Dienstag, 23. April 2024

Diskussion: Nachkriegs-Avantgardisten und ihre Traditionen
Verlust der Schönheit?

Die Schönen Künste hatten versagt. Nach zwölf Jahren Naziterror und 60 Millionen Toten konnte das humanistische Versprechen der klassisch-romantischen Tradition nur als Lüge erscheinen. Wie gingen Boulez, Ligeti oder Stockhausen mit dem Erbe um?

Moderation: Thilo Braun, Gäste: Musikerin Cymin Samawatie, die Komponistin Brigitta Muntendorf und Musikjournalist Max Nyffeler | 23.05.2023
Blick auf die nüchternen, leeren Betonstelen des Berliner Holocoust-Mahnmals.
Auch das Holocaust-Mahnmal in Berlin verzichtet auf das Schöne, sondern versetzt seine Besucher in eine Stimmung des Verlorenseins und der Vereinsamung mit blanken, nackten, grauen Betonstelen. (Unsplash / Craig Cooper)
Auch die Musikszene stand nach dem zweiten Weltkrieg vor Trümmern. Verständlicherweise forderten fast alle Vertreter der Nachkriegs-Avantgarde, von Adorno über Boulez bis Stockhausen, einen radikalen Neubeginn. Sie verband ein Misstrauen gegen jede Form des Wohlklangs: sie lehnten tonale Kompositionen ab, schufen im Namen der Freiheit Werke nach mathematischen Formeln oder Zufallsprinzipien.

Blick auf eine ganze Generation

Viele Avantgarde-Komponisten der Nachkriegszeit hätten in diesem Jahrzehnt ihren hundertsten Geburtstag gefeiert. Aus diesem Anlass diskutieren wir ihr künstlerisches Erbe kritisch.

Zwischen Schönheitsverlust und Schönheitsverweigerung

Spielt das Schaffen eines Pierre Boulez, György Ligeti oder Karlheinz Stockhausen heute noch eine Rolle? Wie groß ist das Misstrauen gegenüber „schönklingender“ Musik in der zeitgenössischen Musikszene heute? Und was bedeutet „musikalische Freiheit“ für jüngere Generationen?
Studioaufzeichnung vom 2. Mai 2023
Gesprächsrunde:
Cymin Samawatie, Musikerin
Brigitta Muntendorf, Komponistin
Max Nyffeler, Musikjournalist
Thilo Braun, Moderation