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Schnell wie der Blitz

Hardware.- Die klassische USB-Technologie ist in die Jahre gekommen: Die zweite Generation kämpft mit zu geringen Datenraten, die flinkere dritte kommt nicht richtig in Fahrt. Nun hat sich der Prozessor- und Chip-Hersteller Intel eine neue Schnittstelle ausgedacht, die noch schneller beim Datentransfer sein soll: Thunderbolt.

Von Jan Rähm |
    "Thunderbolt" – das bedeutet übersetzt "Blitzstrahl". Es ist eine neue Schnittstelle, die vom Prozessorhersteller Intel vorgestellt wurde. Über nur ein Kabel sollen Daten mit bis zu zehn Gigabit pro Sekunde durch die Leitung rauschen, zumindest in der Theorie. Die Werte in der Praxis werden wohl um acht Gigabit pro Sekunde betragen. Das ist aber immer noch mehr als 21 Mal schneller als USB 2.0 und immer noch doppelt so schnell wie USB 3.0. Trotzdem soll Thunderbolt die etablierte USB-Technik nicht ersetzen, betont Intel-Pressesprecher Thomas Kaminski.

    "USB hat ja wesentlich mehr Anwendungen. Also deswegen sehen wir das auch nicht als ersetzende Technologie, sondern sie gehen nebeneinander her."

    Thunderbolt hat vorerst zwei Einsatzgebiete: Zum Einen soll Thunderbolt Daten zwischen Computern und Massenspeichern transferieren. Zum Anderen soll die Schnittstelle auch Videosignale an Wiedergabegeräte übertragen und so DVI und HDMI überflüssig machen. Dazu setzt Thunderbolt auf zwei etablierten Standards auf.

    "Letztlich ist es eine Kombination oder Verbindung besser wohl gesagt von zwei Protokollen, die wir da haben. Das ist einmal eben das PCI-Express-Protokoll, mit dem ich Daten übertragen kann, und das Display-Port-Protokoll, mit dem ich Video- und Audio-Signale übertragen kann, kombiniert in einem Kabel."

    Zukünftig könnte Thunderbolt auch weitere Protokolle wie zum Beispiel TCP/IP für den Netzwerkverkehr übertragen. Erste Überlegungen dahingehend waren von Zubehörhersteller in den vergangenen Wochen zu hören. Da Intel bei Thunderbolt auf die weit verbreiteten Standards PCI Express und Display Port setzt, sollen Anwender bei der Einführung der neuen Schnittstelle keine Installationsprobleme bekommen.

    "Das Nette an dieser Technologie ist, dass sie gar keine anderen Treiber brauchen, als die sie bisher auch gebraucht haben. Das heißt für den Anschluss ihres Display-Port-Gerätes, in dem Falle sehr wahrscheinlich ein Monitor, brauchen sie keine anderen Treiber für den Display Port als vorher auch. Genauso schaut es für die Anwendung von externen Geräten aus. Also wenn sie ein Storage-Gerät anbinden wollen, brauchen sie keine anderen Treiber für den PCI-Express-Slot als vorher auch. Also mit dem PCI-Express-Treiber bekommen sie diese Thunderbolt-Technologie auch ans Laufen. Sie brauchen keine zusätzlichen Treiber."

    Ein Merkmal hat Thunderbolt vom eher bei professionellen Anwendern gebräuchlichen Firewire übernommen. Geräte mit dem neuen Anschluss sollen untereinander kommunizieren können. Zum Beispiel eine HD-Kamera, die soll über Thunderbolt ihre Aufnahmen direkt auf einen Massenspeicher überspielen, ohne dass dafür ein Computer notwendig ist. Außerdem können Geräte in Reihe geschaltet werden.

    "Bei der Verbindung von Geräten über die Thunderbolt-Technologie oder ein Kabel ist es nicht nur so, dass Sie ein Gerät an ein anderes anschließen können, sondern Sie können bis zu acht hintereinander anschließen. Das heißt, Sie könnten also mehrere Storage-Devices hintereinander anbinden, Sie könnten zwischendrin auch noch eine Kamera mit einbinden und ganz am Ende einen Monitor."

    Jedoch steht Thunderbolt noch ganz am Anfang. Bisher baut nur ein Hersteller die neue Schnittstelle ein. Intel selbst will sie erst im Laufe des Jahres auf eigenen Mainboards integrieren. Wie es dazu kam, dass ein einzelner Hersteller den Anfang macht, erklärt Thomas Kaminski.

    "Also die Entwicklung selbst von Thunderbolt ist in unserem Hause passiert. Es gab eine technische Kooperation zwischen Intel und Apple. Apple war der erste, der großes Interesse angemeldet hat. Sony war auch sehr interessiert, hat großes Interesse angekündigt. Aber Apple war nun einfach mal der Erste."

    Noch ein weiterer Umstand macht deutlich, dass Thunderbolt noch ganz am Anfang steht. Denn im Moment gibt es so gut wie keine Geräte, die den Anschluss nutzen. Und wenn doch, dann darf das Kabel höchstens drei Meter lang sein. Und es gibt nur elektrische Verbindungen. Geplant war einst, die neue Schnittstelle über Licht kommunizieren zu lassen. Das zeigt sich auch am ursprünglichen Projektnamen "Lightpeak" - was so viel wie "Höchstleistung mit Licht" heißen soll.

    "Da haben wir auch schon Controller, die Licht übertragen könnten über eine Leitung. Das macht man dann mittels Lasern von zum Beispiel vier oder acht Lasern, die dann Licht auf verschiedenen Frequenzen in einem Kabel bündeln und auf der anderen Seite wieder einen Empfänger haben, der diese Lichtwellen entbündelt und dann weitergibt als Daten zum Beispiel. Da würden wir dann auch von Übertragungsgeschwindigkeiten von momentan 50 Gigabit pro Sekunde reden."

    Thunderbolt wird also noch viel schneller werden. Bis Jahresende sollen erste Lichtwellenleiter für Thunderbolt erscheinen, die bis zu zehn Meter lang sein dürfen. Und wird die Schnittstelle dann möglicherweise irgendwann doch USB ersetzen? Das ist eher unwahrscheinlich. Erst kürzlich kündigte Intel auf seiner Entwicklerkonferenz an, ab Anfang 2012 das schon mehr als zwei Jahre alte USB 3.0 erstmals in seine Chipsätze zu integrieren, parallel zu Thunderbolt.