Mit Fotos sonnenbeschienener Landschaften wirbt das zypriotische Fremdenverkehrsamt in diesen Herbsttagen auch in Griechenland um Touristen. Ein fernes Urlaubsziel, ist doch Zypern selbst von Athen aus mehr als anderthalb Flugstunden entfernt. Die Zypernfrage beschäftigt die Griechen aber auch trotz der räumlichen Entfernung:
"Selbstverständlich fühlen wir uns Zypern verbunden. Ich habe Freunde dort, und überhaupt: das sind doch auch Griechen!"
Griechenland und Zypern verbinden Sprache, Kultur und eine gemeinsame Geschichte, ist auch der offizielle Standpunkt in Athen. Ansonsten beruft man sich darauf, dass Zypern ein unabhängiger Staat ist, und so akzeptiert Athen auch, dass die Zyperngriechen vor zwei Jahren gegen den Annan-Plan zur Wiedervereinigung der Insel votierten. Dabei hatten die beiden großen griechischen Parteien, die regierenden Konservativen und die oppositionelle Pasok-Partei den Plan – verhalten die einen, offen die anderen – befürwortet. Nun aber Zypern in den Verhandlungen mit der finnischen Ratspräsidentschaft eine Bringschuld aufzubürden, sei absurd, meint der Sprecher des griechischen Außenministeriums Giorgos Koumoutsakos.
"Wenn wir einem Volk die Möglichkeit geben, seine Meinung in einem Referendum auszudrücken, dann sind wir verpflichtet, diese Meinung hinterher ohne Wenn und Aber anzuerkennen! Schuldzuweisungen oder Strafen haben da keinen Platz, und es wäre auch ein schlechtes Zeichen von Seiten der EU, die sich auf gemeinsame ethische Werte beruft, wenn sie die demokratische Meinungsäußerung eines ihrer Mitglieder nicht voll und ganz respektierte."
Zypern ist ein schmerzhaftes Kapitel griechischer Außenpolitik, der Streit um die geteilte Insel hat Griechenland und die Türkei in der Vergangenheit bis an den Rand des Kriegs geführt. Doch vor allem seit Griechenland Zypern in der EU aufgehoben weiß, hält es sich diplomatisch zurück, was die Verhandlungsführung des Nachbarn angeht. Auch der außenpolitische Sprecher der oppositionellen Pasok-Partei, Hristos Papoutsis, nimmt lieber EU und UNO in die Pflicht.
"Das Zypernproblem hat zu tun mit der militärischen Invasion der Türkei in ein unabhängiges Land, einen Nato-Mitgliedsstaat und inzwischen auch Mitglied der EU. Wenn das EU-Recht heute also nicht auf ganz Zypern angewendet wird, und wenn Nordzypern keine Handelsbeziehungen mit der übrigen EU hat, dann ist das ebenfalls ein Ergebnis der türkischen Besatzung. Wenn die Türkei wirklich eine Lösung will, weshalb nimmt sie nicht den Vorschlag von George Papandreou an, die Insel komplett zu demilitarisieren? Das wäre eine Grundlage für neue Verhandlungen im Rahmen von Uno und EU."
Unterhalb der Akropolis, in den Gassen der Athener Altstadt, befindet sich das unabhängige Politikforschungsinstitut Idis, das zur Athener Panteios-Universität gehört. Hier forscht und unterrichtet der Politologe Marios Evryviadis. Dass 2004 die beiden großen griechischen Parteien den Annan-Plan unterstützt haben, empört ihn noch heute.
"Es ist ein grundsätzliches Problem griechischer Außenpolitik, dass sie sich den Interessen der Großmächte anpasst. Mit dem Annanplan wäre der bis dahin unabhängige Staat Zypern ein kolonialer Außenposten vor allem für britische, türkische und amerikanische strategische Interessen geworden. Auch für griechische, allerdings in geringerem Maße. Zypern ist so hochgerüstet wie kein anderer Fleck der Erde, wenn wir seine Größe und Bevölkerungsdichte zugrunde legen. Derzeit befinden sich dort fünf Armeen. Warum dringt die Internationale Staatengemeinschaft nicht auf ihren Abzug? Was für Interessen haben diese Truppen dort? Das sollten wir fragen, und nicht, warum die Zyperngriechen gegen den Annanplan gestimmt haben."
So lange Truppen stationiert bleiben, so lange wird das Zypern-Problem fortbestehen, meint Evryviadis. Eine Meinung, die auch der renommierte Journalist und Zypern-Experte Stavros Lygeros teilt. Auch er war – obwohl er in der liberal-konservativen Tageszeitung Kathimerini publiziert – ein vehementer Gegner des Annan-Plans. Unpraktikabel sei der Plan gewesen, und er hätte Zypern geradewegs in die Krise geführt. Dennoch hält Lygeros eine Lösung des Zypernkonflikts für möglich.
"Die Zyperngriechen sind bereit, eine Lösung zu akzeptieren, die auf der Grundlage zweier Bundesstaaten beruht. Doch im Annanplan waren Süd und Nord weder zwei Bundesstaaten noch zwei unabhängige Staaten, sondern ein Mischmasch aus beidem. Und noch eine Voraussetzung ist notwendig, nämlich: dass die Türkei sich zurückzieht. Ankara ist das Problem, nicht die Zyperntürken. Warum lässt die Türkei sie nicht los? Griechenland hält sich zurück in seinem Verhältnis zu Nikosia. Ankara dagegen diktiert jeden Schritt."
Doch im griechischen Außenministerium heißt es ohnehin, der Annan-Plan sei Geschichte: er könne bestenfalls als Grundlage für die angestrebten neuen Verhandlungen dienen.
"Selbstverständlich fühlen wir uns Zypern verbunden. Ich habe Freunde dort, und überhaupt: das sind doch auch Griechen!"
Griechenland und Zypern verbinden Sprache, Kultur und eine gemeinsame Geschichte, ist auch der offizielle Standpunkt in Athen. Ansonsten beruft man sich darauf, dass Zypern ein unabhängiger Staat ist, und so akzeptiert Athen auch, dass die Zyperngriechen vor zwei Jahren gegen den Annan-Plan zur Wiedervereinigung der Insel votierten. Dabei hatten die beiden großen griechischen Parteien, die regierenden Konservativen und die oppositionelle Pasok-Partei den Plan – verhalten die einen, offen die anderen – befürwortet. Nun aber Zypern in den Verhandlungen mit der finnischen Ratspräsidentschaft eine Bringschuld aufzubürden, sei absurd, meint der Sprecher des griechischen Außenministeriums Giorgos Koumoutsakos.
"Wenn wir einem Volk die Möglichkeit geben, seine Meinung in einem Referendum auszudrücken, dann sind wir verpflichtet, diese Meinung hinterher ohne Wenn und Aber anzuerkennen! Schuldzuweisungen oder Strafen haben da keinen Platz, und es wäre auch ein schlechtes Zeichen von Seiten der EU, die sich auf gemeinsame ethische Werte beruft, wenn sie die demokratische Meinungsäußerung eines ihrer Mitglieder nicht voll und ganz respektierte."
Zypern ist ein schmerzhaftes Kapitel griechischer Außenpolitik, der Streit um die geteilte Insel hat Griechenland und die Türkei in der Vergangenheit bis an den Rand des Kriegs geführt. Doch vor allem seit Griechenland Zypern in der EU aufgehoben weiß, hält es sich diplomatisch zurück, was die Verhandlungsführung des Nachbarn angeht. Auch der außenpolitische Sprecher der oppositionellen Pasok-Partei, Hristos Papoutsis, nimmt lieber EU und UNO in die Pflicht.
"Das Zypernproblem hat zu tun mit der militärischen Invasion der Türkei in ein unabhängiges Land, einen Nato-Mitgliedsstaat und inzwischen auch Mitglied der EU. Wenn das EU-Recht heute also nicht auf ganz Zypern angewendet wird, und wenn Nordzypern keine Handelsbeziehungen mit der übrigen EU hat, dann ist das ebenfalls ein Ergebnis der türkischen Besatzung. Wenn die Türkei wirklich eine Lösung will, weshalb nimmt sie nicht den Vorschlag von George Papandreou an, die Insel komplett zu demilitarisieren? Das wäre eine Grundlage für neue Verhandlungen im Rahmen von Uno und EU."
Unterhalb der Akropolis, in den Gassen der Athener Altstadt, befindet sich das unabhängige Politikforschungsinstitut Idis, das zur Athener Panteios-Universität gehört. Hier forscht und unterrichtet der Politologe Marios Evryviadis. Dass 2004 die beiden großen griechischen Parteien den Annan-Plan unterstützt haben, empört ihn noch heute.
"Es ist ein grundsätzliches Problem griechischer Außenpolitik, dass sie sich den Interessen der Großmächte anpasst. Mit dem Annanplan wäre der bis dahin unabhängige Staat Zypern ein kolonialer Außenposten vor allem für britische, türkische und amerikanische strategische Interessen geworden. Auch für griechische, allerdings in geringerem Maße. Zypern ist so hochgerüstet wie kein anderer Fleck der Erde, wenn wir seine Größe und Bevölkerungsdichte zugrunde legen. Derzeit befinden sich dort fünf Armeen. Warum dringt die Internationale Staatengemeinschaft nicht auf ihren Abzug? Was für Interessen haben diese Truppen dort? Das sollten wir fragen, und nicht, warum die Zyperngriechen gegen den Annanplan gestimmt haben."
So lange Truppen stationiert bleiben, so lange wird das Zypern-Problem fortbestehen, meint Evryviadis. Eine Meinung, die auch der renommierte Journalist und Zypern-Experte Stavros Lygeros teilt. Auch er war – obwohl er in der liberal-konservativen Tageszeitung Kathimerini publiziert – ein vehementer Gegner des Annan-Plans. Unpraktikabel sei der Plan gewesen, und er hätte Zypern geradewegs in die Krise geführt. Dennoch hält Lygeros eine Lösung des Zypernkonflikts für möglich.
"Die Zyperngriechen sind bereit, eine Lösung zu akzeptieren, die auf der Grundlage zweier Bundesstaaten beruht. Doch im Annanplan waren Süd und Nord weder zwei Bundesstaaten noch zwei unabhängige Staaten, sondern ein Mischmasch aus beidem. Und noch eine Voraussetzung ist notwendig, nämlich: dass die Türkei sich zurückzieht. Ankara ist das Problem, nicht die Zyperntürken. Warum lässt die Türkei sie nicht los? Griechenland hält sich zurück in seinem Verhältnis zu Nikosia. Ankara dagegen diktiert jeden Schritt."
Doch im griechischen Außenministerium heißt es ohnehin, der Annan-Plan sei Geschichte: er könne bestenfalls als Grundlage für die angestrebten neuen Verhandlungen dienen.