besser ab als Polen und Griechenland. Bulgariens Problem sei, dass es an vorzeigbaren Erfolgen fehle. Bisher wurde kein hoher Politiker wegen Korruption angeklagt, und auch die 170 ungeklärten Auftragsmorde auf den Straßen von Sofia machen keinen guten Eindruck. Doch das hält Ruslan Stefanov vom Zentrum für Demokratiestudien für ein lokales Problem, das Bulgarien als EU-Mitglied leichter lösen kann als jetzt.
"Ich denke, dass die bulgarische Korruption für die EU kein wirkliches Risiko ist. Gegen die Zweckentfremdung von EU-Strukturfonds kann man ausreichende Kontrollen einbauen, wie das zum Beispiel in Griechenland gemacht wird. Was das organisierte Verbrechen angeht, da muss man feststellen, dass die bulgarischen Banden längst in der Europäischen Union aktiv sind. Da wird sich mit dem Beitritt nichts verschlimmern, im Gegenteil. Die engere Zusammenarbeit der Behörden wird helfen, die Verbrecher ins Gefängnis zu bringen."