
Man könne es schaffen, digitale Souveränität durch Nutzung quelloffener Systeme zu erreichen, sagte Schrödter. Schleswig-Holstein verfolgt nach Angaben von Ende November als erstes Bundesland diesen Weg. Die Landesverwaltung soll in einigen Monaten ganz ohne Microsoft-Programme wie Word, Excel und Outlook auskommen. Dann sollen die rund 30.000 Beschäftigten mit Open-Source-Programmen arbeiten, also mit Software, die in offener Zusammenarbeit entwickelt und gepflegt wird sowie jedem zur Verfügung steht.
Auch in anderen Bundesländern gibt es entsprechende Versuche: In Baden-Württemberg können die rund 120.000 Lehrkräfte auf einen neuen "Digitalen Arbeitsplatz" zugreifen, der auf quelloffener Software basiert.
Kosten für Lizenzen übersteigen Milliarden-Grenze
Grund sind vor allem die Lizenzkosten und der Zwang zu bestimmten Cloudsystemen. Im vergangenen Jahr zahlte der Bund fast 205 Millionen Euro allein für Microsoft-Lizenzen. Insgesamt erreichten die Ausgaben für Lizenzen und IT-Dienstleistungen nach einerÜbersicht des Bundesinnenministeriums auf Anfrage des Linken-Abgeordneten Perli ein Rekordhoch: Sie lagen bei 1,3 Milliarden Euro.
Die öffentliche Verwaltung soll vor allem auf Bundesebene in Zukunft auf eine Cloud-Lösung der SAP-Tochterfirma Delos setzen, die in Sachen Datenschutz bessere Lösungen verspricht, aber ebenfalls auf Microsoft-Programmen beruht. Gleichzeitig aber initiierte der Bund mit dem Zentrum für Digitale Souveränität der öffentlichen Verwaltung, ZenDiS, eine GmbH, die den öffentlichen Sektor beim Umstieg auf Open-Source-Modelle unterstützen soll. Seit Anfang April arbeitet auch die Bundeswehr mit ZenDiS zusammen. Damit solle sichergestellt werden, dass die Bundeswehr ihren "verfassungsgemäßen Auftrag selbstbestimmt und frei von ungewollter Einflussnahme Dritter erfüllen kann".
Steigende Nachfrage bei europäischen Anbietern
An der Abhängigkeit von großen Anbietern wie Microsoft, Google und Amazon gibt es schon länger Kritik, etwa nach weltweiten IT-Ausfällen. Inzwischen steht zusätzlich der Verdacht im Raum, die US-amerikanischen Techfirmen stünden Präsident Trump zu nahe.
Infolgedessen erleben europäische Alternativen Medienberichten zufolge einen Zulauf. Der Gründer der deutschen Softwarefirma Nextcloud, Frank Karlitschek, etwa berichtete dem Spiegelvon einem "sprunghaft gestiegenen Interesse" von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen seit der Eskalation des Zollkonflikts mit den US: "Aktuell gibt es dreimal so viele Anfragen wie sonst." Ein Treiber sei die akute Angst vor Wirtschaftsspionage, sagt Karlitschek. Viele Kunden fragten sich angesichts von Trumps Gebahren in der Handelspolitik: "Was, wenn Trump die in US-Clouds gespeicherten Daten plötzlich als Faustpfand einsetzt?"
Auch private Nutzerinnen und Nutzer suchen offenbar vermehrt nach europäischen Lösungen. Die Internetseite "European Alternatives" wurde laut dem Analyse-Tool Plausible in den vergangenen Monaten deutlich häufiger abgerufen als zuvor. Sie listet europäische Anbieter von Suchmaschinen über Navigationsprogramme bis hin zu Musik-Streaming- oder Video-Plattformen.
Trump-Kahlschlag: Open Technology Fund steht vor dem Aus
Diese Nachricht wurde am 17.04.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.