Alex Salmond, der Vorsitzende der sozialdemokratischen, schottischen Nationalistenpartei SNP, führt seit sieben Monaten die schottische Regierung mit einer absoluten Mehrheit im Parlament. Er hat versprochen, in rund drei Jahren eine Volksbefragung zur schottischen Unabhängigkeit durchzuführen, die er selbst befürwortet. Das ist der Kontext seines jüngsten Schachzuges: Salmond kritisiert den konservativen britischen Premierminister, David Cameron, weil er das Vereinigte Königreich in der EU isoliert habe, ohne seine Kollegen in Edinburg, Cardiff oder Belfast zu fragen. Ob Cameron denn die Risiken für ausländische Investitionen abgeschätzt habe, will Salmond wissen. Das klingt so selbstbewusst wie am Parteitag vor ein paar Wochen:
"The days of Westminster politicians telling Scotland what to do or what to think are over. The Scottish people will set the agenda for the future."
Der Nationalismus der SNP ist indessen von einer verbissenen Kirchturmpolitik weit entfernt. Zur geplanten Unabhängigkeit gehörte schon immer ein eigener Stuhl am Brüsseler Tisch. Die europäische Integration kann in Schottland – ebenso wenig wie in Wales – kaum als rotes Tuch benutzt werden, was vielleicht erklärt, warum die britischen Konservativen nördlich des Hadrianwalles nur einen einzigen von 59 Unterhausabgeordneten stellen. Als kleine Nation empfinden die Schotten den europäischen Überbau nicht als Fessel, sondern als Befreiung. In besseren Zeiten galt die Republik Irland als Vorbild. Damals, im Frühling 2008, um genau zu sein, erläuterte Salmod im persönlichen Gespräch, weshalb Schottland den Euro übernehmen wolle.
Schottland habe ein überwältigendes Interesse am Euro, wenn die wirtschaftlichen Begleitumstände es erlaubten. Der Euro habe seine Sporen als Handelswährung verdient.
Natürlich würde selbst Salmond das heute anders formulieren, aber der damalige Wunsch bildet noch immer das Fehlen einer instinktiven Euroskepsis ab. Die meisten Schotten teilen das. Salmond appelliert dafür an andere Ressentiments: Er karikiert die britische Regierung – nicht ganz grundlos – als engstirnige Sachwalterin englischer Vorurteile. Und da die Schotten den Engländern nicht immer wohlgesonnen sind, übt die Kritik aus Edinburg eine einigende Wirkung im Innern aus. Aber erhöht das denn den Wunsch nach Unabhängigkeit? Sind die Schotten nicht ganz zufrieden unter Salmonds Herrschaft?
Je erfolgreicher die SNP sei, desto mehr Vollmachten wollten die Leute für das schottische Parlament. In diesem Sinne hat der schlaue Salmond schon vorgesorgt. Er will dem Volk nicht bloß die Unabhängigkeitsfrage stellen. Es wird auch einen dritten Weg geben: die vollständige Steuerhoheit innerhalb des Vereinigten Königreichs.
So wird Salmond in jedem Fall gewinnen. Und wenn die britische Regierung so weitermacht wie bisher, reicht es womöglich gar für die Unabhängigkeit. Das ganze Projekt indessen ist untrennbar mit der Person Salmonds verknüpft, der dieser Tage in Edinburg keine ernst zu nehmenden Gegner fürchten muss. Deshalb sangen Kabarettisten frech über den Regierungschef: Natürlich hassen wir die Engländer, aber an Dir haben wir immer noch unsere Zweifel:
"Yes, we hate the English but we're not too sure 'bout you."
"The days of Westminster politicians telling Scotland what to do or what to think are over. The Scottish people will set the agenda for the future."
Der Nationalismus der SNP ist indessen von einer verbissenen Kirchturmpolitik weit entfernt. Zur geplanten Unabhängigkeit gehörte schon immer ein eigener Stuhl am Brüsseler Tisch. Die europäische Integration kann in Schottland – ebenso wenig wie in Wales – kaum als rotes Tuch benutzt werden, was vielleicht erklärt, warum die britischen Konservativen nördlich des Hadrianwalles nur einen einzigen von 59 Unterhausabgeordneten stellen. Als kleine Nation empfinden die Schotten den europäischen Überbau nicht als Fessel, sondern als Befreiung. In besseren Zeiten galt die Republik Irland als Vorbild. Damals, im Frühling 2008, um genau zu sein, erläuterte Salmod im persönlichen Gespräch, weshalb Schottland den Euro übernehmen wolle.
Schottland habe ein überwältigendes Interesse am Euro, wenn die wirtschaftlichen Begleitumstände es erlaubten. Der Euro habe seine Sporen als Handelswährung verdient.
Natürlich würde selbst Salmond das heute anders formulieren, aber der damalige Wunsch bildet noch immer das Fehlen einer instinktiven Euroskepsis ab. Die meisten Schotten teilen das. Salmond appelliert dafür an andere Ressentiments: Er karikiert die britische Regierung – nicht ganz grundlos – als engstirnige Sachwalterin englischer Vorurteile. Und da die Schotten den Engländern nicht immer wohlgesonnen sind, übt die Kritik aus Edinburg eine einigende Wirkung im Innern aus. Aber erhöht das denn den Wunsch nach Unabhängigkeit? Sind die Schotten nicht ganz zufrieden unter Salmonds Herrschaft?
Je erfolgreicher die SNP sei, desto mehr Vollmachten wollten die Leute für das schottische Parlament. In diesem Sinne hat der schlaue Salmond schon vorgesorgt. Er will dem Volk nicht bloß die Unabhängigkeitsfrage stellen. Es wird auch einen dritten Weg geben: die vollständige Steuerhoheit innerhalb des Vereinigten Königreichs.
So wird Salmond in jedem Fall gewinnen. Und wenn die britische Regierung so weitermacht wie bisher, reicht es womöglich gar für die Unabhängigkeit. Das ganze Projekt indessen ist untrennbar mit der Person Salmonds verknüpft, der dieser Tage in Edinburg keine ernst zu nehmenden Gegner fürchten muss. Deshalb sangen Kabarettisten frech über den Regierungschef: Natürlich hassen wir die Engländer, aber an Dir haben wir immer noch unsere Zweifel:
"Yes, we hate the English but we're not too sure 'bout you."