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Schnelle Hilfe für die Flutopfer

Spenden für die Flutopfer in Pakistan sind anfänglich nur zögerlich eingetroffen. Großbritannien war eines der wenigen Länder, die prompt reagierten. Das liegt nicht zuletzt daran, dass dort viele Pakistanis leben.

Von Ruth Rach |
    "Spenden für Pakistan". In der U-Bahn-Station Oxford Circus steht eine junge Frau mit einem gelben Sammeleimer. Es ist kurz vor zwölf. Die Passanten hetzen durch die Sperre, viele greifen zum Portemonnaie.
    "Die britische Öffentlichkeit ist echt groβzügig. Ich bin schon seit sieben Uhr hier und mein Eimer ist richtig schwer." Sama hat Familie in Pakistan, fühlt sich direkt betroffen. Ihre Freundin Noelle steht am Ausgang gegenüber. Auch ihr Eimer ist schwer.

    "Soviel Spenden hab ich nicht erwartet. Wir sind alle betroffen. Ich komme aus Nigeria. Ich weiß wie es ist, keine Mutter zu haben."
    Spendenaktionen auch in Ostlondon. Viele Familien, die hier wohnen, haben Wurzeln in Pakistan.
    "Wir sind zwar schon in der dritten Generation hier, aber wir haben weiterhin starke Bande zu Pakistan", sagt Khola, eine junge Frau aus Leyton. Sie ist zum Freitagsgebet in ihre örtliche Moschee gekommen.
    "Wir haben gute Kontakte in Pakistan, die direkt helfen. Sie kochen und verteilen Nahrungsmittel. Das ist zunächst am allerwichtigsten. Die ganze landwirtschaftliche Basis ist vernichtet."
    Während der Fastenzeit besuchen über 1200 Muslime die Al Tawhid Moschee in Leyton. Sie kommen aus aus Pakistan, Bangladesh, Somalia, Indonesien. Auf den pakistanischen Präsidenten Zardari sei hier niemand gut zu sprechen.
    "Er hat sich im Westen aufs Prächtigste amüsiert, während sein Volk starb. Dieser Politiker ist eine Katastrophe für Pakistan. Er hat absolut kein Mitgefühl."

    Aber auf die pakistanische Armee, auf die hält Khola große Stücke. Nur sie habe die Kapazitäten, Hilfsgüter auch in entfernte Gegenden zu transportieren. Aber das bedeute noch lange nicht, dass ein Putsch zu befürchten wäre. Spekulationen westlicher Medien, dass massive Unruhen bevorstünden, oder dass El Kaida die Oberhand gewinnen könnte, seien total unangemessen und übertrieben.
    Dies ist der falsche Zeitpunkt, über Terrorismus zu sprechen. Dies ist eine humanitäre Katastrophe, die sollte man nicht politisieren. In den Medien heiβt es ständig, reiche muslimische Länder sollten mehr geben. Ich war erst letzte Woche in Saudi Arabien. Dort wird massiv gesammelt. Das ist ein muslimisches Gebot. Aber im Gegensatz zum Westen hängen wir das nicht an die groβe Glocke.
    Auch der Imam erinnert die Gemeinde an die Almosenpflicht sei gerade im Fastenmonat Ramadan besonders ernst zu nehmen.
    "Innerhalb von 17 Tagen haben die Moschee-Besucher über 19.000 Pfund gesammelt, rund 20.000 Euro", sagt Suhaib Hasan. Administrative Kosten fielen nicht an, weil die Gelder nicht an Hilfsorganisationen weitergeleitet, sondern zu 100 Prozent in Hilfsgüter gesteckt würden.
    Erst wollte sie selbst nach Pakistan fliegen, aber das hätte gleich 1000Pfund gekostet, sagt Shakila Qureshi, die Frau des Moscheevorsitzenden. Nun leitet ihr Schwager in Pakistan die Hilfsaktion. Er habe weitläufige Kontakte und Dutzende von Mitarbeitern, ihm könne sie voll und ganz vertrauen.

    Unterdessen gehen die Spendenaktionen weiter. Für die Woche nach dem Ramadan hat Shakila Qureshi bereits einen Basar geplant.
    "Das ist nicht wie andere Basare. Die Frauen bringen ihren Goldschmuck, teure Haushaltsgeräte, Möbel, und sogar Autos. Wir werden sicher zwischen 20.000 und 30.000 Pfund einnehmen."

    Im Moment seien Nahrungsmittel und medizinische Versorgung am wichtigsten, sagt Shakila Qureshi. Aber Pakistan werde noch jahrelang Hilfe brauchen. Und sie wolle noch jahrelang sammeln.