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Schnupperstudium leicht gemacht

Ob Physik-Experimente im Hörsaal oder in einer Campus-Wasserbauhalle, Chemie mit einem als Zauberer verkleidetem Professor oder einem Leseabend in der Uni-Bibliothek: Um SchülerInnen für das Studium zu begeistern, tun Hochschulen viel. Besonders viel tun sie in Mainz.

Von Ludger Fittkau |
    Ute Becker zeigt einer Gruppe Oberstufenschüler verschiedene Pflanzenbeete im Botanischen Garten der Uni Mainz. Hier werden Schüler, die sich für ein Biologiestudium interessieren, sofort zum Mitmachen animiert.

    "Ganz wichtig ist, dass Jugendliche hier auch selbst arbeiten können. Und so haben wir eine Station innerhalb des Konzeptes, wo es um verschiedene Lebensräume geht. Wo Jugendliche erst einmal die Ökologie einer solchen Wiese untersuchen können."

    Ute Becker ist Biologin und will mit ihrer "Grünen Schule" für die Vielfalt der Pflanzenarten begeistern, die auf unterschiedlichen Böden wachsen. Von einem sehr sandigen Boden führt sie die Gruppe jetzt zwischen Obstbäume auf eine Streuobstwiese.

    Die Jugendlichen messen, wie sich das Kleinklima auf der Wiese von dem sandigen Boden ein paar Hundert Meter weiter unterscheidet:

    "Wir haben da immer so ein kleines Messgerät, ich habe das hier auch zufällig dabei, wo man dann eben Luftfeuchtigkeit und Temperatur alles in einem messen kann."

    Die Schülergruppe lässt sich nicht lange bitten und macht mit. Einige der Gymnasiasten haben im Laufe ihres letzten Schuljahres auch schon in Uni- Seminare reingeschaut:

    "Dann kann ich schon mal über die Studiengänge informieren, es ist so, dass man sich das Uni-Leben anguckt und auch guckt, ob das auch das Richtige ist, wenn man sich dafür interessiert."

    Die "Grüne Schule" im Botanischen Garten der Uni Mainz ist Teil des sogenannten "Junior Campus Mainz", einem Projekt an der Schnittstelle von Schule und Hochschule. Vor allem durch seinen Umfang ist das Projekt bundesweit bisher einmalig: Neben Grundlagenwissen im Bereich "Biologie und Umwelt" können Schüler in rund 200 Veranstaltungen an der Uni und der Fachhochschule Mainz viele weitere Wissenschaftsbereiche kennenlernen. Das Fundament für den "Junior-Campus" wurde durch eine langjährige intensive Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Schulen in Mainz gelegt, so Doris Ahnen, die rheinland-pfälzische Wissenschaftsministerin:

    "Der Junior-Campus ist aus meiner Sicht ein mehr als bemerkenswertes Projekt, weil es wirklich eine intensive Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und Schulen ist. Und damit jungen Menschen ein tolles Angebot gemacht wird über Ferienkurse, Frühkurse und Schnupperstudium hinaus, das auch Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen eine Brücke in die Schule schlagen und dort entsprechende Angebote zu machen und dort früh für Wissenschaft zu begeistern."

    Mit Einzelveranstaltungen in den Naturwissenschaften fing man vor Jahren an, heute reicht das Angebot des neuen "Junior Campus Mainz" weit darüber hinaus in die Kunst, die Medizin bis zum Sport. Durch die Kooperation von FH Mainz und Universität wird die große Fächervielfalt des Angebotes möglich. Ziel ist es vor allem, dass die Schüler besser informiert an die Hochschulen kommen und sich nicht das erste Semester mit Orientierungsproblemen herumschlagen, so Mechthild Dreyer, Vizepräsidentin der Uni Mainz:

    "Was wir gerne möchten, ist, wenn Schüler und Schülerinnen planen, ein Universitätsstudium aufzunehmen, dass sie informiert sind über das, was auf sie zukommt. Weil unsere Erfahrung gerade in den letzten Jahren ist, dass viele Studierende nicht ganz sicher sind, ob die Wahl, die sie getroffen haben, eine Gute oder Richtige ist und wir versprechen uns von einer engen Kooperation mit den Schulen, dass bereits sehr viel früher Schülerinnen und Schüler sich Gedanken machen über die Aufnahme eines Studiums- und dann auch sicherer in der Wahl ihrer Studienfächer werden."

    Wer während des Schuljahres keine Zeit hat, sich in der Hochschule umzusehen, kann auch einen Ferienkurs wählen. Die Schülergruppe, die in der "Grünen Schule" eine Einführung in die praktischen Arbeitsfelder der Botanik bekommen hat, ist jedenfalls von den Möglichkeiten des "Junior Campus Mainz" begeistert. Auch wenn sich nicht alle spontan auf Botanik als Studienfach festlegen lassen wollen:

    "Also, ich gucke da gerne rein und lasse mich davon auch inspirieren, aber es ist jetzt nicht mein Berufswille."

    "Also irgendwas Richtung Umweltrecht vielleicht studieren, mal sehen."