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Schnell wachsende Bäume für die Energiegewinnung

Das Heizen mit Holz erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Die Zahl der Pelletheizungen steigt, nicht zuletzt, weil der Einbau von entsprechenden Kesseln finanziell gefördert wird. Auch Landwirte können von dieser Nachfrage profitieren - dann, wenn sie schnell wachsende Hölzer anbauen, in Fachkreisen auch Energiewälder genannt. Doch diese Plantagen sind vielen Umweltschützern ein Dorn im Auge.

Von Ralph Ahrens |
    Es gibt nur wenige Landwirte, die schnellwachsende Pappeln oder Weiden anbauen, um deren Holz nach drei oder vier Jahren als Energiequelle zu nutzen. Doch der Bedarf an klimaneutraler Energie steigt - und Florian Schöne vom Naturschutzbund Deutschland glaubt, dass bald mehr Landwirte solche Energiewälder kultivieren werden. Das sei sogar sinnvoll, denn

    "Energieholzplantagen sind grundsätzlich sowohl ökologisch als auch von der klimapolitischen Sicht deutlich besser als Silomais für die Biogasherstellung oder Raps für die Biodieselherstellung. Das muss man immer vergleichen. Das ist die Referenz."

    Ein Beispiel: Das Kohlendioxid-Einsparpotential von Pappeln, die zu Hackschnitzeln verarbeitet in Heizkraftwerken Wärme erzeugen, sei mehr als dreimal so hoch wie das Einsparpotential von Raps, der als Biodiesel genutzt wird, meint Florian Schöne. Und:

    "Eine einjährige Ackerkultur mit hohem Pestizid- und Düngeraufwand ist immer von der Umweltbilanz deutlich schlechter als eine mehrjährige Pappelplantage - und sei sie noch so intensiv bewirtschaftet. "

    Doch der Naturschutzbund Deutschland gibt Energiewäldern keinen Freibrief! Die Studie "Energieholzproduktion in der Landwirtschaft", die der Verband gestern in Berlin vorstellte, zeigt etwa, dass Kurzumtriebsplantagen viel Wasser verbrauchen. Und der Biologe Ulrich Schulz von der Fachhochschule Eberswalde hat geprüft, ob Energiewälder die biologische Vielfalt fördern. Das vorläufige Ergebnis ist - etwa für Vögel - ernüchternd:

    "Die, die da brüten, das sind dann eigentlich eher so Allerweltsarten, die man auch meinetwegen in Großstädten, in Parkanlagen finden kann oder auch in kleineren Wäldern. Und sie bevorzugen offensichtlich eher die Randstrukturen. Man kann grundsätzlich feststellen: Je tiefer man in so eine relativ mono-strukturierte Fläche reingeht, umso stiller wird es, desto weniger Vogelarten trifft man. Und die Individuenzahl ist auch geringer."

    Aber Fachmann Schulz kennt Tricks, um die biologische Vielfalt zu erhöhen:

    "Das eine wäre zum Beispiel, dass man versucht, eher längliche Strukturen zu schaffen. Das andere, was noch viel wichtiger ist eigentlich, dass man nicht eine große Fläche anlegt, sondern viele kleine. Und dass die sozusagen getrennt werden durch bestimmte Wirtschaftswege, die Saumstrukturen aufweisen. Dadurch könnte man die biologische Vielfalt von solchen Energiepflanzenflächen erhöhen. "

    Auch Verbote seien notwendig, meint Florian Schöne von Naturschutzbund Deutschland:

    "Es gibt Flächen, die sind einfach Tabu-Standorte. Da darf der Energiewaldbereich nicht reingehen. Also Regionen mit hohem Waldanteil, im Mittelgebirge, mit Auengrünland, mit Magerrasen, Feuchtwiesen. Das sind Standorte, die sind tabu. Und da müssen wir gucken, dass der Energieholzbereich dort nicht hinkommt."

    Und wo sollen Energiewälder wachsen? Florian Schöne kennt die Antwort:

    "Wenn man sich mal Regionen anschaut, in denen ganz wenig Landschaftselemente, wie Hecken, überhaupt noch existieren wie zum Beispiel in den Börde-Standorten. Wenn man dort gezielt mit den Energiewäldern reingehen würden, dann wäre das eine deutliche Bereicherung sowohl für die biologische Vielfalt als auch für den Klimaschutz."

    Für den Naturschutzbund bieten Energiewälder also die Chance für mehr biologische Vielfalt in intensiv genutzten Regionen.

    Und die Pellet-Industrie? Sie könne mit solchen Naturschutzstandards gut leben, meint Martin Bentele, Geschäftsführer des Deutscher Energie-Pelletverbands:

    "Das ist keine Einschränkung, weil mit dem Produkt Pelletheizungen bei dem Verbraucher nur landen können, wenn wir belegen können, dass es sich hier um ökologisch einwandfreie Erzeugnisse handelt. Das kennen wir von den Pellets, die aus dem deutschen zertifizierten Wald kommen, und genau diese Ansprüche müssen auch künftig für Pellets gelten, die aus landwirtschaftlicher Produktion kommen."