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Schinkenfälschern auf der Spur

Ob Kölsch, Frankenwein und Parmaschinken - bei vielen Lebensmitteln kommt es nicht nur auf den Geschmack an, sondern auch auf die Herkunft. Das ist natürlich ein lukratives Feld für Betrüger, die einfach billigen Schinken von irgendwo als Parmaschinken verkaufen. Doch geographische Angaben bei Nahrungsmitteln lassen sich überprüfen. Die Analysetechniken sind zurzeit Thema des Kongresses TRACE in München.

Von Susanne Roßbach |
    "Der Verbraucher muss einfach sicher sein, dass das was auf dem Produkt angegeben ist, die Herkunft, dass die auch stimmt Ein Beispiel ist die Herkunftsbestimmung von Spargel. Ist denn der fränkische Spargel wirklich aus Franken? Hier ist es wichtig, dass der Verbraucher, der ja für ein etwas teureres Produkt zahlt, auch wirklich sicher sein kann, dass er genau dieses Produkt erhält."

    Katrin Grimmer ist die Sprecherin des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, kurz LGL Es ist eines der insgesamt 54 Forschungszentren, Universitäten und Firmen, die an dem Projekt beteiligt sind. Mineralwasser, Getreide, Honig, Fleisch und Geflügel aus unterschiedlichen Regionen der EU werden mit verschiedenen Methoden untersucht. Ergänzend wird das Verbraucherverhalten erforscht: Welchen Einfluss hat die Herkunft eines Produktes auf die Kaufentscheidung des Konsumenten? Wie wichtig ist ihm die Rückverfolgbarkeit? Das Spezialgebiet der bayerischen Wissenschaftler ist die Stabilisotopenanalytik. Jedes Lebensmittel enthält typische Merkmale der Region, aus der es kommt - ähnlich individuell wie der Fingerabdruck eines Menschen. Diese Merkmale sind abhängig von den geologischen und klimatischen Gegebenheiten, erklärt Katrin Grimmer vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit:

    "Die Stabilisotopenmethode nutzt den Umstand, dass die Hauptelemente der Biomasse, wie zum Beispiel Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff in der Natur nicht konstant vorkommen, sondern variieren. D.h., je nach Herkunft eines Produktes habe ich unterschiedliche Isotope. So weist der Spargel aus Franken bestimmte stoffliche Verbindungen auf. Die hängen z. B. auch von klimatischen Bedingungen ab, die hängen von dem Boden, in dem der Spargel wächst, ab; und dann kann geschaut werden: Die Probe, die wir vorliegen haben, entspricht die 1 zu 1 dem Fingerabdruck der authentischen Probe des fränkischen Spargels."

    Mit dieser im TRACE-Projekt entwickelten Methode untersuchte das LGL auch Fertigprodukte mit Hühnerfleisch unter der Fragestellung: "Geflügelgrippe - Woher kommen unsere Hühnerprodukte?". Im asiatischen Raum wird Geflügel überwiegend mit Mais gefüttert. Diese Maisfütterung kann anhand von Kohlenstoffisotopenverhältnissen erkannt werden. Damit wird eine Unterscheidung zwischen europäischem und chinesischem Hühnerfleisch möglich. Eine weitere Methode, mit der Lebensmittelbetrug aufgedeckt werden kann, ist die Polymerase-Kettenreaktion. Bei diesem molekularbiologischen Verfahren wird gezielt Erbinformation aus einer Probe entnommen und millionenfach vervielfältigt, um genügend Material für die Analysen zur Verfügung zu haben. Damit ist es zum Beispiel möglich, fremde Erbinformation in Lebensmitteln nachzuweisen und somit gentechnisch veränderte Lebensmittel als solche zu erkennen. Oder eben gefälschte: Mit dieser Methode konnten Wissenschaftler zum Beispiel nachweisen, dass hochwertiger Basmati-Reis häufig mit billigeren Reissorten gemischt verkauft wird.

    Das EU-Projekt TRACE endet in diesem Jahr. Das Hauptergebnis des Projektes ist eine molekularbiologische Datenbank, in der die Fingerabdrücke von Lebensmitteln sortiert nach geografischer und biologischer Herkunft abgelegt wurden. Die Daten sollen später den Überwachungsbehörden und der Industrie zur Verfügung gestellt werden und so die Herkunftsbestimmung erleichtern und zum Verbraucherschutz beitragen.