Die Krakauer Vorstadt Zabłocie ist ein klassischer Industriebezirk, der nach der Wende seine Funktion verlor und bislang noch nicht - wie andernorts - mit Einkaufszentren, Lofts oder Galerien überhäuft wurde. Besucher kommen nach Zabłocie meist nur aus einem Grund: In der Lipowa-Strasse liegt jene Emaille-Fabrik, in der der Industrielle Oskar Schindler während des Zweiten Weltkriegs rund 1200 jüdische Zwangsarbeiter vor der Ermordung in den Vernichtungslagern bewahrte. Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" treibt tagtäglich Hunderte von Besuchern in die Fabrikhallen aus den dreißiger Jahren mit ihren charakteristisch gereihten Pultdächern. Zur Straße hin, im früheren Verwaltungstrakt erinnert eine kleine Ausstellung an Schindler und die Geschichte der Krakauer Juden. Der Großteil der Hallen auf dem Hof steht leer oder wird provisorisch genutzt. Dort, erkläutert Stadtbaudirektor Maciej Dadak, soll das erste Krakauer Museum für Gegenwartskunst entstehen.
" Man mag denken, es gäbe genügend andere Orte in Krakau, wo man so ein Museum für Gegenwartskunst errichten könnte. Schaut man aber genau hin, zeigt sich, dass die Möglichkeiten eher bescheiden sind. Für die Schindler-Fabrik hingegen gab es kein Nutzungskonzept, als sie vor rund drei Jahren von der Stadt übernommen wurde."
Das zeitgenössische Kunstmuseum in der Schindler-Fabrik ist eine Initiative des linksliberalen Krakauer Stadtpräsidenten Jacek Majchrowski. Majchrowski und seine Verbündeten sehen das Vorhaben nicht nur als Kunstförderung, sondern betrachten es auch als einen ersten Schritt zur Erneuerung des vernachlässigten Industriebezirks Zabłocie. Sie spekulieren auf eine wirtschaftliche Aufwertung durch Kultur und Tourismus. Doch seit sie für den Museumsbau engagieren , meldet sich Prostest von allen möglichen Seiten, vor allem von der politischen Rechten. Moderne Kunst - so ihre Kalkulation - sorge notwendigerweise für Skandale. Wenn diese Skandale aber ihren Ort auf dem historischen Gelände der Schindler-Fabrik hätten, würde das Andenken der Holocaust-Opfer beschädigt. Deren Nachfahren könnten dann dafür den Polen die Schuld in die Schuhe schieben. Welche Reaktionen etwa würde es hervorrufen, fragen die Nationalkonservativen, wenn ein Kunstmuseum in der Schindler-Fabrik das Konzentrationslager aus Legosteinen zeigen würde, für das der polnische Gegenwartskünstler Zbigniew Libera international ausgezeichnet wurde.
Die Stadt indes hat sich verpflichtet, umgerechnet rund 10 Millionen Euro in das Museum zu investieren, und sie hat dafür einen internationalen Architektenwettbewerb ausgeschrieben, dessen Ergebnis seit gestern Abend vorliegt. Prämiert wurden auf Platz eins der Entwurf des in Florenz ansässigen Büros von Claudio Nardi und auf Platz zwei der des in Amsterdam und Berlin arbeitenden israelischen Architekten Zvi Hecker. In beiden Entwürfen werden die historischen Gebäude eng in den Museumsbau mit rund 4.000 Quadratmetern geplanter Ausstellungsfläche einbezogen. Die historische Ausstrahlung der Schindler-Fabrik bleibt hier wie dort unbeeinträchtigt. Im Falle des wohl anspruchsvolleren, aber nach Ansicht der Jury auch teureren und technisch schwierigeren Entwurfs von Zvi Hecker eröffne sich durch die besondere Gestaltung des Eingangsbereichs überdies eine Perspektive für die Erneuerung des Stadtteils Zabłocie. Zvi Hecker, der israelische Architekt, der unter anderem in Berlin und Stralsund gebaut hat, steht dem historischen Ort des modernen Museum s wohl am nächsten. Er wurde 1931 in Krakau geboren. Seine Angehörigen überlebten den Holocaust nicht. Hecker studierte nach dem Zweiten Weltkrieg Architektur in Krakau und wanderte nach Israel aus. Über den in seiner Geburtsstadt geführten Streit um moderne Kunst und historisches Gedenken urteilt er so.
" Ich glaube, das ist alles nicht so problematisch, wie es dargestellt wird. Die moderne Kunst wurde von Hitler und den Nazis verfolgt. Die Nazis haben sie konfisziert, zerstört, verbrannt, und zwar in einem Maße, dass man sagen kann, ihr Hass, auf Juden, Slawen und Roma war für sie nichts anderes als ihr Hass auf die moderne Kunst. Also für mich ist die Verbindung dieser beiden Themen überhaupt nicht fremd. "
" Man mag denken, es gäbe genügend andere Orte in Krakau, wo man so ein Museum für Gegenwartskunst errichten könnte. Schaut man aber genau hin, zeigt sich, dass die Möglichkeiten eher bescheiden sind. Für die Schindler-Fabrik hingegen gab es kein Nutzungskonzept, als sie vor rund drei Jahren von der Stadt übernommen wurde."
Das zeitgenössische Kunstmuseum in der Schindler-Fabrik ist eine Initiative des linksliberalen Krakauer Stadtpräsidenten Jacek Majchrowski. Majchrowski und seine Verbündeten sehen das Vorhaben nicht nur als Kunstförderung, sondern betrachten es auch als einen ersten Schritt zur Erneuerung des vernachlässigten Industriebezirks Zabłocie. Sie spekulieren auf eine wirtschaftliche Aufwertung durch Kultur und Tourismus. Doch seit sie für den Museumsbau engagieren , meldet sich Prostest von allen möglichen Seiten, vor allem von der politischen Rechten. Moderne Kunst - so ihre Kalkulation - sorge notwendigerweise für Skandale. Wenn diese Skandale aber ihren Ort auf dem historischen Gelände der Schindler-Fabrik hätten, würde das Andenken der Holocaust-Opfer beschädigt. Deren Nachfahren könnten dann dafür den Polen die Schuld in die Schuhe schieben. Welche Reaktionen etwa würde es hervorrufen, fragen die Nationalkonservativen, wenn ein Kunstmuseum in der Schindler-Fabrik das Konzentrationslager aus Legosteinen zeigen würde, für das der polnische Gegenwartskünstler Zbigniew Libera international ausgezeichnet wurde.
Die Stadt indes hat sich verpflichtet, umgerechnet rund 10 Millionen Euro in das Museum zu investieren, und sie hat dafür einen internationalen Architektenwettbewerb ausgeschrieben, dessen Ergebnis seit gestern Abend vorliegt. Prämiert wurden auf Platz eins der Entwurf des in Florenz ansässigen Büros von Claudio Nardi und auf Platz zwei der des in Amsterdam und Berlin arbeitenden israelischen Architekten Zvi Hecker. In beiden Entwürfen werden die historischen Gebäude eng in den Museumsbau mit rund 4.000 Quadratmetern geplanter Ausstellungsfläche einbezogen. Die historische Ausstrahlung der Schindler-Fabrik bleibt hier wie dort unbeeinträchtigt. Im Falle des wohl anspruchsvolleren, aber nach Ansicht der Jury auch teureren und technisch schwierigeren Entwurfs von Zvi Hecker eröffne sich durch die besondere Gestaltung des Eingangsbereichs überdies eine Perspektive für die Erneuerung des Stadtteils Zabłocie. Zvi Hecker, der israelische Architekt, der unter anderem in Berlin und Stralsund gebaut hat, steht dem historischen Ort des modernen Museum s wohl am nächsten. Er wurde 1931 in Krakau geboren. Seine Angehörigen überlebten den Holocaust nicht. Hecker studierte nach dem Zweiten Weltkrieg Architektur in Krakau und wanderte nach Israel aus. Über den in seiner Geburtsstadt geführten Streit um moderne Kunst und historisches Gedenken urteilt er so.
" Ich glaube, das ist alles nicht so problematisch, wie es dargestellt wird. Die moderne Kunst wurde von Hitler und den Nazis verfolgt. Die Nazis haben sie konfisziert, zerstört, verbrannt, und zwar in einem Maße, dass man sagen kann, ihr Hass, auf Juden, Slawen und Roma war für sie nichts anderes als ihr Hass auf die moderne Kunst. Also für mich ist die Verbindung dieser beiden Themen überhaupt nicht fremd. "