Diana Wawrick, die Vorsitzende der britischen Rektorenkonferenz, hat einen Grund zur Freude - wenn auch einen bescheidenen: "Zum ersten Mal in den vergangenen 18 Jahren wird den Hochschulen wenigstens nicht das Geld gestrichen." Denn auch die Hochschulen sollen jetzt vom beträchtlichen Überschuss in den Staatskassen profitieren, den die Regierung mit strenger Haushaltsdisziplin in zwei Jahren angespart hat. Finanzminister Gordon Brown versprach den Hochschulen im Königreich 100 Millionen Pfund zusätzlich - rund 317 Millionen Mark, allerdings nur für das nächste Jahr. Für die Zeit danach müssen die Universitäten neu verhandeln. Doch ohnehin diskutieren die Rektoren in Großbritannien neue Finanzierungsmodelle im Hochschulwesen. Schon heute bestreiten viele Universitäten im Königreich einen großen Teil ihres Haushalts aus nichtstaatlichen, privaten Quellen. Dabei entwickeln sie einige Fantasie: Viele britische Hochschulen vermieten zum Beispiel in den Ferien Räume an zahlende Gäste, oder sie erheben Studiengebühren. Die London School of Economics etwa bestreitet 40 Prozent ihres Etats aus den Taschen ihrer Studenten. Oxford wiederum will sich den Bau von Chemielabors durch eine Bank finanzieren lassen. Im Gegenzug wird das Geldunternehmen an allen Startup-Unternehmen beteiligt, die aus den neuen Laboratorien hervorgehen. Originell auch der Einfall der Universität Keele im Nordwesten Englands. Die ausgedehnte Campus-Uni nutzt seit kurzem ihre Studentenwohnheime als festverzinsliches Rentenpapier, berichtet Finanzdirektor Paul Rigg: "Wir haben die Einnahmen, die wir durch die Mieten der Studenten haben, verkauft, und zwar an eine eigene Gesellschaft - Owengate Keele -, die das Rentenpapier herausgibt." Rund 220 Millionen Mark gehen so auf einen Schlag an der Uni ein, anstatt über Jahrzehnte hinweg als Mieten. Jetzt könne man geplante Renovierungsarbeiten sofort angehen, so Rigg. Das Unternehmen, das die Mieteinahmen für 30 Jahre gekauft hat, sieht in der Umwandlung von Mieten in Wertpapiere ein Modell mit Zukunft. Owengate-Direktor Douglas Pinnock: "Das zusätzlich Kapital ermöglicht es den Unis, sich zusätzliche Angebote in Lehre und Forschung zu leisten. Unis, die daran den Anschluss verlieren, werden zweitklassig werden."
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Die britische Rektorenkonferenz CVCP ("Committee of Vice-Chancellors and Principles of the Universities of the United Kingdom) bietet auf ihren Internetseiten viele Hintergrundinformationen zur Hochschulpolitik in England.
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