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Schlechte Zeiten für Raucher in Frankreich

Sonnengebräuntes Gesicht, Baskenmütze auf dem Kopf und den gelben Glimmstängel im Mundwinkel: Dieses Klischeebild vom typischen Franzosen hat mittlerweile Seltenheitswert. Den 15 Millionen Rauchern in Frankreich geht's an den blauen Dunst.

Von Burkhard Birke |
    In der Nationalversammlung ließ der Präsident jetzt gar das Bureau de Tabac, den Zigarettenladen dicht machen - was den Abgeordneten Santini zu dem Kommentar hinriss: Diese Ayatollahs wollen wohl alles regeln! Nicht die Ayatollahs, aber die Regierung scheint wild entschlossen.

    " Wir wollen alles tun, um die öffentliche Gesundheit unserer Landsleute zu verteidigen. Persönlich bin ich überzeugt, dass wir so weit wie möglich gehen müssen - in ein paar Tagen werde ich Ihnen Näheres dazu mitteilen. "

    bekräftige Premierminister Dominique de Villepin auf seiner monatlichen Pressekonferenz am Mittwoch. Schon heute, so wird spekuliert, könnte der Regierungschefs den Empfehlungen des Parlamentsausschusses folgen. 60000 Tote durchs aktive und 3000 durchs passive Rauchen alljährlich sind Grund für eine Mehrheit der Abgeordneten Grund genug, ein totales Rauchverbot an allen öffentlichen Orten, auch in Cafés, Hotels, Discos und Restaurants nahe zulegen.

    " Das wird die Kundschaft abstoßen. 25 bis 30 % unserer Kunden werden fernbleiben, "

    fürchtet Pierre André Évy, Besitzer eines eher kleinen, aber feinen Restaurants. Seine Kunden nehmen es gelassener:

    " Dann rauche ich eben draußen. Ich genieße das Rauchen und werde doch nicht auf mein Pfeifchen verzichten. "

    Nicht alle Raucher sind bereit, die voraussichtlich ab September nächsten Jahres vorgesehene Verbannung auf die Strasse einfach hinzunehmen - schließlich gibt es eigene Zigarrenclubs, weshalb Vertreter des Collectif art de vivre - der Lebenskunst ihre Rechte - oder zumindest einen gewissen Pragmatismus anmahnen.

    " Es geht doch nicht darum, einen Raucher und einen Nichtrauchertisch aufzustellen, sondern die Gruppen voneinander zu trennen. Dann gibt es keinen Streit. Kleinere Etablissements könnten entweder nur Raucher oder nur Nichtraucher empfangen - dann hätte jeder die freie Wahl! "

    Einige Restaurants gerieren sich schon als rauchfreie Zonen - durchaus zur Freude der Kundschaft, die das Mittagsessen besser genießt. Auch der Kellner denkt ungern an den kalten Rauch zurück, an seine stets nach Zigaretten riechenden Kleider.

    Totalverbot oder freie Wahl? Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen
    - und dennoch denken Städte wie Paris schon an die Folgen. Werden noch mehr Raucher ins Freie verbannt, türmen sich die Zigarettenstummel auf den Gehsteigen. 183 Euro Strafe drohen bei achtlos weggeworfenem Glimmstängel - soviel wie bei einem nicht weggeräumten Hundehaufen.

    " Das ist ein bisschen hoch als Strafe, aber gerechtfertigt! "

    " 183 Euro: Das ist schon teuer, aber wir haben keinen Anstand in Frankreich - also warum nicht!? "

    Man fügt sich in sein Schicksal - Schon jetzt schicken viele Arbeitgeber ihre rauchenden Angestellten vor die Tür - sollten die Empfehlungen des Parlamentsausschusses tatsächlich umgesetzt werden - dann wird die Zahl enorm steigen. Denn auch der Arbeitsplatz ist als absolut rauchfreie Zone vorgesehen.

    Immerhin die Hälfte aller rauchenden Arbeitnehmer würden laut Umfrage dann wohl eher auf den Glimmstängel verzichten. Die Kosten für den Entzug wird aber nicht die Krankenversicherung übernehmen. Soweit will die Regierung nicht gehen, denn das würde teuer. Schließlich hat sie den Betreibern der Tabakläden schon finanzielle Hilfe für die drohenden Verluste angekündigt.