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Schmeißt ihn raus!

Hitler ist schon ein paar Jährchen tot. Die niedersächsische Landtagsfraktion der SPD hat sich aber jetzt spontan ein Herz gefasst und sagt: Nein! Nein zur deutschen Staatsbürgerschaft des Österreichers Adolf Hitler: Posthume Aberkennung!

Von Burkhard Müller-Ullrich |
    75 Jahre und zwei Wochen nachdem der staatenlose Adolf Hitler Deutscher wurde, hat sich die niedersächsische SPD-Landtagsfraktion zum Widerstand entschlossen. Sie lässt jetzt allen Ernstes prüfen, ob man dem Führer die deutsche Staatsbürgerschaft nicht wieder aberkennen kann, womöglich wegen schlechter Führung.

    In der Tat wurde Hitler im Februar 1932 vom damaligen Land Braunschweig eingebürgert und zum Regierungsrat ernannt, deshalb soll Niedersachsen als Rechtsnachfolger des Landes Braunschweig die Sache rückgängig machen - posthum, was rechtlich nicht ganz einfach ist. Eigentlich geht es gar nicht, dass ein Rechtsstaat rückwirkend an den Regeln seiner Zugehörigkeit herumschraubt, aber wenn es sich um Hitler handelt, würde die SPD-Landtagsfraktion wohl eine antifaschistische Ausnahme machen.

    Man kann ja nie genug gegen Hitler tun. Man sollte ihm auch noch eine Steuernachzahlung und ein paar Strafzettel wegen Falschparkens in die Hölle hinterherschicken. Oder wie wäre es mit einer saftigen Schadenersatzforderung für den verlorenen Weltkrieg, vom Holocaust ganz zu schweigen? Allein der Imageverlust, den Deutschland deswegen erlitten hat, kostet ja bis heute einiges. Dafür muss Hitler haften! Dafür muss er bestraft werden, egal wie tot er schon seit 60 Jahren ist!

    Nun wird der tote Hitler verschiedene Strafen unterschiedlich schlimm finden: dass sich niedersächsische Sozialdemokraten an ihm abarbeiten, dürfte dabei zu den weniger schwerwiegenden Dingen gehören; dass Juden Juxfilme über ihn drehen, verursacht ihm schon größere Qualen; am schrecklichsten jedoch wäre es, wenn er selber nicht mehr Teil des von ihm angezettelten Deutschtumsprojekts sein könnte. Da haben die niedersächsischen Sozialdemokraten, so einfältig ihr Vorhaben im Jahr 2007 ist, sogar den wunden Punkt getroffen.

    Zugleich haben sie eine geniale Lösung für das Hauptproblem der deutschen Nachkriegsgeschichte gefunden. Was hat man hierzulande nicht alles für Anstrengungen unternommen, um die Hitler-Vergangenheit zu entsorgen! Doch jetzt erst fällt es einem wie Schuppen von den Augen: Wenn Hitler gar kein Deutscher war, dann braucht man sich auch nicht für ihn verantwortlich zu fühlen! Ja, sollte der Rückwärtsdreh mit der Staatsangehörigkeit klappen, dann wäre vielleicht festzustellen, dass Hitler gar nicht gewählt werden konnte. Das Dritte Reich hat gar nicht stattgefunden, der Holocaust beruhte auf einem Rechtsirrtum, der Nationalsozialismus war einfach ungültig.

    Wenn doch die lieben SPDler in Braunschweig und Umgebung das nächste Mal 75 Jahre früher auf den Trichter kämen.