Das war eine starke Idee des La Fenice, zum Saisonende zwei Revolutionen des Musiktheaters an einem Abend auf die Bühne zu bringen: Ruggero Leoncavallos "Pagliacci" von 1892 und Arnold Schönbergs "Von heute auf morgen" aus dem Jahre 1930.
Das einstündige Werk Leoncavallos gehört zum Urknall der italienischen Spielart des Naturalismus, des Verismus, es lässt die Unterschicht ins Drama, entfaltet malerische Orchesterklänge und liefert ein Spiel mit doppeltem Boden, nämlich ein komödiantisches Stück im Stück.
So wie mit Schönbergs "Von heute auf morgen" in der Musikgeschichte zum ersten Mal eine zwölftönige Oper erklingt, ein ebenfalls einstündiges Werk, das genau wie die "Pagliacci" ein Spiel im Spiel zeigt, wenn sich die Frau ihrem Mann in einer Verkleidungsszene als vermeintlich moderner, unabhängiger, seinen Lüsten und Launen ergebener Mensch präsentiert.
Und in beiden Opern geht es um Besitzanspruch, Freiheitsdrang und Eifersucht zwischen Ehepaaren. Wie gesagt, eine starke Idee, die beiden Kompositionen an einem Opernabend zusammenzubinden und von einer Person inszenieren zu lassen.
Der Regisseur Andreas Homoki begann mit Schönberg, und er ließ Ehemann und Ehefrau so natürlich über die Bühne laufen, plaudern und streiten, als wären die beiden unter sich, was Georg Nigl und Brigitte Geller nicht im geringsten daran hinderte, die extremen Partien mit äußerster Genauigkeit und Elan zu singen.
"Und vorbei ist es dann mit der Entmutigten, Entwerteten, Geketteten, Gedemütigten, Misshandelten, Erstickenden: Das ist vorbei!"
Das Orchester unter dem Hausdirigenten Eliahu Inbal machte es den beiden Solisten mit seiner wenig differenzierten, oft zu lauten Dynamik und einer rhythmischen Starre nicht so leicht. Die Feinheiten der Orchestrierung arbeitete Inbal selten heraus. Homoki dagegen gelang es gut, die szenischen Abläufe lebendig zu gestalten, vor allem, wenn er in der Verkleidungsszene der Frau das Genre wechselte und den Realismus in eine Slapstick-Komödie überführte.
Das Bühnenbild von Frank Philipp Schlössmann beschränkte sich auf ein weißes Sofa und eine schwarze Bühnenwand dahinter, auf der in weißen modischen Lettern die Kernfrage diese Oper in zahlreichen Sprachen zu lesen war: "Was sind das, moderne Menschen?" Die Frau gibt die Antwort:
"Ich brauche Neues, Abwechslung, was Laune gebietet; nur kein System, mein eignes Leben leben, auf Pump leben, wie das alle anständigen Leute heute tun."
Andreas Homoki betrieb genau den richtigen maßvollen szenischen Aufwand, um die Aktualität dieser Sätze mit Opulenz nicht zu überkleistern. Die szenische Enthaltsamkeit übertrug der Regisseur auf Leoncavallos "Pagliacci". Die schwarzweiße Kulisse blätterte auf, zeigte im Halbrund aufgestellt ihre Rückseite aus Holzgerüsten. Und in die Mitte rollten Dorfvolk und Wanderschauspieler eine riesige Clowntrommel, die als Bühne der Commedia diente.
Bei dieser Musik fühlte sich das Fenice-Orchester hörbar wohler als bei Schönberg. Die Wind- und Vogelflug-Metaphorik des Orchesters erklangen zu einem rauschhaften Glück. Die historisierenden Tänze waren von charmanter Eleganz. Für die Massenszenen scheuchte Homoki den Chor filmreif über die Bühne, nur die Solisten spielten halbherzig mit. Aber Homoki schien ihnen auch keine darstellerischen Ideen vermittelt zu haben.
Brav und konventionell plätscherte das Drama dahin. Nur in der Glocken-klang- und Kirchgangszene, die Homoki als Bedrohung Neddas deutete, zeigte die Regie ein wenig Inspiration. Juan Pons als Tonio war heiser, Piero Giuliacci als Canio körperlich unbeweglich, spröde und stimmlich leider etwas klein.
"Lache, Bajazzo, schneid tolle Grimassen, kennst kein Gefühl, bist ein Spielzeug zum Scherz!"
Adina Nitescu als Nedda rettete zusammen mit dem Orchester den zweiten Teil des Abends. Ein Dialog zwischen den beiden Kurzopern ist Homoki leider nicht gelungen. Von allen Möglichkeiten, die diese Doppeloper bot, hat Homoki keine genutzt. Sein Interesse galt ausschließlich Schönberg, Leoncavallo war ihm langweilige Pflicht. Dann hätte er sich die "Pagliacci" auch ganz sparen können.
Das einstündige Werk Leoncavallos gehört zum Urknall der italienischen Spielart des Naturalismus, des Verismus, es lässt die Unterschicht ins Drama, entfaltet malerische Orchesterklänge und liefert ein Spiel mit doppeltem Boden, nämlich ein komödiantisches Stück im Stück.
So wie mit Schönbergs "Von heute auf morgen" in der Musikgeschichte zum ersten Mal eine zwölftönige Oper erklingt, ein ebenfalls einstündiges Werk, das genau wie die "Pagliacci" ein Spiel im Spiel zeigt, wenn sich die Frau ihrem Mann in einer Verkleidungsszene als vermeintlich moderner, unabhängiger, seinen Lüsten und Launen ergebener Mensch präsentiert.
Und in beiden Opern geht es um Besitzanspruch, Freiheitsdrang und Eifersucht zwischen Ehepaaren. Wie gesagt, eine starke Idee, die beiden Kompositionen an einem Opernabend zusammenzubinden und von einer Person inszenieren zu lassen.
Der Regisseur Andreas Homoki begann mit Schönberg, und er ließ Ehemann und Ehefrau so natürlich über die Bühne laufen, plaudern und streiten, als wären die beiden unter sich, was Georg Nigl und Brigitte Geller nicht im geringsten daran hinderte, die extremen Partien mit äußerster Genauigkeit und Elan zu singen.
"Und vorbei ist es dann mit der Entmutigten, Entwerteten, Geketteten, Gedemütigten, Misshandelten, Erstickenden: Das ist vorbei!"
Das Orchester unter dem Hausdirigenten Eliahu Inbal machte es den beiden Solisten mit seiner wenig differenzierten, oft zu lauten Dynamik und einer rhythmischen Starre nicht so leicht. Die Feinheiten der Orchestrierung arbeitete Inbal selten heraus. Homoki dagegen gelang es gut, die szenischen Abläufe lebendig zu gestalten, vor allem, wenn er in der Verkleidungsszene der Frau das Genre wechselte und den Realismus in eine Slapstick-Komödie überführte.
Das Bühnenbild von Frank Philipp Schlössmann beschränkte sich auf ein weißes Sofa und eine schwarze Bühnenwand dahinter, auf der in weißen modischen Lettern die Kernfrage diese Oper in zahlreichen Sprachen zu lesen war: "Was sind das, moderne Menschen?" Die Frau gibt die Antwort:
"Ich brauche Neues, Abwechslung, was Laune gebietet; nur kein System, mein eignes Leben leben, auf Pump leben, wie das alle anständigen Leute heute tun."
Andreas Homoki betrieb genau den richtigen maßvollen szenischen Aufwand, um die Aktualität dieser Sätze mit Opulenz nicht zu überkleistern. Die szenische Enthaltsamkeit übertrug der Regisseur auf Leoncavallos "Pagliacci". Die schwarzweiße Kulisse blätterte auf, zeigte im Halbrund aufgestellt ihre Rückseite aus Holzgerüsten. Und in die Mitte rollten Dorfvolk und Wanderschauspieler eine riesige Clowntrommel, die als Bühne der Commedia diente.
Bei dieser Musik fühlte sich das Fenice-Orchester hörbar wohler als bei Schönberg. Die Wind- und Vogelflug-Metaphorik des Orchesters erklangen zu einem rauschhaften Glück. Die historisierenden Tänze waren von charmanter Eleganz. Für die Massenszenen scheuchte Homoki den Chor filmreif über die Bühne, nur die Solisten spielten halbherzig mit. Aber Homoki schien ihnen auch keine darstellerischen Ideen vermittelt zu haben.
Brav und konventionell plätscherte das Drama dahin. Nur in der Glocken-klang- und Kirchgangszene, die Homoki als Bedrohung Neddas deutete, zeigte die Regie ein wenig Inspiration. Juan Pons als Tonio war heiser, Piero Giuliacci als Canio körperlich unbeweglich, spröde und stimmlich leider etwas klein.
"Lache, Bajazzo, schneid tolle Grimassen, kennst kein Gefühl, bist ein Spielzeug zum Scherz!"
Adina Nitescu als Nedda rettete zusammen mit dem Orchester den zweiten Teil des Abends. Ein Dialog zwischen den beiden Kurzopern ist Homoki leider nicht gelungen. Von allen Möglichkeiten, die diese Doppeloper bot, hat Homoki keine genutzt. Sein Interesse galt ausschließlich Schönberg, Leoncavallo war ihm langweilige Pflicht. Dann hätte er sich die "Pagliacci" auch ganz sparen können.