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Schluss mit fettig

In Großbritannien hat die Regierung die Notbremse gezogen. Nach dem Motto die dicken Kinder von heute sind die Patienten von morgen hat die Regierung von Tony Blair dem fetten Essen in Schulkantinen den Kampf angesagt. Wie reagieren die Insel-Kinder auf die Gemüse-Revolution?

Von Martin Zagatta |
    Essensausgabe in der Kantine der"City of Leicester School" - und die meisten der 10- bis 14-jährigen sind nicht gerade begeistert, was ihnen da in ihrer Mittagspause jetzt serviert wird.

    " Widerlich, langweilig, grün, schrecklich", findet ein Mädchen gedünsteten Fisch mit Kartoffelpüree und Bohnen und den Salat, den es dazu gibt. Und dem Jungen neben ihr schmeckt sie auch nicht, "diese Art von Essen". Er mag lieber Burger."

    Doch Hamburger und Pommes gibt es kaum noch, seit die Regierung dem fettigen Essen den Kampf angesagt hat. Fastfood ist seit dem vergangenen Monat vom Speiseplan englischer Schulen gestrichen. Jedes Gericht muss nun mit frischem Gemüse angeboten werden und mit Obst. Keine Salzstreuer mehr auf den Tischen, und Automaten dürfen demnächst keine Süßigkeiten oder zuckerhaltige Getränke mehr ausgeben.

    30 Millionen Euro lässt sich die Regierung das von dem Starkoch Jamie Oliver angestoßene gesündere Essen kosten, aufgeschreckt davon, dass die britischen Kinder mittlerweile die dicksten sind in ganz Europa. Jedes vierte etwa sei übergewichtig, jedes siebte Kind sogar klinisch fett, viele in jungen Jahren schon krank. Dem staatlichen Gesundheitssystem auf der Insel drohe der der Kollaps. Argumente, die die Regierung zum Handeln veranlasst haben, die aber in der Kantine der "Leicester School" nicht so recht ankommen.

    " Das gesündere Essen stößt auf einigen Widerstand", aber, so Hilary Foster, die stellvertretende Direktorin, man hoffe, die Schüler so nach und nach von dem Wert gesunder Kost überzeugen zu können.

    Das allerdings fällt vor allem im Norden von England schwer, wo fettiges Essen besonders beliebt ist und die neuen Speisepläne der Schulen einen regelrechten Aufstand ausgelöst haben. In Rotherham in Yorkshire etwa, wo eine Gruppe von Müttern mit der Parole "kein Kaninchenfraß für unsere Kinder" zur Speerspitze der Burger-Revolte geworden ist."

    Die Kinder kommen lieber zu uns und wir geben ihnen, was sie mögen. So verteidigt Julie Critchlow, dass sie mit einigen Freundinnen schon frühmorgens Bestellungen aufnimmt und die Halbwüchsigen dann in der Mittagspause mit Fastfood aus einer Frittenbude beliefert, durch den Schulzaun hindurch. "Das ist immer noch unsere Sache" - so meint die Frau - "der Staat hat doch kein Recht, zu bestimmen, was unsere Kinder essen und was nicht".