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Schlucken in fünf Akten

Wenn die Speiseröhre das Essen nicht mehr richtig transportiert, kann es zu Rückfluss von Säuren kommen, zu Reflux. Mittels Manometrie lässt sich an 36 Punkten in der Speiseröhre feststellen, wo es genau hakt.

Von Renate Rutta |
    "So, der Patient ist jetzt hier für die 36 Punkte Manometrie. Ich habe das Gerät vorbereitet, indem ich die Patientendaten eingegeben habe."

    Donnerstagnachmittag, Krankenhaus Köln - Holweide. Hier gibt es ein spezielles Refluxzentrum.

    "Es hat angefangen mit Schluckauf erstmal und mit Sodbrennen, Aufstoßen von Saures und von Mageninhalt."

    Mehmet M. hat auf einem Stuhl Platz genommen. Die Ursachen seiner Beschwerden sollen gefunden werden. Dazu werden jetzt die Bewegungen seiner Speiseröhre untersucht.

    "Er kriegt einen Schutz vor die Brust und soll ganz entspannt sitzen. Dann wird das Nasenloch mit einem Lokalanästhetikum eingerieben. Und dem Patient wird die Sonde eingeschoben bis in die Speiseröhre."

    Gudrun Altrogge ist Leiterin Funktionsdiagnostik. Sie führt die Untersuchung durch. Wenn die Sonde in der Speiseröhre angelangt ist, nimmt sie ein Pflaster und befestigt den oberen Teil an der Nase.

    "Das sind bestimmte Druckpunkte, mit Latex umgebene Punkte, die wirklich jede Bewegung, jeden Druck aufnehmen. Der Vorteil bei dieser Sonde ist, dass es 36 Punkte sind und nach fünf Schluckakten hat man quasi die Auswertung."

    Gudrun Altrogge holt einen Becher Wasser, den der Patient schluckweise trinken soll.

    "So und jetzt auf mein Kommando schlucken Sie bitte alles runter. So und jetzt: Schlucken und noch mal Schlucken."

    "So die Schluckakte sind jetzt alle vorbei. Die Ergebnisse sind gut für uns auswertbar. Wir lösen jetzt das Pflaster und ich ziehe die Sonde wieder raus. Hier ist ein Tuch, wenn Sie sich schnäuzen möchten. - Danke."

    Die Ergebnisse bespricht Professor Arno Dormann, Chefarzt der Medizinischen Klinik Köln-Holweide danach mit dem Patienten.

    "Wir haben mittlerweile die Ergebnisse von ihren verschiedenen Untersuchungen und man konnte schon im Bereich der Röntgenuntersuchung - des Breischluckens mit den kleinen "Mäusespeckstückchen" - sehen, dass Sie im Bereich der Speiseröhre eine erhebliche Bewegungsstörung haben. Dieses hat sich bestätigt bei der Endoskopie und vor allem bei der Manometrie."

    Man konnte bei dieser letzten Untersuchung sehen, so erklärt der Arzt weiter, dass die Speiseröhre praktisch keine Aktivitäten entwickelt und der Speisebrei in der Speiseröhre quasi steckenbleibt.

    "Und unten in der Speiseröhre ist der Abfluss gehemmt, das heißt die Speiseröhre entspannt sich nicht mehr, erweitert sich nicht mehr."

    "In diesem speziellen Fall war die Manometrie für uns das entscheidende Diagnostikum, weil wir durch die gleichzeitige Messung an den verschiedenen Punkten sehen konnten, dass der obere Teil der Speiseröhre erschlafft ist, keine Transportfähigkeit hat und der untere Teil sich synchron verkrampft und das führt beim Patienten dazu, dass er nicht mehr Schlucken kann."