Wenn Sportler etwas mit Medizinern zu tun bekommen, dann ist in der Regel ein Band gerissen, ein Knochen gebrochen oder ein Arm ausgekugelt. In diesem Fall ist das anders. Die Medizintechniker der Uni München versuchen den Sportlern bei der Entwicklung ihrer Kufen zu helfen und versprechen sich im Gegenzug vom Know-how der eiskanalerprobten Athleten neue Erkenntnisse über die Gleitfähigkeit von Materialien und die Reibung, um zum Beispiel Katheter zu verbessern, denn die sollen ja - ähnlich wie die Kufen auf dem Eis - durch die Arterien gleiten und möglichst wenig Reibungswiderstand haben.
Die Kufen eines Schlittens sind im Bob- oder Rodelsport einer der wichtigsten Schlüssel zum Erfolg. Alle Kraft und Technik nützen wenig, wenn die Kufen haken. Der Gleitwiderstand hängt von einer ganzen Reihe Parameter ab. Georg Hackl, mehrfacher Olympiasieger und Weltmeister im Rodeln, muss sie kennen: "Es liegt zum Teil an der Formgebung der Kufen, der Form in alle Richtungen: längs, quer, Kante, Winkel. Das Nächste ist die Struktur des Materials, dann die Härte des Materials, die Verschleißfestigkeit, die Wärmeleitfähigkeit, die Polierfähigkeit. Das sind alles Einflussgrößen, die bei verschiedenen Anforderungen wieder verschiedene Auswirkungen haben."
Wie das Auto in Winter und Sommer unterschiedliche Reifen braucht, so werden auch die Kufen anders ausgewählt und behandelt, je nachdem, ob die Sonne scheint oder es schneit, ob das Thermometer Plus- oder Minusgrade anzeigt oder ob das Eis aus Salz- oder Süßwasser hergestellt ist. Alle diese Faktoren verändern die Eigenschaften des Eises und auch die Anforderungen an die Kufen. Die Sportler reagieren darauf mit Veränderungen an der Zusammensetzung des Stahls, der Krümmung oder des Schliffs der Kufen. Dabei hilft die Forschung im Labor, an einem Versuchstand aus einer großen, drehenden Eisscheibe mit einem so genannten Probenträger. Christian Hainzlmaier von der Technischen Universität München erklärt: "Dieser Probenträger enthält eine Stahlprobe mit einer gewissen Auflagefläche und einem gewissen Gewicht. Das heißt also, da wird eine Bobkufe im Maßstab eins zu fünf verkleinert auf die Eisoberfläche aufgesetzt. Die Scheibe beginnt sich zu drehen, simuliert eine fahrende Kufe in der Eisbahn und wird dabei untersucht. Wir können uns das im Labor mit Hochgeschwindigkeitskameras mit verschiedensten Messmethoden anschauen und sagen: Da passiert jetzt dieses oder jenes und daraus können wir folgendes lernen."
Mit dem Gelernten konnten die Forscher schon eine Bobkufe entwickelt, die einen Bahnrekord am Königsee erzielt hat. Nun widmen sich die Materialwissenschaftler auch den Rodlern. Allzu fantasievoll dürfen sie dabei aber nicht vorgehen, denn sie müssen die Regeln und Vorschriften der Verbände eingehalten, etwa den Eisengehalt im Stahl oder den Krümmungswinkel. Ohne diese Regeln könnten sie noch bessere Kufen bauen, meinen die TU-Wissenschaftler. So will man nun vielleicht eine Kufe für den Breitensport bauen, sagt Hainzlmaier: "Wir sind drauf und dran die Idee zu verfolgen, wenn wir im Bobsport sattelfest sind und uns da etabliert haben, vielleicht eine Kufe zu bauen, die nicht im Reglement ist und durch die Erfolge das Reglement zu ändern. Man könnte sich auch vorstellen, so was in Schlittschuhen oder weiteren Wintersportgeräten zu verwirklichen." Vorerst bleiben die Bobkufen der Technischen Universität hingegen "top secret". Denn die Konkurrenten könnten sich das Know-how der Uni ja abgucken und das möchte man verhindern - zumindest bis zu den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin.
[Quelle: Wolfgang Nitschke]
Die Kufen eines Schlittens sind im Bob- oder Rodelsport einer der wichtigsten Schlüssel zum Erfolg. Alle Kraft und Technik nützen wenig, wenn die Kufen haken. Der Gleitwiderstand hängt von einer ganzen Reihe Parameter ab. Georg Hackl, mehrfacher Olympiasieger und Weltmeister im Rodeln, muss sie kennen: "Es liegt zum Teil an der Formgebung der Kufen, der Form in alle Richtungen: längs, quer, Kante, Winkel. Das Nächste ist die Struktur des Materials, dann die Härte des Materials, die Verschleißfestigkeit, die Wärmeleitfähigkeit, die Polierfähigkeit. Das sind alles Einflussgrößen, die bei verschiedenen Anforderungen wieder verschiedene Auswirkungen haben."
Wie das Auto in Winter und Sommer unterschiedliche Reifen braucht, so werden auch die Kufen anders ausgewählt und behandelt, je nachdem, ob die Sonne scheint oder es schneit, ob das Thermometer Plus- oder Minusgrade anzeigt oder ob das Eis aus Salz- oder Süßwasser hergestellt ist. Alle diese Faktoren verändern die Eigenschaften des Eises und auch die Anforderungen an die Kufen. Die Sportler reagieren darauf mit Veränderungen an der Zusammensetzung des Stahls, der Krümmung oder des Schliffs der Kufen. Dabei hilft die Forschung im Labor, an einem Versuchstand aus einer großen, drehenden Eisscheibe mit einem so genannten Probenträger. Christian Hainzlmaier von der Technischen Universität München erklärt: "Dieser Probenträger enthält eine Stahlprobe mit einer gewissen Auflagefläche und einem gewissen Gewicht. Das heißt also, da wird eine Bobkufe im Maßstab eins zu fünf verkleinert auf die Eisoberfläche aufgesetzt. Die Scheibe beginnt sich zu drehen, simuliert eine fahrende Kufe in der Eisbahn und wird dabei untersucht. Wir können uns das im Labor mit Hochgeschwindigkeitskameras mit verschiedensten Messmethoden anschauen und sagen: Da passiert jetzt dieses oder jenes und daraus können wir folgendes lernen."
Mit dem Gelernten konnten die Forscher schon eine Bobkufe entwickelt, die einen Bahnrekord am Königsee erzielt hat. Nun widmen sich die Materialwissenschaftler auch den Rodlern. Allzu fantasievoll dürfen sie dabei aber nicht vorgehen, denn sie müssen die Regeln und Vorschriften der Verbände eingehalten, etwa den Eisengehalt im Stahl oder den Krümmungswinkel. Ohne diese Regeln könnten sie noch bessere Kufen bauen, meinen die TU-Wissenschaftler. So will man nun vielleicht eine Kufe für den Breitensport bauen, sagt Hainzlmaier: "Wir sind drauf und dran die Idee zu verfolgen, wenn wir im Bobsport sattelfest sind und uns da etabliert haben, vielleicht eine Kufe zu bauen, die nicht im Reglement ist und durch die Erfolge das Reglement zu ändern. Man könnte sich auch vorstellen, so was in Schlittschuhen oder weiteren Wintersportgeräten zu verwirklichen." Vorerst bleiben die Bobkufen der Technischen Universität hingegen "top secret". Denn die Konkurrenten könnten sich das Know-how der Uni ja abgucken und das möchte man verhindern - zumindest bis zu den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin.
[Quelle: Wolfgang Nitschke]