Traditionell gehen Wirtschaftswissenschaftler davon aus, dass der Verstand und nur der Verstand das Sagen hat, wenn es um Geld und Kapitalanlagen geht. Doch in den letzten Jahren ist diese Theorie brüchig geworden. Die Ökonomen müssten sich der Neurologie zuwenden, um menschliche Entscheidungsprozesse besser zu verstehen meint etwa Wirtschafts-Nobelpreisträger Daniel Kahneman. Die Möglichkeit dazu haben sie, seit die modernen bildgebenden Verfahren tiefe Einblicke in die Funktionsweise des menschlichen Gehirns erlauben. Vor zwei Jahren erst konnten wir erfahren, dass unser Gehirn genauso nach Geld giert, wie nach Sex. Forscher der Uni Stanford konnten nachweisen, dass Studenten, die in einem Kernspintomographen lagen und dabei Aktiengeschäfte machten, die gleichen Hirnareale aktivierten, die sonst für menschliche Begierde zuständig sind. Und: das Lustzentrum konnte dabei so stark aktiviert werden, dass der Teil des Gehirns, wo der rationale Verstand angesiedelt ist, das Nachsehen hatte. Ein Vertreter dieser neuen Denkrichtung ist auch Ernst Fehr, Professor für Mikroökonomik und experimentelle Wirtschaftsforschung an der Universität Zürich. Er arbeitet ebenfalls mit bildgebenden Verfahren, aber auch mit biologischen Fragestellungen, wie beispielsweise der nach Rolle des Hormons Oxytocin bei der Bildung von Vertrauen. Doch wie kommt ein Wirtschaftswissenschaftler auf die Hormone? Fehr:
"Eigentlich ist das ein Zufall gewesen. Mein Koautor Markus Heinrichs ist ein klinischer Psychologe. Er hat einen Vortrag gehalten an der Universität Zürich über Oxytocin und die Rolle von Oxytocin für das Sozialverhalten von Präriemäusen und Bergmäusen. Und da lag einfach nahe, mal den Schluss zu ziehen, es mal auszuprobieren, ob Oxytocin nicht auch grundlegende soziale Mechanismen beim Menschen beeinflusst."
Um dieser Frage nachzugehen, führten die Forscher um Ernst Fehr ein sogenanntes Vertrauensexperiment durch. Dabei sitzen sich zwei Spieler gegenüber, jeder besitzt zwölf Euro. Spieler Nummer 1 kann nun einen Teil seines Geldes an Spieler Nummer 2 abgeben, dabei verdreifacht die Bank die entsprechende Summe. Und Spieler Nummer 2 kann sich entscheiden, ob er einen Teil seines Gewinnes an Spieler Nummer 1 zurückgibt oder einfach alles selbst einsackt. Fehr:
"Und das schöne an diesem Spiel ist: Durch diese Verdreifachung besteht die Möglichkeit, dass beide Spieler gewinnen können. Denn wenn der zweite Spieler etwas zurückgibt, hinreichend viel zurückgibt, dann hat der erste Spieler dann mehr als seine ursprünglichen zwölf Euro, und der zweite Spieler hat ebenfalls mehr als seine ursprünglichen zwölf Euro, weil ja der Betrag verdreifacht wurde auf dem Weg zu ihm. Das heißt, hier können beide gewinnen, wenn sie Vertrauen haben zueinander, oder wenn der erste dem zweiten vertraut und der Zweite sich dieses Vertrauens würdig erweist."
In der Studie wurde einem Teil der Spieler ein Nasenspray mit Oxytocin verabreicht, die Kontrollgruppe erhielt ein Placebo. Eindeutiges Ergebnis: die Spieler, denen man das Hormon verabreicht hatte, gaben deutlich mehr Geld an Spieler Nummer 2 weiter, hatten also ein stärkeres Vertrauen in dessen Redlichkeit, als die Spieler aus der Kontrollgruppe. Ein Ergebnis das nach Meinung Fehrs durchaus weitreichende Bedeutung, keineswegs nur für die Wirtschaftswissenschaft, haben könnte. So könnten auf längere Sicht dadurch etwa neue Heilungschancen für Patienten entstehen, die an sozialen Phobien leiden, die sich also kaum aus dem Haus trauen. Aber könnte sich das Oxytocin nicht auch als geniales Manipulationsmittel erweisen, mit dem man beispielsweise die Kunden im Supermarkt in den Kaufrausch treibt? Fehr:
"Hier kann man eigentlich alle beruhigen, weil das Oxytocin in der Luft das zerfällt praktisch gleich, das Neuropeptid überlebt nicht in der Luft. Wenn sie dieses Nasenspray also beispielsweise in die Luft sprühen, dann ist nach zwei Minuten nichts mehr da vom Oxytocin. Das heißt, sie müssten eine permanentes Dampfbad errichten in diesem Supermarkt, wo man die Regale gar nicht mehr sieht um einen Effekt zu erzeugen und das wäre nicht ganz im Sinne des Erfinders. Das heißt, man kann alle Leute beruhigen, die glauben das hier Manipulationspotenzial existiert."
"Eigentlich ist das ein Zufall gewesen. Mein Koautor Markus Heinrichs ist ein klinischer Psychologe. Er hat einen Vortrag gehalten an der Universität Zürich über Oxytocin und die Rolle von Oxytocin für das Sozialverhalten von Präriemäusen und Bergmäusen. Und da lag einfach nahe, mal den Schluss zu ziehen, es mal auszuprobieren, ob Oxytocin nicht auch grundlegende soziale Mechanismen beim Menschen beeinflusst."
Um dieser Frage nachzugehen, führten die Forscher um Ernst Fehr ein sogenanntes Vertrauensexperiment durch. Dabei sitzen sich zwei Spieler gegenüber, jeder besitzt zwölf Euro. Spieler Nummer 1 kann nun einen Teil seines Geldes an Spieler Nummer 2 abgeben, dabei verdreifacht die Bank die entsprechende Summe. Und Spieler Nummer 2 kann sich entscheiden, ob er einen Teil seines Gewinnes an Spieler Nummer 1 zurückgibt oder einfach alles selbst einsackt. Fehr:
"Und das schöne an diesem Spiel ist: Durch diese Verdreifachung besteht die Möglichkeit, dass beide Spieler gewinnen können. Denn wenn der zweite Spieler etwas zurückgibt, hinreichend viel zurückgibt, dann hat der erste Spieler dann mehr als seine ursprünglichen zwölf Euro, und der zweite Spieler hat ebenfalls mehr als seine ursprünglichen zwölf Euro, weil ja der Betrag verdreifacht wurde auf dem Weg zu ihm. Das heißt, hier können beide gewinnen, wenn sie Vertrauen haben zueinander, oder wenn der erste dem zweiten vertraut und der Zweite sich dieses Vertrauens würdig erweist."
In der Studie wurde einem Teil der Spieler ein Nasenspray mit Oxytocin verabreicht, die Kontrollgruppe erhielt ein Placebo. Eindeutiges Ergebnis: die Spieler, denen man das Hormon verabreicht hatte, gaben deutlich mehr Geld an Spieler Nummer 2 weiter, hatten also ein stärkeres Vertrauen in dessen Redlichkeit, als die Spieler aus der Kontrollgruppe. Ein Ergebnis das nach Meinung Fehrs durchaus weitreichende Bedeutung, keineswegs nur für die Wirtschaftswissenschaft, haben könnte. So könnten auf längere Sicht dadurch etwa neue Heilungschancen für Patienten entstehen, die an sozialen Phobien leiden, die sich also kaum aus dem Haus trauen. Aber könnte sich das Oxytocin nicht auch als geniales Manipulationsmittel erweisen, mit dem man beispielsweise die Kunden im Supermarkt in den Kaufrausch treibt? Fehr:
"Hier kann man eigentlich alle beruhigen, weil das Oxytocin in der Luft das zerfällt praktisch gleich, das Neuropeptid überlebt nicht in der Luft. Wenn sie dieses Nasenspray also beispielsweise in die Luft sprühen, dann ist nach zwei Minuten nichts mehr da vom Oxytocin. Das heißt, sie müssten eine permanentes Dampfbad errichten in diesem Supermarkt, wo man die Regale gar nicht mehr sieht um einen Effekt zu erzeugen und das wäre nicht ganz im Sinne des Erfinders. Das heißt, man kann alle Leute beruhigen, die glauben das hier Manipulationspotenzial existiert."