"Ungeheuerlich" nennt Alex Salmond das Vorgehen von Tony Blair. Der vor wenigen Wochen erst gewählte Chef der schottischen Regionalregierung ist so empört über Hinweise, wonach die britische Regierung einer Verlegung des Lockerbie-Attentäters in seine libysche Heimat zustimmen will, dass er das Parlament in Edinburgh mit einer Dringlichkeitserklärung informiert hat. Sein Vorwurf: Tony Blair habe bei seiner Libyen-Reise kürzlich eine entsprechende Abmachung vereinbart und sie den Schotten verschwiegen.
""Von dem Memorandum haben wir Wind bekommen als wir hörten, dass in Libyen etwas unterzeichnet worden ist. Natürlich hat die britische Regierung das Recht, Verträge zu schließen oder Übereinkünfte zu treffen. Aber in diesem Fall hätte sie uns informieren, ja einbeziehen müssen. Denn die Auslieferung oder Abschiebung eines in Schottland einsitzenden Gefangenen fällt in den Zuständigkeitsbereich des schottischen Justizministers"."
Dem Libyer die Ausreise zu ermöglichen, wäre ein heikles Thema in Schottland. Denn unter den 270 Opfern des Anschlags sind auch elf Bewohner von Lockerbie, die getötet wurden, als das von einer Bombe zerrissene Flugzeug im Dezember 1998 auf das schottische Städtchen gestürzt ist. Als Attentäter sitzt Abdel Al Megrahi in einem Gefängnis in der Nähe von Glasgow, den die libysche Regierung nach langen Verhandlungen ausgeliefert hat. Er war 2001 in einem spektakulären Prozess auf holländischem Boden, aber von einem schottischen Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Bei der umstrittenen Übereinkunft geht es laut David Cairns, dem Schottland-Beauftragten der britischen Regierung um 25 Libyer in englischen Gefängnissen, nicht allein um Herrn Al Megrahi in Schottland, so sagt er, und es sei gut möglich, dass der Lockerbie-Attentäter nicht einbezogen werde. Das Londoner Außenministerium spricht von lediglich einer Absichtserklärung, innerhalb eines Jahres zu einer Übereinkunft zu kommen, die auch die Überstellung von Häftlingen betreffe.
Das sei schon ziemlich bemerkenswert, wenn die britische Regierung Libyen zusagt, zu einer solchen Vereinbarung kommen zu wollen, ohne zumindest die schottische Regionalregierung über diese Absicht zu informieren. Aber das passe doch zum Vorgehen von Tony Blair, der es bis heute versäumt habe, Alex Salmond zu seiner Wahl zu gratulieren, so der Politologe John Curtice von der Universität Glasgow. In Schottland ist sehr genau registriert worden, dass Premierminister Blair zwar den kürzlich gewählten Regierungschefs von Wales und Nordirland seine Glückwünsche ausgesprochen hat, nicht aber dem schottischen. Dass hängt damit zusammen, dass Alex Salmond der Nationalistenpartei angehört, die für eine Unabhängigkeit Schottlands eintritt. Dass er dafür bei einem Referendum eine Mehrheit findet, ist unwahrscheinlich. Was den Lockerbie-Streit jetzt aber angeht, kritisiert auch die Opposition in Schottland das Vorgehen der Londoner Regierung - selbst Tony Blairs eigene Partei.
Auch zu seiner Zeit als Regierungschef hätte er Beratungen über eine solche Übereinkunft erwartet oder gefordert, bezieht der kürzlich erst abgewählte Jack McConnell von der schottischen Labour-Partei deutlich Stellung. Ein Sprecher der Angehörigen der Lockerbie-Opfer wirft der britischen Regierung nun vor, mit dem unabgesprochenen Libyen-Memorandum die Hinterbliebenen und auch Schottland zu beleidigen. Vorwürfe, mit denen sich jetzt Gordon Brown auseinandersetzen muss. Und für den Schatzkanzler, der Tony Blair in zwei Wochen als Premierminister ablösen wird, könnte der Lockerbie-Streit ein besonders unangenehmes Thema werden. Denn er ist selbst Schotte.
""Von dem Memorandum haben wir Wind bekommen als wir hörten, dass in Libyen etwas unterzeichnet worden ist. Natürlich hat die britische Regierung das Recht, Verträge zu schließen oder Übereinkünfte zu treffen. Aber in diesem Fall hätte sie uns informieren, ja einbeziehen müssen. Denn die Auslieferung oder Abschiebung eines in Schottland einsitzenden Gefangenen fällt in den Zuständigkeitsbereich des schottischen Justizministers"."
Dem Libyer die Ausreise zu ermöglichen, wäre ein heikles Thema in Schottland. Denn unter den 270 Opfern des Anschlags sind auch elf Bewohner von Lockerbie, die getötet wurden, als das von einer Bombe zerrissene Flugzeug im Dezember 1998 auf das schottische Städtchen gestürzt ist. Als Attentäter sitzt Abdel Al Megrahi in einem Gefängnis in der Nähe von Glasgow, den die libysche Regierung nach langen Verhandlungen ausgeliefert hat. Er war 2001 in einem spektakulären Prozess auf holländischem Boden, aber von einem schottischen Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Bei der umstrittenen Übereinkunft geht es laut David Cairns, dem Schottland-Beauftragten der britischen Regierung um 25 Libyer in englischen Gefängnissen, nicht allein um Herrn Al Megrahi in Schottland, so sagt er, und es sei gut möglich, dass der Lockerbie-Attentäter nicht einbezogen werde. Das Londoner Außenministerium spricht von lediglich einer Absichtserklärung, innerhalb eines Jahres zu einer Übereinkunft zu kommen, die auch die Überstellung von Häftlingen betreffe.
Das sei schon ziemlich bemerkenswert, wenn die britische Regierung Libyen zusagt, zu einer solchen Vereinbarung kommen zu wollen, ohne zumindest die schottische Regionalregierung über diese Absicht zu informieren. Aber das passe doch zum Vorgehen von Tony Blair, der es bis heute versäumt habe, Alex Salmond zu seiner Wahl zu gratulieren, so der Politologe John Curtice von der Universität Glasgow. In Schottland ist sehr genau registriert worden, dass Premierminister Blair zwar den kürzlich gewählten Regierungschefs von Wales und Nordirland seine Glückwünsche ausgesprochen hat, nicht aber dem schottischen. Dass hängt damit zusammen, dass Alex Salmond der Nationalistenpartei angehört, die für eine Unabhängigkeit Schottlands eintritt. Dass er dafür bei einem Referendum eine Mehrheit findet, ist unwahrscheinlich. Was den Lockerbie-Streit jetzt aber angeht, kritisiert auch die Opposition in Schottland das Vorgehen der Londoner Regierung - selbst Tony Blairs eigene Partei.
Auch zu seiner Zeit als Regierungschef hätte er Beratungen über eine solche Übereinkunft erwartet oder gefordert, bezieht der kürzlich erst abgewählte Jack McConnell von der schottischen Labour-Partei deutlich Stellung. Ein Sprecher der Angehörigen der Lockerbie-Opfer wirft der britischen Regierung nun vor, mit dem unabgesprochenen Libyen-Memorandum die Hinterbliebenen und auch Schottland zu beleidigen. Vorwürfe, mit denen sich jetzt Gordon Brown auseinandersetzen muss. Und für den Schatzkanzler, der Tony Blair in zwei Wochen als Premierminister ablösen wird, könnte der Lockerbie-Streit ein besonders unangenehmes Thema werden. Denn er ist selbst Schotte.