Wer in Belgiens Süden die industriellen Zentren von Lüttich, Charleroi und Mons hinter sich lässt, befindet sich rasch mitten in der Natur: Wälder, Flüsschen, pittoreske Städtchen und Dörfer locken viele Touristen aus Flandern und dem Ausland in die Wallonie. Allerdings sollten sie bei ihren Fahrten entlang baumgesäumter Alleen den Blick nicht allzu weit schweifen lassen: Der Zustand der meisten Straßen in Belgiens Süden ist katastrophal. Das steht nun auch schwarz auf weiß im letzten Bericht des belgischen Rechnungshofes: Es gebe keinerlei langfristige Planung beim Unterhalt der Straßen in der Wallonie, zwischen Behörden und Kommunen fehle es an Absprachen. Weiter schreiben die obersten belgischen Rechnungsprüfer, dass die Mittel, die die Wallonie für Reparaturen des Straßennetzes aufgewende, weit unter den internationalen Normen lägen. Das Ergebnis: wagenradgroße Löcher, aufgesprungene Fahrbahnen, tiefe Risse im Asphalt. Besonders gefährlich wird's bei Regen, erzählt Jean. Er fährt wegen der Arbeit täglich mit dem Auto und am Wochenende mit dem Motorrad durch die Wallonie:
"Wenn Sie auf der rechten Spur fahren, ist das unglaublich gefährlich. Doch auch auf der mittleren Spur ist das hier nicht ohne. Fahren Sie mal 100 Kilometer weit mit dem Motorrad, da riskieren Sie sicher drei bis viermal zu fallen."
Die Zahl der Verkehrsunfälle im Süden Belgiens stehe in direktem Zusammenhang mit den schlechten Straßen, bestätigt der Bericht des belgischen Rechnungshofes diese Erfahrung. Belgien hat viel mehr Verkehrstote als alle Nachbarländer: In den dicht besiedelten Niederlanden gab es im letzten Jahr 45 Verkehrstote pro eine Million Einwohner, in Belgien waren es 102 Verkehrstote pro Million.
Der belgische Rechnungshof empfiehlt daher in der Wallonie eine radikale Lösung: Einige der besonders schlechten Straßen sollten gesperrt werden. Viel mehr müsse in die Instandhaltung investiert werden. Doch die genannte Summe sei im wallonischen Haushalt nicht freizumachen, reagierte der zuständige Verkehrsminister Michel Daerden:
"Sie veranschlagen 316 Millionen Euro dafür: Das sind zwei Jahreshaushalte nur für die Straßenreparatur. Das ist doch eine Illusion! "
Michel Daerden wurde erstmals vor eineinhalb Jahren einem weiteren Publikum bekannt: Damals war der sozialistische Politiker aus der Lütticher Peripherie nach einem Sieg bei den Regionalwahlen sturzbetrunken vor die Kameras getreten. Der Clip fand übers Internet über eine Million Zuschauer weltweit. Als Minister ist Daerden in Belgiens Süden unter anderem zuständig für Haushalt und Finanzen. Um mehr Geld in die Kasse der chronisch klammen Wallonie zu bringen, plädiert Daerden seit zwei Jahren für eine Autobahnvignette. Doch dabei stösst er auf wenig Gegenliebe im Rest Belgiens: Die flämische Regierung hatte eine Zeitlang mit der Autobahnvignette geliebäugelt, aber unter Druck aus den Niederlanden abgedreht. Die Angst, die holländischen Touristen könnten ihr Geld künftig anderswo ausgeben, war in Flandern zu groß. Nicht aber in der Wallonie, in die es ebenfalls viele Niederländer zieht. Aus dem Ministerium Daerden heißt es, man habe die Sache untersuchen lassen: wenn die Vignette nicht mehr koste als 25 Euro , werde das den Tourismus nicht beeinträchtigen. Minister Daerden sieht sich durch den kritischen Bericht der Rechnungsprüfer bestärkt:
"Der Rechnungshof sagt, es werde zu wenig für den Erhalt der Straßen ausgeben. Das sehe ich genauso, deshalb plädiere ich ja so energisch für eine Autobahnvignette!"
Doch selbst in der wallonischen Regierung steht Daerden mit seiner Forderung nach der Autobahnvignette ziemlich allein da. In Flandern hat man inzwischen umgedacht: Dort will man gemeinsam mit den Niederlanden ein ausgefeiltes Mautsystem für Lastwagen einführen, 2011 soll es losgehen. Kommende Woche werden die zuständigen Minister aus allen Benelux-Ländern darüber beraten.
"Wenn Sie auf der rechten Spur fahren, ist das unglaublich gefährlich. Doch auch auf der mittleren Spur ist das hier nicht ohne. Fahren Sie mal 100 Kilometer weit mit dem Motorrad, da riskieren Sie sicher drei bis viermal zu fallen."
Die Zahl der Verkehrsunfälle im Süden Belgiens stehe in direktem Zusammenhang mit den schlechten Straßen, bestätigt der Bericht des belgischen Rechnungshofes diese Erfahrung. Belgien hat viel mehr Verkehrstote als alle Nachbarländer: In den dicht besiedelten Niederlanden gab es im letzten Jahr 45 Verkehrstote pro eine Million Einwohner, in Belgien waren es 102 Verkehrstote pro Million.
Der belgische Rechnungshof empfiehlt daher in der Wallonie eine radikale Lösung: Einige der besonders schlechten Straßen sollten gesperrt werden. Viel mehr müsse in die Instandhaltung investiert werden. Doch die genannte Summe sei im wallonischen Haushalt nicht freizumachen, reagierte der zuständige Verkehrsminister Michel Daerden:
"Sie veranschlagen 316 Millionen Euro dafür: Das sind zwei Jahreshaushalte nur für die Straßenreparatur. Das ist doch eine Illusion! "
Michel Daerden wurde erstmals vor eineinhalb Jahren einem weiteren Publikum bekannt: Damals war der sozialistische Politiker aus der Lütticher Peripherie nach einem Sieg bei den Regionalwahlen sturzbetrunken vor die Kameras getreten. Der Clip fand übers Internet über eine Million Zuschauer weltweit. Als Minister ist Daerden in Belgiens Süden unter anderem zuständig für Haushalt und Finanzen. Um mehr Geld in die Kasse der chronisch klammen Wallonie zu bringen, plädiert Daerden seit zwei Jahren für eine Autobahnvignette. Doch dabei stösst er auf wenig Gegenliebe im Rest Belgiens: Die flämische Regierung hatte eine Zeitlang mit der Autobahnvignette geliebäugelt, aber unter Druck aus den Niederlanden abgedreht. Die Angst, die holländischen Touristen könnten ihr Geld künftig anderswo ausgeben, war in Flandern zu groß. Nicht aber in der Wallonie, in die es ebenfalls viele Niederländer zieht. Aus dem Ministerium Daerden heißt es, man habe die Sache untersuchen lassen: wenn die Vignette nicht mehr koste als 25 Euro , werde das den Tourismus nicht beeinträchtigen. Minister Daerden sieht sich durch den kritischen Bericht der Rechnungsprüfer bestärkt:
"Der Rechnungshof sagt, es werde zu wenig für den Erhalt der Straßen ausgeben. Das sehe ich genauso, deshalb plädiere ich ja so energisch für eine Autobahnvignette!"
Doch selbst in der wallonischen Regierung steht Daerden mit seiner Forderung nach der Autobahnvignette ziemlich allein da. In Flandern hat man inzwischen umgedacht: Dort will man gemeinsam mit den Niederlanden ein ausgefeiltes Mautsystem für Lastwagen einführen, 2011 soll es losgehen. Kommende Woche werden die zuständigen Minister aus allen Benelux-Ländern darüber beraten.