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Schorndorf
"Medien müssen mit Informationen verantwortungsvoll umgehen"

Aus der Polizeimeldung über Krawalle beim Schorndorfer Stadtfest machen einige Medien eine zweite Kölner Silvesternacht. Die Polizei müsse sich bei der Formulierung ihrer Pressemitteilungen auf Meinungsmache einstellen, sagte Polizeisprecher Jan Schabacker im Deutschlandfunk.

Jan Schabacker im Gespräch mit Christoph Sterz |
    Sechs Polizisten beobachten Jugendliche beim Feiern im Schorndorfer Schlossgarten
    Die Polizei zeigt verstärkt Präsenz im Schlossgarten, in dem Jugendliche während eines Stadtfestes am 17.07.2017 in Schorndorf feiern. (dpa-Bildfunk / Deniz Calagan)
    Polizeisprecher müssten sich auf soziale Medien einstellen und entsprechend schnell reagieren, wenn die Meinungsmache dort nicht den Fakten entspreche, sagte Jan Schabacker im Deutschlandfunk. Der Mitautor des Buchs "Pressearbeit der Polizei - Leitfaden für die Praxis" und selbst Polizeisprecher beobachtet in letzter Zeit eine eindeutige Tendenz: "Wir erleben heute über die sozialen Medien, in denen aktuelle Polizeithemen bewegt werden, sehr schnell eine Pointierung in bestimmte Richtungen - beispielsweise dass es sich hier um Menschen ausschließlich mit Migrationshintergrund gehandelt hat."
    So geschehen in Schorndorf. Dort sah sich Oberbürgermeister Matthias Klopfer am Montag gezwungen, einige Dinge klarzustellen. Denn was in den letzten Tagen über die Krawalle beim Schorndorfer Stadtfest vergangenes Wochenende geschrieben wurde, wollte er so nicht stehen lassen: "Es gab keine verletzten Polizisten, wenig Verletzte unter den Beteiligten, keine schweren sexuellen Straftaten und keine hunderte randalierende Jugendliche."
    Aus 1000 feiernden Jugendlichen wurden 1000 Randalierer
    Von bis zu 50 bewaffneten Männern, die durch Schorndorf gezogen seien, und insgesamt 1000 Randalierern schrieb zum Beispiel das rechte US-Medium Breitbart. "Merkels Gäste verüben massenhaft Übergriffe", titelte wiederum die "Bundesdeutsche Zeitung". Und die "Junge Freiheit" schrieb: "Massenkrawalle in Schorndorf: Einwandermob [sic!] sprengt Volksfest".
    Der Auslöser für diese Artikel war eine Meldung der Schorndorfer Polizei vom Sonntag. Dort schrieb sie von 1.000 Jugendlichen, die sich dort zum Feiern versammelt hätten und bei denen es sich zu einem großen Teil "wohl um Personen mit Migrationshintergrund" gehandelt habe.
    Missverständlich formuliert oder bewusst missverstanden?
    Dieser Satz sei von vielen Medien falsch ausgelegt worden, so der Schorndorfer Polizeisprecher Ronald Krötz. Von 1000 Randalierern hätte die Polizei beispielsweise nie geschrieben. "Dafür, was daraus gemacht wird, können wir nichts", so Krötz.
    Da die Pressemitteilungen mittlerweile aber auch von vielen Nicht-Journalisten aufgegriffen und verbreitet werden, müsse die Polizei genauer hinschauen, sagte Jan Schabacker im Deutschlandfunk.
    In Polizeimeldungen deswegen keine Nationalitäten mehr zu nennen, hält Schabacker aber für keine Lösung. Die Polizei habe eine Auskunftspflicht gegenüber den Presseorganen. Ähnlich wie Krötz verweist auch er auf die Rolle der Presse: "Medien binden sich an den Pressekodex, und wir müssten eigentlich von unserer Seite die Erwartungshaltung haben, dass dann auch verantwortungsvoll mit diesen Informationen umgegangen wird".
    Informationen können zur Ergreifung von Tätern führen
    Es sei aus polizeitaktischer Sicht zu beurteilen, inwieweit die Information über einen Migrationshintergrund eine Rolle spiele, wenn es beispielsweise um Fahndungshinweise oder Personenbeschreibungen gehe. In diesem Fall käme man gar nicht umhin, bestimmte Informationen in Pressemitteilungen zu veröffentlichen, die zur Ergreifung des Täters führen könnten.