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Schlechtes Wetter und horrende Preise

Urlaub in Italien: Sonne, Meer, Strand und gutes Essen. All das gibt es auch heute noch. Doch die Preise haben sich dramatisch verändert und schrecken immer mehr Touristen ab. So sind in diesem Sommer bislang rund eine Million weniger Urlauber als im Vorjahr gekommen. Besonders hart traf es die süditalienische Region Kalabrien. Dort trat ein regelrechter Einbruch der Besucher-Zahlen um 25 Prozent ein, während in den meisten anderen Regionen der Rückgang zwischen 10 und 15 Prozent schwankt. Ein Bericht Karl Hoffmann.

    Leserbrief von Signor Munopano in der Tagweszeitung Repubblica: Immer öfter hört man nun Klagen wie teuer der Urlaub in Italien geworden ist. Einerseits wollen sich Hotels und Strandbäder bei den hohen Preisen übertrumpfen. Anderseits sind es Gemeindeverwaltungen der Ferienorte, Parkgebühren, Strafen für Verkehrssünder, Eintrittsgelder, Maut für Camper. Da kommt der Urlaub in Florida noch alle mal billiger, meint der Signor Munopano. Und irgendwie geben ihm die Urlauber, Ausländer wie Inländer Recht. Zum Beispiel die Signora Francesca, die mit ihrem Mann und den drei kleinen Kindern jedes Jahr von Mailand an die Adria fährt und eine Ferienwohnung mietet. Damit der Urlaub drei Wochen dauert muss sie inzwischen sparen, sparen, sparen:

    "Am Strand wird es immer teurer. Ein kleines Stück Pizza, ohne was darauf, kostet inzwischen 1.10 Euro. Deswegen gehen wir nur noch an die kostenlosen Strände und nehmen unseren eigenen Strandschirm mit. Nur so kommen wir über die Runden. Allein für Lebensmittel muss man für fünf Leute dreihundert Euro pro Woche rechnen. Essen gehen ist dabei ausgeschlossen."

    Die Touristen erleben in Italien inzwischen ihre blaues Wunder: ein Mittagsessen mit Nudeln, Fleisch oder Fisch und zwei Glas Wein ist praktisch kaum mehr unter 25 Euro zu bekommen. An den besonders gut besuchten Touristenorten klettern die Preise in astronomische Höhen. Eine Pause in einem Café auf dem Markusplatz in Venedig mit Getränken für fünf Personen kostet locker 120 Euro. Da ist das Salonorchester dann aber Gott sei dank mit inbegriffen. Die Besucher aus dem Ausland nehmen an den traditionsreichen Stränden des Teutonengrill stetig ab.

    Die billigen Alternativen in Spanien, in Nordafrika und in der Türkei haben vor allem das Pauschal- Reisepublikum dramatisch dezimiert: in Bibione, in Caorle, in Rimini und Riccione. Und weil die Italiener auch immer weniger Geld im Portemonnaie haben und den Jahresurlaub teilweise inzwischen zu Hause verbringen, wird in diesem Sommer ein Rückgang von zehn bis 15 Prozent erwartet. Ein geringer Teil davon ist Italien treu geblieben, sucht aber inzwischen Unterkünfte auf dem Land, in den wesentlich günstigeren Agrotourismus und Bed-and-breakfast-Herbergen, von wo aus dann die Kunststädte besucht werden. Ein Hotelzimmer am Petersdom in Rom oder nahe bei den Uffizien in Florenz ist inzwischen unerschwinglich geworden. Und nicht nur die Preise haben den Urlaubern diesmal den Aufenthalt vermiest, auch das Wetter zeigte sich in diesem Sommer von der schlechtesten Seite.

    Angekündigt hatten die Meteorologen den heißesten Sommer seit Menschengedenken. Tatsächlich kann sich an der Adria kein Bademeister an einen derart verregneten und kalten Sommermonat erinnern. Am 15. August, Ferraragosto, wichtiger Feiertag und landesweit der Höhepunkt der Sommerferien, schüttete es in Nord- und Mittelitalien wie aus Eimern.

    Tausende Tonnen erfrischender Wassermelonen blieben unverzehrt in den Kühlschränken. Den Todesstoß gaben der Saison ein paar übereifrige Polizisten. In Riccione stellten sie einem holländischem Urlauberpaar eine Strafe von über 2000 Euro aus. Die ahnungslosen Touristen hatten von einem Strandverkäufer billig eine modische Handtasche erworben – eine Raubkopie, wie sich herausstellte. Und ein französisches Urlauberpaar beklagte sich bitter über horrende Parkgebühren und einen saftigen Strafzettel über 35 Euro, kaum dass die Parkzeit abgelaufen war. In Italien hagelt es zurzeit eine ganze Menge.