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School of Language
Auf der Suche nach Ängsten und Gefühlen

Sechs Jahre ist es mittlerweile her, dass David Brewis unter dem Namen School Of Language sein Solodebüt veröffentlicht hat. In seinem neuen Album "Old Fears", das kommende Woche erscheint, nimmt er die Hörer mit auf eine Reise in die eigene Vergangenheit.

Von Oliver Stangl | 10.05.2014
    Ein Mann spielt Gitarre
    Für David Brewis sind es oft Kleinigkeiten im Arrangement, die eine gute Produktion ausmachen. (dpa / Oliver Berg)
    "Inhaltlich wollte ich mich mit meinen größten Ängsten auseinandersetzen, mit dem was mich im Innersten umtreibt - auch wenn es dabei zum Teil um Dinge geht, die mir peinlich sind. Ich begann mir Notizen zu machen, und die Suche nach diesen Ängsten führte mich zurück in die Jahre 2000 und 2001. Eine Zeit, in der ich besonders menschenscheu war. Ich bin auch immer noch ein eher schüchterner Mensch, aber damals habe ich versucht, das alles zu überspielen - mit einer gewissen Arroganz, und mit einem Verhalten das vollkommen normal war für einen Teenager."
    Die Gefühle aus dieser Zeit dominieren sein neues Album, sagt David Brewis. Gleichzeitig bedeutet dieser Lebensabschnitt rückblickend für ihn einen Wendepunkt.
    "Ich lernte meine Frau kennen, noch im selben Jahr sind wir zusammengezogen. Ich veröffentlichte mein erstes Album, schloss mein Studium ab, wir unterzeichneten unseren ersten Plattenvertrag. 2001 sind so viele Dinge passiert. Und auch wenn sich dadurch meine Ängste und meine Schüchternheit nicht sofort in Luft aufgelöst haben - es war ein Punkt, an dem sich für mich sehr viel verändert hat."
    Beim Hören von "Old Fears" bekommt man den Eindruck, David Brewis hätte sich selbst Tanzen als Therapie gegen die alten Ängste verordnet: dominierten auf dem Debütalbum von School Of Language vor sechs Jahren noch Indie-Gitarren und kopflastige Arrangements, stand für "Old Fears" eine ganz andere musikalische Ära Pate.
    "Der Pop der frühen 80er - ich entwickelte eine Obsession für diese Art von Musik, die sich aus Disco und Funk entwickelte und für deren Sound die damals neuen technischen Möglichkeiten ganz entscheidend waren. Anfang der 80er wurde Popmusik durch einen Drang nach Modernität angetrieben, war aber gleichzeitig trotzdem lebendig: Den menschlichen "Ungenauigkeiten" der Musiker wurde damals noch viel mehr Platz eingeräumt als heute. Dieser Sound hat mich fasziniert. Ich wollte etwas von ihm einfangen und mit meinem eigenen Stil verbinden. Mit den heutigen technischen Mitteln ist es relativ einfach, den Sound einer bestimmten Zeit zu kopieren. Mir aber war es wichtig, dass man mich als Mensch, und meine persönlichen "Ungereimtheiten" auf dem Album wiederfindet."
    Mit viel Liebe zum Detail
    Tatsächlich braut David Brewis aus den Zutaten seinen ganz eigenen Sound und das so gut wie im Alleingang. Bis auf ein Saxofon hat er alle Instrumente selbst eingespielt, arrangiert und das Album schließlich auch selbst abgemischt. Mit viel Liebe zum Detail erschafft David Brewis auf "Old Fears" einen eklektischen Groove: Jedes Instrument scheint mit Sorgfalt platziert, jeder Klang mit Bedacht ausgewählt worden zu sein. Als Produzent haben ihn besonders Leute wie Prince, Quincy Jones oder Brian Eno beeinflusst, sagt David Brewis. Künstler die nicht nur wissen wie man ein Mikrofon richtig platziert, sondern vor allem, wie man gut arrangiert.
    Für David Brewis sind es oft Kleinigkeiten im Arrangement, wie etwa subtile Percussion-Elemente, die eine gute Produktion ausmachen. Es gibt viel zu entdecken auf "Old Fears" - ein gutes Beispiel dafür ist "Dress Up". Ein Song in dem David Brewis außerdem von einer Angst erzählt die nicht in der Vergangenheit, sondern in der Zukunft liegt. Eine Sache von der zu hoffen bleibt, dass sie - wenn überhaupt - dann nicht allzu bald eintreten möge: nämlich, dass er irgendwann die Musik an den Nagel hängen muss.
    "Oh, ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Moment unweigerlich kommen wird. Es ist eher eine Frage des 'wann' und 'wo'. Nach der Uni kam ich mir relativ qualifiziert für die normale Arbeitswelt vor. Jetzt ist das seltsamerweise überhaupt nicht mehr so: Ich habe das Gefühl, dass sich nichts von dem, was ich in den letzten zehn Jahren gemacht und gelernt habe, auf irgendeinen anderen Arbeitsbereich sinnvoll übertragen lässt. Ich meine - ich habe mehrere Platten aufgenommen und bin viel Auto gefahren. Ich weiß wie man kleine, belanglose elektrische Geräte repariert - und wie man die billigsten Hotels bucht - vielleicht arbeite ich ja mal in einem Reisebüro."