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Schimmelpilze in der Wohnung

Ob Rohrbrüche oder ein ausgelaufener Kühlschrank: Meist ziehen unbehandelte Wasserschäden den Schimmelpilz nach sich. Doch wer kommt schon auf die Idee, dass auch ein gut isoliertes Gebäude der Auslöser dafür sein kann? Hat sich der Pilz erst einmal häuslich nieder gelassen, ist er nicht nur ein optisches Problem: Unter Umständen kann er die Ursache für gesundheitliche Probleme der Hausbewohner mit sich bringen. Energie sparen ist sinnvoll. Zum einen schont es die Umwelt und zum anderen profitiert der Verbraucher von niedrigen Energiekosten.

von Beate Peters |
    Doch es birgt auch Gefahren. Immer häufiger beklagen Baufachleute und Umweltmediziner, dass mit der zunehmenden Isolierung der Häuser die Gefahr einer Schimmelpilzbildung einhergeht. Der Grund dafür: Zu viel Feuchtigkeit und zu wenig Luft in Räumen. Folge dieses sogenannten mikrobiellen Befalls können beispielsweise Erkrankungen der Atemwege sein. Jörg Brandhorst, Bauphysiker aus Bonn, warnt insbesondere vor einer einseitigen Haus-Sanierung:

    "Wenn wir das nicht umfassend erfassen können, die Systeme des Gebäudes, dann kriegen wir in absehbarer Zeit eine mittlere Katastrophe, gerade im Bereich der Schimmelpilzbildung. Wir können Gebäude energetisch nur sanieren, wenn wir das Gesamtgefüge ansehen. Wenn wir erst anfangen mit Fenstersanierung wird es zwangsläufig zu Schimmelpilzbildung kommen, da die Luftdichtung zu hoch wird oder die Kondensatfläche Fenster entfällt, bzw. das schwächste Bauteil, einfach verglaste Fenster, entfallen und jetzt die Wand schlecht wird."

    Eine guter Nährboden für Schimmelpilzbildung sind Feuchtigkeit und Wärme. Immerhin schwitzt alleine beim Schlafen ein Mensch bis zu eineinhalb Liter Wasser aus, durch Duschen, Kochen oder Wäschetrocknen steigt das Feuchtigkeitsvolumen auf ein Vielfaches an. Eine vierköpfige Familie produziert so am Tag rund 15 Liter Feuchtigkeit, die eigentlich aus den Räumen nach draußen müsste. Doch das wird bei gut isolierten Häusern zunehmend schwieriger. Denn sorgten einst noch zugige Gebäude oder Kaminöfen dafür, dass die Feuchtigkeit entweichen oder aber an einfach verglasten Fensterscheiben kondensieren konnte, bleibt sie heute in den Häusern. Und setzt sich an kalten Wänden, Außenecken oder hinter Schränken nieder.

    "Hier entsteht dann Schimmelpilzbildung, was letztendlich nur mit zwei Maßnahmen reduziert werden kann: a) mit verstärkter Wärmedämmung, möglichst von außen, möglichst mit Produkten, die mit Feuchtigkeit umgehen können. Und b) wieder durch den Einsatz vernünftiger, kleiner Lüftungsanlagen."

    Lüften ist bei gut isolierten Gebäuden also das A und O, um einer Schimmelpilzbildung zu begegnen. Dabei machen Lüftungsanlagen vor allen Dingen in Wohnungen in dicht besiedelten Gebieten Sinn, in denen die Luftbewegungen im allgemeinen geringer sind. Ansonsten empfiehlt sich mehrmaliges, konsequentes Durchlüften. Aber, so Jörg Brandhorst, geht es darum, die Probleme nicht erst zu schaffen:

    "Fenster auf Kipp Stellung gilt nicht als Lüftung , funktioniert auch nicht, sondern kühlt nur die Fensterleibung aus, wo es hier dann wieder verstärkt zu Schimmelpilzbildung kommen kann."

    Ist der Schimmelpilz erst einmal im Haus, hilft meist nur eine sofortige Grund-Sanierung der befallenen Stellen. Besonders tückisch: Oft steckt der Befall aber auch an nicht sichtbaren Stellen, wie unter Putz, Teppich und Tapete. Gefährlich für den Menschen sind Schimmelpilze allemal. Gesundheitliche Probleme, wie zum Beispiel eine Erkrankung der Atemwege, können mit einem Befall von Schimmelpilz in Zusammenhang stehen. Gefährdet sind vor allem Immunschwache, wie Kinder und Ältere. Fatal: Diese Erkrankungen werden oft nicht unbedingt mit dem Befall in Verbindung gebracht. Erst eine Untersuchung des häuslichen Umfeldes kann dann helfen, der Ursache auf die Schliche zu kommen. Angesichts solcher Probleme stellt sich die Frage, wie sich Gesundheitsschutz und Umweltschutz in Einklang bringen lassen. Für Umweltmediziner Dr. Gernot Sigrist steht fest:

    "Es macht keinen Sinn, unsere Gebäude noch dichter zu machen, noch wärmer einzupacken, sondern wir werden uns Systeme überlegen müssen, wie man das Lüftungsproblem und der mit der Lüftung verbundenem Wärmeverlust, wie man dieses Problem in den Griff bekommt. Das kann aus meiner jetzigen Sicht nur darin liegen, dass man die Wärme, die man da verliert in irgendeiner Weise, ich sage mal durch Wärmepumpen, zurückgewinnt und in hygienisch einwandfreier Weise dem Heizungssystem zuführt."