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Schlechte Aussichten für Sparer

Im Zuge der Finanzkrise hat die Europäische Zentralbank vor knapp zwei Jahren den Leitzins von 4,25 auf ein Prozent gesenkt. Für Sparer ist das wenig erfreulich, denn das Guthaben auf dem Konto bringt dann nur wenig Ertrag.

Von Dieter Nürnberger |
    Die Bandbreite ist ohne Zweifel recht groß. Die Warentest-Untersuchung zeigt auf, dass derzeit Zinsen für Dispositionskredite zwischen sechs und sage und schreibe knapp 17 Prozent verlangt werden. Und da in Deutschland – das zeigen Statistiken der Deutschen Bundesbank – jeder sechste Bankkunde mit seinem Konto in den Miesen ist, würde da von den Banken schon unverhältnismäßig hoch abkassiert. Quer durch die Republik hat die Stiftung Warentest die Zinssätze beim Dispo untersucht. Besonders in vielen ländlichen Gegenden sei kaum ein günstiger Zins zu haben. Hermann-Josef Tenhagen ist Chefredakteur der Zeitschrift Finanztest.

    "Gerade die kleineren Institute langen bei den Dispozinsen kräftig zu. Sie sind bei den Banken, die über 14 Prozent verlangen, stark vertreten. Das ist für viele Bankkunden in ländlichen Regionen, die bei einer Filialbank bleiben und nicht zu einer Direktbank wechseln möchten, ein klarer Nachteil. Denn sie finden in ihrer Nähe kein Geldinstitut, dass ihnen vernünftige Konditionen bietet, wenn sie ihr Konto überziehen."

    Für die Banken seien die hohen Zinssätze somit ein gutes Geschäft. Gerade auch in Zeiten, in denen sie sich untereinander zu sehr günstigen Konditionen mit Geld versorgen können. Ärgerlich sei zudem, sagt Hermann Josef Tenhagen, dass die hohen Kosten, die der Bankkunde für den Dispo zahlen muss, oft auch gar nicht so ersichtlich seien. Es werde zwar nichts verschwiegen, aber transparent seien die Zinssätze auch nicht immer.

    "Da die Zinsen meist quartalsweise auf dem Konto abgerechnet werden, scheinen die Kosten für das geliehene Geld nicht allzu hoch zu sein. Anders sieht die Rechnung aus, wenn jemand sein Konto dauerhaft überzieht. Für eine Summe von 2500 Euro kommen über ein Jahr gerechnet – bei einem Dispo-Zinssatz von beispielsweise 14 Prozent – immerhin 350 Euro Zinsen zusammen."

    Den günstigsten Zinssatz haben die Warentester übrigens bei einer Direktbank gefunden – es ist die Deutsche Skatbank – hier liegt der Satz bei sechs Prozent. Das ist der positive Spitzenreiter in dieser Untersuchung. Auch andere Direktbanken – die haben allerdings kein Filialnetz, hier läuft das Geschäft über Internet oder auch Telefon – liegen noch recht günstig, mit Zinssätzen bis zu sieben Prozent. Auf der anderen Seite der Liste stehen die Negativbeispiele. Stephanie Pallasch hat diese Warentest-Untersuchung geleitet.

    "14,95 Prozent verlangt die Raiffeisen-Bank Gefrees, 14,75 Prozent die Sparkasse Münden. Wird der Dispositionskredit mit mehr als 1000 Euro in Anspruch genommen, zahlen die Kunden der Santander Consumer Bank einen Zinssatz von 16, 98 Prozent. Von Kunden, die die Kontomodelle Extra-Konto oder Classic-Konto haben, verlangt die Targobank sogar 16,99 Prozent."

    Und auch die Aussichten, dass die Dispo-Zinssätze bald auch wieder nach unten gehen könnten, seien nicht gut. Zwar gebe es auf europäischer Ebene inzwischen ein Gesetz, wonach die Banken ihren Zinssatz stärker als bislang an einem Referenzzins koppeln müssen, doch komme diese Änderung zu einem falschen Zeitpunkt. Denn die Referenzwerte seien durch das allgemeine Zinsniveau sehr gering – das werde wohl nicht so bleiben, sagt Stephanie Pallasch.

    "Der EZB-Leitzins liegt derzeit bei einem Prozent. Im Sommer 2008 lag dieser bei 4,25 Prozent. Hier liegt die Differenz also bei 3,25 Prozent. Nehmen wir nun eine der teuersten Bank in unserem Test: Die Raiffeisenbank in Gefrees verlangt derzeit 14,95 Prozent. Wenn sich der EZB-Zins wieder auf 4,25 Prozent erhöht, dann könnte diese Bank den Zinssatz für ihre Dispo-Kredite auf rund 18 Prozent erhöhen."

    Es gibt somit deutliche Kritik der Stiftung Warentest an den hohen Dispositions-Zinssätzen der Banken. Man darf deshalb gespannt sein, wie die Spitzenverbände der Kreditwirtschaft auf diese Vorwürfe reagieren. Eine Presseinformation ist hier für den frühen Nachmittag angekündigt worden.