Verhalten
Schlaflieder und Tanz müssen gelernt werden

Dass Menschen zusammen tanzen und Kindern Schlaflieder singen, gilt als ein angeborener Bestandteil des menschlichen Wesens. Einer neuen Studie zufolge sind es aber vermutlich eher Verhaltensweisen, die wir uns aneignen.

    Kirchner-Gemälde "Tanz im Varieté". Das Gemäle zeigt eine Frau im kurzen Kleid, die mit einem Mann im Frack tanzzt. Im Hintergrund sind ähnlich gekleidete Frauen zu sehen. Das Bild ist im expressionistischen Stil in bunten Farben gemalt.
    Kirchner-Gemälde "Tanz im Varieté" von 1911. (Marc Autenrieth/Auktionshaus Ketterer/dpa)
    Die Forschenden haben im Fachmagazin Current Biology die Ergebnisse von über 40 Jahren Feldforschungen bei einer indigenen Bevölkerungsgruppe in Paraguay, den Aché, veröffentlicht. Demnach singen dort Erwachsene, wenn sie allein sind und nicht in Gruppen - abgesehen vom Kirchengesang, der von Missionaren eingeführt wurde. Dass etwa für Kinder Schlaflieder gesungen werden, wurde bei den Indigenen nicht beobachtet. Um Kinder zu beruhigen, werden stattdessen spielerische Sprache, Grimassen, Lächeln und Kichern verwendet. Auch Tänze kamen nicht vor.
    Die Studie liefert einen Beleg für die Annahme, dass Schlaflieder und Tanz keine angeborenen menschlichen Verhaltensweisen sind, wie zum Beispiel Lächeln. Es handelt sich demnach eher um Verhaltensweisen, die erfunden und erlernt werden müssen, wie das Feuermachen.
    Diese Nachricht wurde am 02.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.