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Schokolade, Sahne und ein wenig Fingerfertigkeit

Die Adventszeit ist Plätzchenbackzeit. Wer noch ein wenig ambitionierter ist, versucht sich an selbstgemachten Pralinen. Doch dazu braucht es ein wenig Knowhow. Lernen lässt sich das in einem Pralinenseminar, wie es Volkshochschulen, Konditoren oder auch das Kölner Schokoladenmuseum anbieten.

Von Sina Fröhndrich | 06.12.2012
    Eine dunkelbraune Masse klebt an dem Schneebesen: Nuss-Nougat, flüssige Vollmilchschokolade, erwärmte Sahne. Franziska Thiele rührt kräftig in der Schüssel. Die 29-Jährige steht an einer langen Arbeitsplatte, umringt von einer kleinen Gruppe. Alle mit einer grünen Haube auf dem Kopf.
    Seminar: "Pralinenwerkstatt" im Kölner Schokoladenmuseum. Ein schmaler Raum mit breiter Glasfront, an der sich Museumsbesucher die Nase platt drücken. Dario Karmeinski leitet das Seminar. Die drei Rezepte für heute:

    "Vollmilch mit Nuss-Nougat-Füllung, dunkle mit Chili und Pflaumenlikör und weiße mit Marzipan-Mousse-Füllung."

    Die Füllung, auch Canache genannt, soll in kleine Schokoladenhohlkörper, die auf bunten Plastikbrettchen auf der Arbeitsplatte stehen. Die Zutaten für eine Pralinenfüllung sind eigentlich immer die gleichen, sagt Dario Karmeinski.

    "Nämlich Schokolade und Sahne zu gleichen Teilen, und dann kann man beliebig reinmachen, was man will."

    Pflaumenlikör, Calvados, Cointreau. Oder: Chilischoten, Kokosraspel, Pistazien. Es gilt die Grundregel:

    "Gerade bei Pralinen ist tatsächlich weniger oft mehr, wenn Sie da alles Mögliche zusammenmischen, schmeckt es hinterher nach gar nichts mehr."

    "Gut, schnappen Sie sich mal jeder einen Spritzbeutel, pro Gruppe ein Spritzbeutel"

    Dario Karmeinski kippt vorsichtig Nuss-Nougat-Füllung in die Spritztüten. Franziska Thiele und ihre Freundin Saskia Osterholz schneiden die Beutelspitze ab, beugen sich über die leeren Schokoladenhohlkörper. Langsam kleckert die braune Füllung hinein.

    "Na siehste, ohoho, Mist. Jaaaa, es klappt total gut."

    Die Masse läuft über den Rand, verteilt sich auf dem Brett. Saskia Osterholz wischt etwas Füllung mit dem Finger auf – und probiert.

    "So der große Test. Sehr lecker."

    Die beiden jungen Frauen naschen gern, sagen sie. Dieses Jahr möchten sie zu Weihnachten selbstgemachte Pralinen verschenken.

    "Die Ersten sind natürlich für uns selber, wenn wir dann genau wissen, wie es funktioniert, dann können wir die auch verschenken."

    Zufrieden blicken Franziska Thiele und Saskia Osterholz auf die gefüllten Pralinen. Die müssen jetzt in den Kühlschrank, werden später noch mit Schokolade verschlossen, und verziert.

    Seminarleiter Dario Karmeinski holt ein kleines Tütchen aus dem Schrank, schüttet Kakaobohnen auf den Tisch. Ein Geschmackstest, um die Wartezeit zu überbrücken.

    "Aus biologischer Sicht eine Beere, man sagt aber einfach Kakaofrucht, ist im Grunde genauso aufgebaut wie eine Melone, sie haben außen eine relative dicke, relativ harte Schale, ein bisschen holzig, dann ganz wenig Fruchtfleisch und dann jede Menge Kerne, und die Kerne: Das ist das, was wir Kakaobohne nennen."

    Saskia Osterholz nimmt eine braune Bohne, knibbelt die Schale ab, riecht daran und probiert.

    "Ich find’ die sehr lecker, weil ich auch gern Zartbitter esse und da halt kein Zucker drin ist."

    Eine Stunde später: Die Pralinen sind fertig. Nuss-Nougat-Konfekt, Weiße Schokolade mit Marzipan-Calvados-Mousse, Zartbitterkugeln mit scharfer Pflaumenschnaps-Füllung. Verziert mit Chilischoten, Nusssplittern oder feinen Schokoladenstreifen. Zwei Wochen lang halten die Pralinen. Theoretisch – wenn sie nicht vorher ohnehin weggenascht werden.

    "Ich beiß mal ab, hm, sehr knackig und scharf, passt doch … nicht zu scharf? Doch schon, aber lecker, ich finde es gut."