So ein Showmaster ist der Liebling von Millionen - und Verbraucherschützern ein Dorn im Auge. Eckhard Benner vom Institut für Agrarpolitik und Landwirtschaftliche Marktlehre an der Universität Hohenheim:
"Die fiesesten Tricks in der Werbung sind die, dass Prominente, die aus einer Sendung bekannt sind, dann gleichzeitig ein Kinderprodukt bewerben, weil in diesem Augenblick Programm und Werbung miteinander vermengt wird, beides vermischt wird, dass man als Kind, aber auch als Eltern nur noch sehr schwierig auseinander halten kann, ob das jetzt reine Werbung ist oder ob das tatsächlich eine Form der Empfehlung ist."
Und weil so ein Showmaster ja nicht irren kann, stopfen hunderttausende von Kindern tonnenweise Süßigkeiten in sich hinein. Ob das die Kinder froh macht, ist aus Sicht der Verbraucherschützer fraglich. Sie befürchten vielmehr Überernährung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Allerdings sind sich die Experten einig, dass solche Manipulationsversuche im Fernsehen zukünftig in noch viel stärkerem Ausmaß zu falscher Ernährung bei Groß und Klein führt - nämlich dann, wenn wie geplant europaweit Product Placement erlaubt wird. Eckhard Benner:
"Das schaut konkret so aus, dass ein Schauspieler beispielsweise ein Produkt im Rahmen einer schauspielerischen Handlung verwendet. Dieses Verhalten wird emotionalisiert wahrgenommen und von anderen kopiert. Es wird gezielter gegessen und getrunken. Die Absicht ist eben, das Produkt zu bewerben und das mit der emotionalen Situation zu verbinden und den Produktkauf zu empfehlen."
Drohen uns zukünftig Krimis, in denen mehr gegessen als gemordet wird? Das alleine wäre schon Stoff für einen Horrorfilm. Für die Ernähungsexperten ist es aber ein Szenario mit realem Hintergrund. Denn der Wunsch, zu essen, lässt sich häufig auf außergewöhnliche, zumeist negative Gefühlslagen zurückführen, die auch von der Werbung manipuliert werden können. Professor Michael Macht vom Institut für Psychologie an der Universität Würzburg:
"Essverhalten eignet sich ja in hervorragender Weise, negative Emotionen und Stress zu bewältigen. Wahrscheinlich ist der entscheidende Mechanismus der unmittelbare positive Effekt, den wir erleben, wenn wir wohlschmeckende, sensorisch attraktive Nahrung aufnehmen."
Nahrungsaufnahme löst, so der Würzburger Wissenschaftler, einen positiven Emotionsschub aus, nachdem so ein stressgeplagter Mitbürger regelrecht lechzt - im wahrsten Sinne des Wortes.
"Dass wohlschmeckende Nahrung einen positiven Aspekt auslöst, ist ganz tief biologisch verankert. Wir können das beobachten an Neugeborenen, die erst wenige Stunden auf der Welt sind. Wenn man ihnen Zuckerlösung auf die Zunge träufelt: Positive Gefühle - man kann das an den mimischen Reaktionen sehr schön analysieren."
Nach solchen positiven Gefühlen verlangen Menschen nicht nur, wenn sie gestresst sind - und das ist der Punkt, wo die Werbung ganz besonders das Essverhalten manipulieren kann. Professor Michael Macht:
"Das Gefühl der Langeweile, das manche Leute nicht so richtig ausfüllen können mit zielgerichteten Aktivitäten. Da liegt es sehr nahe, gerade in der Nahrungsumwelt, in der wir uns befinden, Nahrung ist in hohem Maße verfügbar, zum Kühlschrank zu gehen und so eine wohlschmeckende Nahrung aufzunehmen. Das reduziert die Langeweile - erst einmal."
Doch wie sich solchen gewollten und ungewollten Manipulationen des eigenen Essverhaltens widersetzen? Zum einen, indem sich möglichst viele Verbraucher bewusst werden, dass sie ständig solchen Manipulationen unterliegen.
"Man kann durchaus daran Techniken, wie sie im Buddhismus entwickelt wurden, das sind im wesentlichen Selbstbeobachtungstechniken, zu verwenden, um die Impulskontrolle zu verbessern."
Doch dafür muss erst einmal die Sensibilität der Verbraucher geschärft werden - eine Aufgabe, der sich zum Beispiel die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg verpflichtet fühlt. Sie bietet regelmäßig Einkauftrainings an, geht mit Interessenten durch Supermärkte - und öffnet den Teilnehmern dabei gehörig die Augen. Christiane Manthey von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart:
"Wie ein Supermarkt aufgebaut ist, das ist ja nicht zufällig, welche Rolle das Licht spielt, wie Emotionen dabei entstehen. In Blickhöhe steht natürlich immer das, was eine hohe Wertschätzung hat, was vordringlich verkauft werden soll, während preiswerte Produkte immer unten zu finden sind. Schönes Beispiel ist das Tomatenmark, nach dem Sie sich immer bücken müssen, und oben in Augenhöhe ist dann die fertige Tomatensauce, möglichst noch in Verbindung mit den dazugehörigen Nudeln."
Gerade der Prozess, sein eigenes Essverhalten kritisch zu hinterfragen, beinhaltet aber nach Meinung von Beate Folkerts bereits die nächste Manipulationsfalle. Sie ist Vorsitzende der Sektion Hessen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. In ihrem Alltag beobachtet sie häufig, dass viele Verbraucher aus einer irrationalen Angst vor falscher Ernährung ihr Glück bei teuren - und in vielen Fällen wirkungslosen - Diätmenüs suchen, die zudem auch noch teuer sind.
"Aus dieser mentalen Drucksituation suchen wir einen Ausweg. Und wenn dann jemand verspricht, mit diesem Lebensmittel würde alles wunderbar werden, dann versuchen wir hier dem Druck auszuweichen. Wir suchen da eben auch nach einem Wundermittel, so ähnlich bei beim Lottogewinn."
"Die fiesesten Tricks in der Werbung sind die, dass Prominente, die aus einer Sendung bekannt sind, dann gleichzeitig ein Kinderprodukt bewerben, weil in diesem Augenblick Programm und Werbung miteinander vermengt wird, beides vermischt wird, dass man als Kind, aber auch als Eltern nur noch sehr schwierig auseinander halten kann, ob das jetzt reine Werbung ist oder ob das tatsächlich eine Form der Empfehlung ist."
Und weil so ein Showmaster ja nicht irren kann, stopfen hunderttausende von Kindern tonnenweise Süßigkeiten in sich hinein. Ob das die Kinder froh macht, ist aus Sicht der Verbraucherschützer fraglich. Sie befürchten vielmehr Überernährung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Allerdings sind sich die Experten einig, dass solche Manipulationsversuche im Fernsehen zukünftig in noch viel stärkerem Ausmaß zu falscher Ernährung bei Groß und Klein führt - nämlich dann, wenn wie geplant europaweit Product Placement erlaubt wird. Eckhard Benner:
"Das schaut konkret so aus, dass ein Schauspieler beispielsweise ein Produkt im Rahmen einer schauspielerischen Handlung verwendet. Dieses Verhalten wird emotionalisiert wahrgenommen und von anderen kopiert. Es wird gezielter gegessen und getrunken. Die Absicht ist eben, das Produkt zu bewerben und das mit der emotionalen Situation zu verbinden und den Produktkauf zu empfehlen."
Drohen uns zukünftig Krimis, in denen mehr gegessen als gemordet wird? Das alleine wäre schon Stoff für einen Horrorfilm. Für die Ernähungsexperten ist es aber ein Szenario mit realem Hintergrund. Denn der Wunsch, zu essen, lässt sich häufig auf außergewöhnliche, zumeist negative Gefühlslagen zurückführen, die auch von der Werbung manipuliert werden können. Professor Michael Macht vom Institut für Psychologie an der Universität Würzburg:
"Essverhalten eignet sich ja in hervorragender Weise, negative Emotionen und Stress zu bewältigen. Wahrscheinlich ist der entscheidende Mechanismus der unmittelbare positive Effekt, den wir erleben, wenn wir wohlschmeckende, sensorisch attraktive Nahrung aufnehmen."
Nahrungsaufnahme löst, so der Würzburger Wissenschaftler, einen positiven Emotionsschub aus, nachdem so ein stressgeplagter Mitbürger regelrecht lechzt - im wahrsten Sinne des Wortes.
"Dass wohlschmeckende Nahrung einen positiven Aspekt auslöst, ist ganz tief biologisch verankert. Wir können das beobachten an Neugeborenen, die erst wenige Stunden auf der Welt sind. Wenn man ihnen Zuckerlösung auf die Zunge träufelt: Positive Gefühle - man kann das an den mimischen Reaktionen sehr schön analysieren."
Nach solchen positiven Gefühlen verlangen Menschen nicht nur, wenn sie gestresst sind - und das ist der Punkt, wo die Werbung ganz besonders das Essverhalten manipulieren kann. Professor Michael Macht:
"Das Gefühl der Langeweile, das manche Leute nicht so richtig ausfüllen können mit zielgerichteten Aktivitäten. Da liegt es sehr nahe, gerade in der Nahrungsumwelt, in der wir uns befinden, Nahrung ist in hohem Maße verfügbar, zum Kühlschrank zu gehen und so eine wohlschmeckende Nahrung aufzunehmen. Das reduziert die Langeweile - erst einmal."
Doch wie sich solchen gewollten und ungewollten Manipulationen des eigenen Essverhaltens widersetzen? Zum einen, indem sich möglichst viele Verbraucher bewusst werden, dass sie ständig solchen Manipulationen unterliegen.
"Man kann durchaus daran Techniken, wie sie im Buddhismus entwickelt wurden, das sind im wesentlichen Selbstbeobachtungstechniken, zu verwenden, um die Impulskontrolle zu verbessern."
Doch dafür muss erst einmal die Sensibilität der Verbraucher geschärft werden - eine Aufgabe, der sich zum Beispiel die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg verpflichtet fühlt. Sie bietet regelmäßig Einkauftrainings an, geht mit Interessenten durch Supermärkte - und öffnet den Teilnehmern dabei gehörig die Augen. Christiane Manthey von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart:
"Wie ein Supermarkt aufgebaut ist, das ist ja nicht zufällig, welche Rolle das Licht spielt, wie Emotionen dabei entstehen. In Blickhöhe steht natürlich immer das, was eine hohe Wertschätzung hat, was vordringlich verkauft werden soll, während preiswerte Produkte immer unten zu finden sind. Schönes Beispiel ist das Tomatenmark, nach dem Sie sich immer bücken müssen, und oben in Augenhöhe ist dann die fertige Tomatensauce, möglichst noch in Verbindung mit den dazugehörigen Nudeln."
Gerade der Prozess, sein eigenes Essverhalten kritisch zu hinterfragen, beinhaltet aber nach Meinung von Beate Folkerts bereits die nächste Manipulationsfalle. Sie ist Vorsitzende der Sektion Hessen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. In ihrem Alltag beobachtet sie häufig, dass viele Verbraucher aus einer irrationalen Angst vor falscher Ernährung ihr Glück bei teuren - und in vielen Fällen wirkungslosen - Diätmenüs suchen, die zudem auch noch teuer sind.
"Aus dieser mentalen Drucksituation suchen wir einen Ausweg. Und wenn dann jemand verspricht, mit diesem Lebensmittel würde alles wunderbar werden, dann versuchen wir hier dem Druck auszuweichen. Wir suchen da eben auch nach einem Wundermittel, so ähnlich bei beim Lottogewinn."