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Schlecker-Pleite trifft Tausende Beschäftigte

Schlecker schrumpft, und zwar stärker und schneller als bisher gedacht. Die insolvente Drogeriekette schließt jede zweite Filiale, fast 12.000 Mitarbeiter werden ihren Arbeitsplatz verlieren. Von den derzeit rund 5.000 Filialen sollen nur 3.000 übrig bleiben.

Von Michael Braun | 29.02.2012
    Schlecker schrumpft, und zwar stärker und schneller als bisher gedacht. Der Insolvenzverwalter sieht im Moment bei der Drogeriemarktkette 20 Millionen Euro Verlust monatlich auflaufen. Das will er bis Ende März beendet haben. Schnelle tiefe Schnitte ins Filialnetz und in der Folge natürlich auch in die Zahl der Mitarbeiter nennt Arndt Geiwitz deshalb "alternativlos":

    "Dass eine solche Zahl schockierend ist, dass sie nicht zufriedenstellen kann, brauche ich nicht zusagen: Wir gehen momentan davon aus, dass circa 11.750 Mitarbeiter bei Schlecker betroffen sind."

    Es werden dann noch 13.500 Mitarbeiter übrig bleiben. Fast die Hälfte der Beschäftigten soll also ihren Arbeitsplatz verlieren. Denn von den derzeit rund 5.000 Filialen sollen auch nur 3.000 übrig bleiben. Das sei immer noch mehr als die größten Konkurrenten zusammen aufbieten könnten, sagte Geiwitz. Es könnten auch noch ein paar mehr Filialen bleiben und ein paar mehr Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz behalten, wenn zum Beispiel die Vermieter mit sich reden ließen und weniger Miete für die Verkaufsfläche nähmen.

    "Ein Sanierungskonzept kann nur dann gelingen, wenn die wesentlichen Vertragspartner bereit sind mitzuwirken. Wir brauchen die Unterstützung der Arbeitnehmer, wir brauchen die Unterstützung der Lieferanten, wir brauchen zum Teil auch die Verhandlungsbereitschaft der Vermieter und es wäre aus meiner Sicht auch sehr wünschenswert, wenn wir auch einen Investor gewinnen könnten, der auch konzeptionell einen Beitrag für sie Schlecker-Gruppe leisten kann."

    Die Gewerkschaft Verdi scheint sich in das offenbar Unabweisbare zu fügen. Es sei "natürlich bitter, dass jetzt so viele von uns ihren Arbeitsplatz verlieren werden", ließ die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Christel Hoffmann wissen. Sie kündigte an, die Schlecker-Beschäftigten, vor allem Frauen, würden am 8. März anlässlich des Internationalen Frauentages auf ihre Lage aufmerksam machen. Der Insolvenzverwalter nutzte heute zwar das Wort von den "möglichst sozialverträglichen Lösungen". Für eine Transfergesellschaft werde es aber wohl kein Geld geben, deutete er an.

    Seine wichtigste Aufgabe sei es, das bislang einsam von Anton Schlecker geleitete und letztlich in den Abgrund geführte Unternehmen an moderne Unternehmensführung anzupassen. Arndt Geiwitz:

    "Ich möchte an diese Stelle noch mal sagen, dass bei einem Unternehmen, was auf Grund seiner patriarchistischen Struktur und seiner eher begrenzten Veröffentlichungen nicht gerade mit Transparenz glänzt, es durchaus schwierig ist, innerhalb von nur vier bis fünf Wochen ein Konzept zu erstellen. Wir haben keine Alternative zu dieser schnellen Vorgehensweise. Weil wir müssen Anfang April verlustfrei sein."

    Er rede schon mit Investoren aller, habe eine Investmentbank eingeschaltet. Konkret bestätigen könne er, auch mit vermögenden Privatleuten zu sprechen. Schlecker will im Kern Drogeriemarkt bleiben, 3.000 Filialen behalten, eine kapitalmarktorientierte Rechtsform wählen, verlustbringende Produkte aus dem Angebot streichen, die Preise der gängigsten tausend Artikel senken. Die Familie Schlecker stütze das Konzept. Es gebe ein "ernsthafte Sanierungschance."