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Schneller Tod

Archäologie. - Es war ein antiker Weltuntergang: 79 nach Christus vernichtete ein Ausbruch des Vesuvs die blühenden römischen Städte Pompeji und Herculaneum. Plinius der Jüngere berichtet von der Katastrophe. Neueste Studien neapolitanischer Wissenschaftler haben jetzt ergeben, dass die Einwohner Herculaneums, die in der Stadt geblieben waren in Sekundenschnelle durch die Hitzewelle des Ausbruchs getötet wurden. In der aktuellen "Nature" berichten die Forscher über ihre Untersuchungen.

    "Zwölf Stunden nach dem Beginn des Ausbruchs stieß der Vesuv eine Wolke von vulkanischen Aschen und sehr heißem Gas aus, die den Berghang herunterraste und sich durch das evakuierte Herculaneum wälzte", beschreibt Alberto Incoronato vom Vesuv-Observatorium der neapolitanischen Universität Federico II. Den Gebäuden der Stadt konnte der Gas-Asche-Strom nichts anhaben, 300 Menschen, die in Bootshäusern am Hafen Schutz gesucht hatten, brachte er allerdings den Tod.

    Eine Analyse der Überreste von 80 Opfern ergab jetzt, dass sie zumindest nicht oder kaum leiden brauchten. Die Hitze von rund 500 Grad Celsius tötete sie in Sekundenbruchteilen und ließ die Weichteile ihrer Körper geradezu verdampfen. Die mit dem Gas mitgerissene Asche zeichnete das Gewebe nach und konservierte die Leichen mehr als 1900 Jahre lang. Dieser quasi Austausch von Körpermasse gegen Asche geschah so schnell, dass die Eisenatome der beteiligten Materialien keine Zeit hatten, sich nach dem Erdmagnetfeld auszurichten, die eisenhaltigen Aschen sind kaum magnetisiert. Die untersuchten Skelette zeigten nur die durch die unglaubliche Hitze erklärbaren Verkrümmungen, wenn die verschmorenden Sehnen die Extremitäten verkrümmen. Anzeichen von Abwehr oder Flucht konnten die neapolitanischen Forscher nicht erkennen.

    [Quelle: Dagmar Röhrlich]