Manfred Kloiber: Inzwischen bestätigten Sicherheitsbehörden hierzulande, dass mit den Mobiltelefonen als Wanze mitgehört wird und gerichtsverwertbare Beweise gesammelt werden. Seit wann wird das denn gemacht, Peter Welchering?
Peter Welchering: Die erste Warnung vor dem Einsatz von Handys als Wanzen hat der nordrhein-westfälische Beauftragte für den Datenschutz im Jahre 1998 herausgegeben. Seit diesem Jahr wissen wir, dass auch Sicherheitsbehörden Handys als Wanzen zum Abhören von Räumen eingesetzt haben. Die bevorzugte Technik sah damals so aus, dass ein Sicherheitsbeamter ein präpariertes Handy liegen liess. In diesem Handy war die automatische Rufannahme eingeschaltet, der Klingelton war ausgeschaltet. Dafür musste ein wenig im Menü der Handybedienung herumgeklickt werden, weil sich diese beiden Punkte: "Klingelton aus" und "automatische Rufannahme ein" eigentlich von den Voreinstellungen her ausschließen. Man kann sie aber beide aktivieren. Dann muss das Handy nur noch angerufen werden, und schon überträgt es alles, was in seiner Umgebung gesprochen wird.
Kloiber: Das heißt aber, dass hier ein Handy der Sicherheitsbehörden als Wanze verwandt wurde?
Welchering: Das waren Handys der Polizei oder der Geheimdienste. Das Problem war, dass nach zweistündiger Akkulaufzeit Schluss mit der Abhörerei war. Das zweite Problem bestand darin, dass wirklich pfiffige Kriminelle natürlich nicht nur den Raum nach Wanzen absuchen, sondern auch nach Handys, die sie nicht kennen. Deshalb werden seit mindestens drei Jahren kleine Schädlingsprogramme eingesetzt, um Handys zu Wanzen umzuprogrammieren. Denn damit können dann die Handys der Kriminellen selbst zur Wanze werden. Das ist von außen nicht zu erkennen. Und deshalb war das erfolgreicher als die Masche mit den liegen gelassenen Handys.
Kloiber: Was genau macht solch ein Schädlingsprogramm mit dem Handy?
Welchering: Es verändert das Betriebsystem des Handys. Denn Mobiltelefone sind ja auch nur kleine Computer. Und die funktionieren nur mit einem Betriebssystem. Die Freisprecheinrichtung eines Handys wird zum Beispiel mit einem speziellen Betriebssystembefehl aktiviert. Dabei ist es egal, ob der Handy-Besitzer diesen Betriebssystembefehl per Tastendruck auf dem Handy auslöst oder ob der etwa per SMS ausgelöst wird oder per Handy-Uhr zeitlich voreingestellt war. Wird also das Betriebssystem eines Handys von außen so verändert, dass die automatische Rufannahme eingeschaltet wird, das Display aber bei einem eingehenden Ruf dunkel bleibt und der Klingelton ausbleibt, dann ist so ein Handy eine prima Wanze.
Kloiber: Wie kommen diese Schädlingsprogramme, die das Betriebssystem eines Handys verändern, in den Mobiltelefon-Speicher?
Welchering: Vor drei Jahren brauchte man noch das Handy selbst dazu. Flexispy etwa, das ist solch ein Wanzenprogramm für Handys, das musste in der frühen Phase noch per Hand aufs Handy gespielt werden. Da musste noch richtig ein Wartungskabel eingesteckt werden. Ab 2005 gab es schon ganz gute Möglichkeiten, diese Betriebssystemzusätze, die das Handy zur Wanze machen, via Infrarot-Schnittstelle oder per Bluetooth einzuspielen. Das hatte aber immer noch den Nachteil, dass man in der Nähe des Zielhandys, das da Wanze werden sollte, sein musste. Und das machen die Vertreter der organisierten Kriminalität ja nicht unbedingt mit. Seit Mitte 2005 gibt es leistungsfähige Trojaner wie Rexspy oder andere Schädlingsprogramme, die per SMS oder Klingelton aufs Zielhandy kommen. Vor allen Dingen die Möglichkeit, so genannte stille SMS zu verschicken, die der Empfänger gar nicht sieht, hat diese Methode ganz effektiv werden lassen. Stille SMS werden etwa zu Wartungszwecken von allen Providern verschickt. Und das nutzen die Sicherheitsbehörden eben auch.
Kloiber: Bei ausgeschaltetem Handy, so war aus dem Bayerischen Landeskriminalamt zu hören, funktioniere die Verwendung als Wanze nicht. Hilft es also, mein Handy einfach auszuschalten?
Welchering: Wenn es wirklich ausgeschaltet ist und bleibt, dann kann das Handy auch nicht als Wanze arbeiten. Allerdings sorgen diese Betriebsystemzusätze, die da aufs Handy gespielt werden, dafür, dass so ein Handy unbemerkt von außen eingeschaltet werden kann. Rein äußerlich merkt der Handybesitzer davon nichts. Da leuchtet kein Display und es werden keine einkommenden Gespräche oder SMS signalisiert. Das Handy wirkt also wie ausgeschaltet, ist aber aktiv und überträgt alle Geräusche aus der Umgebung und auch alle Gespräche.
Kloiber: Kann man sich vor so einem Missbrauch des Handys als Wanze wirkungsvoll schützen?
Welchering: Klar, das kann man. Wenn man den Akku aus dem Handy herausnimmt, kann auch kein noch so pfiffig programmiertes Schädlingsprogramm mein Handy auf Freisprechen schalten und als Wanze missbrauchen. Außerdem sendet so ein Handy Mikrowellen, die kann man in jedem Lautsprechen, vor dem das Mobiltelefon liegt als unangenehmes "Duuduud, Duuduud" hören. Wenn ich mein Handy eigentlich ausgeschaltet habe und höre genau diese Mikrowellenstrahlung im Lautsprecher, dann sollte ich skeptisch werden.
Peter Welchering: Die erste Warnung vor dem Einsatz von Handys als Wanzen hat der nordrhein-westfälische Beauftragte für den Datenschutz im Jahre 1998 herausgegeben. Seit diesem Jahr wissen wir, dass auch Sicherheitsbehörden Handys als Wanzen zum Abhören von Räumen eingesetzt haben. Die bevorzugte Technik sah damals so aus, dass ein Sicherheitsbeamter ein präpariertes Handy liegen liess. In diesem Handy war die automatische Rufannahme eingeschaltet, der Klingelton war ausgeschaltet. Dafür musste ein wenig im Menü der Handybedienung herumgeklickt werden, weil sich diese beiden Punkte: "Klingelton aus" und "automatische Rufannahme ein" eigentlich von den Voreinstellungen her ausschließen. Man kann sie aber beide aktivieren. Dann muss das Handy nur noch angerufen werden, und schon überträgt es alles, was in seiner Umgebung gesprochen wird.
Kloiber: Das heißt aber, dass hier ein Handy der Sicherheitsbehörden als Wanze verwandt wurde?
Welchering: Das waren Handys der Polizei oder der Geheimdienste. Das Problem war, dass nach zweistündiger Akkulaufzeit Schluss mit der Abhörerei war. Das zweite Problem bestand darin, dass wirklich pfiffige Kriminelle natürlich nicht nur den Raum nach Wanzen absuchen, sondern auch nach Handys, die sie nicht kennen. Deshalb werden seit mindestens drei Jahren kleine Schädlingsprogramme eingesetzt, um Handys zu Wanzen umzuprogrammieren. Denn damit können dann die Handys der Kriminellen selbst zur Wanze werden. Das ist von außen nicht zu erkennen. Und deshalb war das erfolgreicher als die Masche mit den liegen gelassenen Handys.
Kloiber: Was genau macht solch ein Schädlingsprogramm mit dem Handy?
Welchering: Es verändert das Betriebsystem des Handys. Denn Mobiltelefone sind ja auch nur kleine Computer. Und die funktionieren nur mit einem Betriebssystem. Die Freisprecheinrichtung eines Handys wird zum Beispiel mit einem speziellen Betriebssystembefehl aktiviert. Dabei ist es egal, ob der Handy-Besitzer diesen Betriebssystembefehl per Tastendruck auf dem Handy auslöst oder ob der etwa per SMS ausgelöst wird oder per Handy-Uhr zeitlich voreingestellt war. Wird also das Betriebssystem eines Handys von außen so verändert, dass die automatische Rufannahme eingeschaltet wird, das Display aber bei einem eingehenden Ruf dunkel bleibt und der Klingelton ausbleibt, dann ist so ein Handy eine prima Wanze.
Kloiber: Wie kommen diese Schädlingsprogramme, die das Betriebssystem eines Handys verändern, in den Mobiltelefon-Speicher?
Welchering: Vor drei Jahren brauchte man noch das Handy selbst dazu. Flexispy etwa, das ist solch ein Wanzenprogramm für Handys, das musste in der frühen Phase noch per Hand aufs Handy gespielt werden. Da musste noch richtig ein Wartungskabel eingesteckt werden. Ab 2005 gab es schon ganz gute Möglichkeiten, diese Betriebssystemzusätze, die das Handy zur Wanze machen, via Infrarot-Schnittstelle oder per Bluetooth einzuspielen. Das hatte aber immer noch den Nachteil, dass man in der Nähe des Zielhandys, das da Wanze werden sollte, sein musste. Und das machen die Vertreter der organisierten Kriminalität ja nicht unbedingt mit. Seit Mitte 2005 gibt es leistungsfähige Trojaner wie Rexspy oder andere Schädlingsprogramme, die per SMS oder Klingelton aufs Zielhandy kommen. Vor allen Dingen die Möglichkeit, so genannte stille SMS zu verschicken, die der Empfänger gar nicht sieht, hat diese Methode ganz effektiv werden lassen. Stille SMS werden etwa zu Wartungszwecken von allen Providern verschickt. Und das nutzen die Sicherheitsbehörden eben auch.
Kloiber: Bei ausgeschaltetem Handy, so war aus dem Bayerischen Landeskriminalamt zu hören, funktioniere die Verwendung als Wanze nicht. Hilft es also, mein Handy einfach auszuschalten?
Welchering: Wenn es wirklich ausgeschaltet ist und bleibt, dann kann das Handy auch nicht als Wanze arbeiten. Allerdings sorgen diese Betriebsystemzusätze, die da aufs Handy gespielt werden, dafür, dass so ein Handy unbemerkt von außen eingeschaltet werden kann. Rein äußerlich merkt der Handybesitzer davon nichts. Da leuchtet kein Display und es werden keine einkommenden Gespräche oder SMS signalisiert. Das Handy wirkt also wie ausgeschaltet, ist aber aktiv und überträgt alle Geräusche aus der Umgebung und auch alle Gespräche.
Kloiber: Kann man sich vor so einem Missbrauch des Handys als Wanze wirkungsvoll schützen?
Welchering: Klar, das kann man. Wenn man den Akku aus dem Handy herausnimmt, kann auch kein noch so pfiffig programmiertes Schädlingsprogramm mein Handy auf Freisprechen schalten und als Wanze missbrauchen. Außerdem sendet so ein Handy Mikrowellen, die kann man in jedem Lautsprechen, vor dem das Mobiltelefon liegt als unangenehmes "Duuduud, Duuduud" hören. Wenn ich mein Handy eigentlich ausgeschaltet habe und höre genau diese Mikrowellenstrahlung im Lautsprecher, dann sollte ich skeptisch werden.