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Schneller, schärfer, stabiler

Technik. - Zukunftssorgen plagen die Aussteller der Photokina kaum, werden doch - zumindest statistisch gesehen - 500 Bilder jede Sekunde geschossen. Ab morgen zeigt die weltgrößte Photographiemesse in Köln dazu die aktuellen Trends. Der Wissenschaftsjournalist Maximilian Schönherr stellt sie im Gespräch mit Marieke Degen vor.

    Degen: Morgen beginnt in Köln die weltgrößte Messe für Fotografie, die "Photokina". Die Messe wächst, der Anteil der internationalen Aussteller nimmt weiter zu und liegt jetzt bei über 60 Prozent. Der Motor der Photokina ist seit einigen Jahren die digitale Fotografie. Bei der letzten Messe im Jahr 2006 zeichnete sich ein Boom der digitalen Spiegelreflexkameras ab. Maximilian Schönherr, Sie sind heute schon vorab durch die Messe gestreift. Hält der Siegeszug der digitalen Spiegelreflexkameras an?

    Schönherr: Heute war die Messe noch im Aufbau, aber die schönen Teile standen schon da. Dieser Trend ist ungebrochen und das hätte man doch eigentlich nicht vermutet, die Pocket-Kameras, die kleinen, die man in die Hosentasche stecken kann, werden immer besser, haben immer bessere Displays, sie sind hell und groß, und die Kameras haben immer mehr Pixel. Aber der Boom der digitalen Spiegelreflexkameras belegt eigentlich, dass die Hobbyfotografen die Dinger auch gerne mit in den Urlaub nehmen - also klobige Teile, die garantiert in keine Tasche passen.

    Degen: Was haben Sie denn für Neuerungen schon beobachten können?

    Schönherr: Der Haupttrend bei den digitalen Spiegelreflexkameras geht vom so genannten APS-C-Format auf das Vollformat, das heißt, die Spiegelreflexkameras können nun mit ihrem lichtempfindlichen Sensor das klassische Kleinbildformat aufnehmen. Das ist deutlich größer und damit kommt auch ein Zuwachs in der Auflösung, das heißt ein Qualitätszuwachs. Wir kommen inzwischen auf über 20 Millionen Pixel, das heißt die Kameras bisher hatten so etwa 14 Millionen Pixel und jetzt ist man teilweise 26 Millionen angelangt. Was zwei Modelle besonders auszeichnet, dass man zusätzlich in hoher Qualität - in HD-Qualität - filmen kann und zwar mit einer sagenhaften, und das sage ich jetzt wirklich euphorisch, mit 30 Einzelbildern pro Sekunde in hoher Auflösung.

    Degen: Das heißt, die Spiegelreflexkameras werden jetzt auch zu Videokameras. Kann man denn nebenbei auch noch ein Foto aufnehmen, wenn man am Filmen ist?

    Schönherr: Man kann auch noch ein Foto aufnehmen, aber da muss die Kamera aus ihrem Videomodus genommen werden und braucht dann wieder einen Augenblick, um sich zu berappeln und weiter zu filmen. Übrigens weiter zu filmen, bis der Chip voll ist, also 10 Minuten maximal.

    Degen: Und für wen eignet sich diese Kamera?

    Schönherr: Typische Anwendungen wären natürlich Sportfotografen, die wollen gerne einmal das Foul richtig filmen, die sind sowieso vor Ort mit ihren tollen Objektiven und können das nun in hoher Auflösung fotografieren und direkt über eingebautes WLAN - das ist in den Kameras jetzt zunehmend vorhanden - an die Agentur überspielen und schon ist es auf dem Portal der Zeitung, auf der Sportseite im Internet.

    Degen: Sie haben gesagt, Profifotografen - was kostet denn so eine Kamera?

    Schönherr: Die teurere von den beiden, die mit dem Vollformat-Chip arbeitet, kostet ungefähr 2500 Euro und wird morgen auf der Messe vorgestellt. Aber man bekommt eine mit einem kleineren Format filmende digitale Spiegelreflexkamera auch schon für deutlich unter 1000 Euro.

    Degen: Das heißt, auch für den ganz normalen Hobbyfotografen eine Option. Sie haben eben WLAN erwähnt, also drahtlose Datenübertragung. Ist es nicht so, dass immer mehr Zusatztechnik in die Kameras eingebaut wird, die mit dem Fotografieren eigentlich überhaupt nichts mehr zu tun hat?

    Schönherr: Oder eben doch. GPS, hat das mit dem Fotografieren zu tun? Es ist natürlich schon ganz praktisch, wenn ich ein Foto jetzt in der Vorstadt von München aufnehmen und die dazugehörigen GPS-Daten da sind. Deswegen haben manche dieser Kameras, auch der kleineren Kameras, einen GPS-Empfänger. Nicht nur WLAN, um Daten auszutauschen, sondern auch GPS, und auch die Möglichkeit, das habe ich bei einigen Kameras gesehen, die ihre Daten direkt zu YouTube hochladen können. Bei den kleineren Kameras fand ich noch sehr interessant, dass viel Robustheit im Spiel ist, das heißt, man kann die Dinger unter Wasser schmeißen, und man kann sie, wenn man will, richtig schütteln oder auf einen Stein werfen, solche Sachen sind wichtig, und auch die Staubgeschütztheit bei Spiegelreflexkameras ist durchaus ein Thema. Das heißt, man geht jetzt offensiver damit um, die Kameras robusteren Umgebungen auszusetzen.

    Degen: Ich hatte es anfangs erwähnt, in Deutschland werden 500 Bilder in jeder Sekunde geschossen. Wissen Sie, was man mit so vielen Bildern überhaupt macht?

    Schönherr: Ich weiß es nicht genau, also es werden auf der Photokina natürlich unendlich viele Möglichkeiten, diese Sachen auszudrucken, angeboten, oder Fotoalben sich selber zu gestalten, oder zu einem Drogeriemarkt zu gehen und dann dort die Fotoalben herstellen zu lassen. Ich weiß nicht, wie viele Bilder haben Sie heute aufgenommen?

    Degen: Kein einziges bislang, aber das kann sich ja noch ändern.