Schon von Beginn an ist klar, wer hier für wen entbrannt ist, selbst, wenn vier der Darsteller, des auf fünf Schauspieler zusammengeschrumpften Ensembles, noch am Rand auf Stühlen sitzen, erst langsam gleichsam in ihre Rollen hineinwachsen. Während einer also wie bei Kleist üblich den mythologischen Background aberzählt, sind sie, die doch eigentlich noch gar nicht Griechenheld Achill und Amazonenkönigin Penthesilea sind, im Gestus, im Spiel der Blicke, in diesen wollüstigen zarten Lächeln schon längst als voneinander erwählt erkennbar. So wie sie sich von Schauspieler zu Schauspielerin die Volvic-Flasche reichen, so wie sie im sitzen tanzen, sich betrachten, ist der erotischer Fächer von Spiel Spaß, Zärtlichkeit, Aggression und Gewalt schon aufgefächert, ist das Liebesspiel als Spiel der Leidenschaft und als eines von Macht und Unterwerfungsgier schon programmiert.
Achill: " Den Wagen nicht eher zu den Freunden ich lenke, ich schwörs, bis ich sie kann durch die Straßen häuptlings mit mir schleifen! "
Penthesilea und Achill tanzen, Körper an Körper, doch dieser Liebeschwof wird ihnen bald zum brutalen Kampf, in dem sie ihn lächelnd zu Boden stößt, er sie an den Haaren krallt um sie sich wuchtig auf die Knie zu schlagen. Immer wieder brechen in Stefan Kimmigs Salzburger Inszenierung von Kleists "Penthesilea" gerade in die zartesten Momente mit körperlicher Gewalt und Entäußerung jene brachial menschlichen Triebe durch, die doch so gern von den aufklärerischen Idealen Vernunft und Humanität überwunden geglaubt werden. Und Kimmigs Figuren scheinen selbst kaum zu glauben, was da mit ihnen geschieht, was da aus ihnen hervorbricht, dieses Paar etwa, das sich gerade noch zulächelte, schlägt sich gegenseitig gleich wieder gegen die Wände Sie begehren sich, doch keiner will sich dem anderen zunächst unterwerfen, er nicht der Amazone, sie sich nicht dem Helden Griechenlands, der sie Heim führen will, um sie auf seiner Väter Thron zu setzen. Dass er sie im Kampf besiegt hat, wird ihr zunächst verschwiegen und als sie es erfährt, kann sie es nicht ertragen. Liebe als Geschlechterkampf.
Penthesilea: " Ich bin die Königin der Amazonen und mich begrüßt das Volk Penthesilea. "
Achill: " Penthesilea mein Schwan singt noch im Tod, Penthesilea. "
Im zweiten Teil seiner in seiner nicht nur im Ensemble, sondern auch im Text stark reduzierten Salzburger Fassung setzt Regisseur Stefan Kimmig nun ästhetisch eine Zäsur. Im Protokostüm des zivilisierten Abendländers, im schwarzen Anzug, kehren die fünf Figuren auf jene Bühne zurück, die als entrümpelter und längst verlassener Tempel oder Kirchenraum im Ungefähren eines Heute angesiedelt ist. Und so stellen sie sich jener eigentlich szenisch nicht zu lösenden Aufgabe, den grauenvollen Klimax von Kleists Stück zu erklimmen, in dem Penthesilea im erneuten Kampf mit dem ihr waffenlos entgegentretenden Achill, diesen nicht nur durchbohrt, sondern ihn überdies gemeinsam mit ihrer Hundemeute zerreißt.
Penthesilea: " Bisse Küsse Bisse Küsse, das reimt sich doch. "
Schon Kleist lässt in seiner zum Fleischwolf werdenden Sprache von der Gräueltat selbst nur erzählen und Stefan Kimmig kontrastiert diese Erzählung noch einmal, indem er den toten Achill gleichsam stehend aufbahrt, während Penthesilea in einem Akt der großen Zartheit und des Respekts dem gemetzelten Geliebten die Jacke auszieht, um darunter seine nackte Brust bloßzulegen, die hier zum Symbol wird für die Verletzlichkeit des Menschen schlechthin.
Es sind diese Kontraste, diese szenischen Übersetzungen, die die Arbeit von Stefan Kimmig auszeichnen und die in diesem Fall seine Penthesilea zu einem ebenso unspektakulären wie nachdrücklichen Ereignis machen. Mit seinem Theater das immer offene, gleichsam unvollendete und zugleich anrührende Bilder schafft, nie Bebilderungen und das die Distanz zwischen Schauspieler und Figur zu wahren weiß, mit diesem Theater und mit seiner Hauptdarstellerin Susanne Wolff, die schon seine gefeierte Nora und seine Hedda Gabler war, kann Stefan Kimmig nun mit dieser Penthesilea einen weiteren Erfolg für seine Recherche in den Abgründen und Erschütterungen menschlicher Existenz für sich verbuchen.
Achill: " Den Wagen nicht eher zu den Freunden ich lenke, ich schwörs, bis ich sie kann durch die Straßen häuptlings mit mir schleifen! "
Penthesilea und Achill tanzen, Körper an Körper, doch dieser Liebeschwof wird ihnen bald zum brutalen Kampf, in dem sie ihn lächelnd zu Boden stößt, er sie an den Haaren krallt um sie sich wuchtig auf die Knie zu schlagen. Immer wieder brechen in Stefan Kimmigs Salzburger Inszenierung von Kleists "Penthesilea" gerade in die zartesten Momente mit körperlicher Gewalt und Entäußerung jene brachial menschlichen Triebe durch, die doch so gern von den aufklärerischen Idealen Vernunft und Humanität überwunden geglaubt werden. Und Kimmigs Figuren scheinen selbst kaum zu glauben, was da mit ihnen geschieht, was da aus ihnen hervorbricht, dieses Paar etwa, das sich gerade noch zulächelte, schlägt sich gegenseitig gleich wieder gegen die Wände Sie begehren sich, doch keiner will sich dem anderen zunächst unterwerfen, er nicht der Amazone, sie sich nicht dem Helden Griechenlands, der sie Heim führen will, um sie auf seiner Väter Thron zu setzen. Dass er sie im Kampf besiegt hat, wird ihr zunächst verschwiegen und als sie es erfährt, kann sie es nicht ertragen. Liebe als Geschlechterkampf.
Penthesilea: " Ich bin die Königin der Amazonen und mich begrüßt das Volk Penthesilea. "
Achill: " Penthesilea mein Schwan singt noch im Tod, Penthesilea. "
Im zweiten Teil seiner in seiner nicht nur im Ensemble, sondern auch im Text stark reduzierten Salzburger Fassung setzt Regisseur Stefan Kimmig nun ästhetisch eine Zäsur. Im Protokostüm des zivilisierten Abendländers, im schwarzen Anzug, kehren die fünf Figuren auf jene Bühne zurück, die als entrümpelter und längst verlassener Tempel oder Kirchenraum im Ungefähren eines Heute angesiedelt ist. Und so stellen sie sich jener eigentlich szenisch nicht zu lösenden Aufgabe, den grauenvollen Klimax von Kleists Stück zu erklimmen, in dem Penthesilea im erneuten Kampf mit dem ihr waffenlos entgegentretenden Achill, diesen nicht nur durchbohrt, sondern ihn überdies gemeinsam mit ihrer Hundemeute zerreißt.
Penthesilea: " Bisse Küsse Bisse Küsse, das reimt sich doch. "
Schon Kleist lässt in seiner zum Fleischwolf werdenden Sprache von der Gräueltat selbst nur erzählen und Stefan Kimmig kontrastiert diese Erzählung noch einmal, indem er den toten Achill gleichsam stehend aufbahrt, während Penthesilea in einem Akt der großen Zartheit und des Respekts dem gemetzelten Geliebten die Jacke auszieht, um darunter seine nackte Brust bloßzulegen, die hier zum Symbol wird für die Verletzlichkeit des Menschen schlechthin.
Es sind diese Kontraste, diese szenischen Übersetzungen, die die Arbeit von Stefan Kimmig auszeichnen und die in diesem Fall seine Penthesilea zu einem ebenso unspektakulären wie nachdrücklichen Ereignis machen. Mit seinem Theater das immer offene, gleichsam unvollendete und zugleich anrührende Bilder schafft, nie Bebilderungen und das die Distanz zwischen Schauspieler und Figur zu wahren weiß, mit diesem Theater und mit seiner Hauptdarstellerin Susanne Wolff, die schon seine gefeierte Nora und seine Hedda Gabler war, kann Stefan Kimmig nun mit dieser Penthesilea einen weiteren Erfolg für seine Recherche in den Abgründen und Erschütterungen menschlicher Existenz für sich verbuchen.