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Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag
Ein Redaktionsleiter, der keiner sein darf

Zwischen einem Lokalredaktions-Leiter des "Flensburger Tageblatts" und seinem Arbeitgeber gibt es seit Jahren Streit. Trotz zweier Urteile weigert sich der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag, den Journalisten wieder auf seinem alten Posten einzusetzen. Nach Ansicht der Gewerkschaft DJV wird der Fall nun zur "unendlichen Geschichte".

Von Johannes Kulms und Christoph Sterz | 24.06.2020
Eine Ausgabe der Tageszeitung "Flensburger Tageblatt" liegt zwischen mehreren Ausgaben der Tageszeitung "Neue Osnabrücker Zeitung".
Das "Flensburger Tageblatt" ist im Streit mit einem Lokalredaktions-Leiter (picture alliance / dpa / Marcus Brandt)
Carlo Jolly war viele Jahre lang Chef der Stadtredaktion des "Flensburger Tageblatts". Aber dann versetzte ihn sein Verlag gemeinsam mit zwei anderen Kollegen in kleinere Orte im Umland. Jolly klagte gegen seine Zwangsversetzung – und bekam Recht.
Doch statt ihn wieder in Flensburg einzusetzen, schickte ihm der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (sh:z) eine verhaltensbedingte Kündigung. Auch diese wurde später vom Flensburger Arbeitsgericht als unzulässig erklärt. Zuletzt bekam Jolly von seinem Arbeitgeber eine Änderungskündigung. Diese sieht vor, dass er künftig von Husum aus berichtet.
Zwischenzeitlich wieder im Einsatz
Laut der JournalistInnen-Gewerkschaft DJV schrieb Jolly ab Anfang Mai wieder für seinen Arbeitgeber, allerdings als Reporter für die überregionalen Seiten seines Verlags. Auf der Seite des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags wird Jolly als Teil der Nordfriesland-Redaktion benannt.
Sein dort bisher letzter online veröffentlichter Text stammt von Anfang Juni. Vor knapp zwei Wochen wurde Jolly laut seinem Anwalt von seiner Arbeit freigestellt.
Streit "wieder am Anfangspunkt"
Ende Juni trafen sich beide Parteien erneut zu einem Gütetermin vor dem Flensburger Arbeitsgericht. Bei dem Termin machte Jolly deutlich, dass er sich auch einen anderen Job in Flensburg vorstellen könne. Ihm sei es aber wichtig, wieder in Flensburg arbeiten zu können. Der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag lehnte dies ab - auch mit der Begründung, dass mögliche Stellen in Flensburg bereits besetzt seien.
Damit sei der Streit "wieder am Anfangspunkt" angelangt und inzwischen "eine unendliche Geschichte", sagte DJV-Landeschef Arnold Petersen dem Deutschlandfunk. Der Verlag scheue "keine Kosten, um einen langjährigen verdienten Mitarbeiter loszuwerden". Der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag wollte sich zu dem Fall wegen des laufenden Verfahrens nicht äußern.