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Schrauberparadies am Rhein

Technik. - Gesägt, geschraubt und gehämmert wird natürlich immer noch auf der internationalen Heimwerkermesse, der "Practical World", die zur Zeit in Köln stattfindet. Doch auch für Hobbybastler, notorische Selbermacher und Baumarktstammkunden, gibt es immer mehr Produkte, die entweder pure High-Tech sind oder eine Menge davon in sich tragen.

    Von Kay Müllges

    Schon in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war es eine große Vision von Techno-Freaks: der vollautomatische Haushalt. Trotz großer Fortschritte auf diesem Gebiet gibt es den allerdings immer noch nicht, allerdings hält High-Tech immer weiter Einzug in die gute Stube. Roboter beispielsweise die selbständig den Teppich saugen werden seit einigen Jahren in immer neuen Prototypen präsentiert. Auf der diesjährigen "Practical World" stellt die Firma Kärcher nun den ersten voll funktionsfähigen Reinigungsroboter für den Privathaushalt vor. Das nahezu kreisrunde Gerät von der Größe eines Apfelkuchens bewegt sich nach einem ausgeklügelten Zufallsprinzip durch den Raum und deckt nach und nach fast 100 Prozent der zu saugenden Fläche ab. Wie er das macht erklärt Ranga Jele:

    Der Roboter verfügt über mehrere Intelligenzsysteme. Er verfügt zum einen über eine sogenannte Absturzsensorik, das heißt er erkennt Treppen und Absätze und vermeidet, dass er diese herunterstürzt. Zum zweiten hat er ein Schmutzerkennungssystem, das heißt er erkennt stärker verschmutzte Flächen in unterschiedlicher Abstufung und richtet danach die Reinigungsintensität in diesen Bereichen aus.

    Der Roboter erkenne selbst Feinstäube besser als das menschliche Auge und mache daher auch gründlicher sauber versichert die Firma. Weil er so klein ist kommt er auch unter Betten und kann zwischen Stuhl und Tischbeinen manövrieren. Sechs Jahre Entwicklungszeit haben allerdings auch ihren Preis – 1699 Euro soll das elektronische Heinzelmännchen kosten. Wesentlich billiger kommt davon, wer Styroporplatten sauber zuschneiden möchte. Das ist bekanntlich mit einem herkömmlichen Messer praktisch unmöglich. Die Folgen kennt August Miedel von der Firma Bleispitz in Oberhaching

    Wenn man den Schnitt nicht exakt gemacht hat, hat man das immer ausgefugt mit Plastik, mit flüssigem Plastik. Und nach drei, vier Jahren gab es dann immer Sparflecken heißt das im Fachausdruck. Und die Sparflecken ist auf deutsch praktisch Schimmel. Und wenn der Schimmel einmal im Mauerwerk ist, ist der Teufel los.

    Die Lösung für dieses Problem – Schneiden mit dem Heißdrahtverfahren. In seinen Händen hält August Miedel ein sägeartiges Objekt und erklärt, was das ist:

    Heißdrahtverfahren heißt, dass ich den Draht erwärme und zwar auf ca. 90 bis 95 Grad. Das ist ein spezieller Draht. Der Ausdehnungskoeffizient dieses Drahtes ist genau festgelegt. Das ist genau ausgewogen. Und wenn ich praktisch auf den Schalter drücke, lade ich den Draht und mach ihn heiß und kann ihn schneiden. In Sekundenschnelle schneid ich so eine Platte durch.

    Rund 200 Euro kostet dieser Dämm- und Isolierplatten-Cutter und ist so auch für den ambitionierten Heimwerker erschwinglich. Das gilt erst recht für eine auf der Messe präsentierte Idee, die so einfach ist, dass man sich wirklich fragt, warum vorher noch niemand auf die Idee gekommen ist. Der Dust-Bubble ist eine Plastikfolie, die man auf ein zu bohrendes Loch klebt. Dann setzt man den Bohrer an, bohrt sein Loch und währenddessen fällt der Staub in den sich aufblasenden Ballon. Anschließend muss man diesen Bubble nur noch ablösen und in den Papierkorb werfen, spart sich also jedes saugen oder kehren. Wirklich simpel und doch hat die Entwicklung des Produktes rund drei Jahre gedauert. Warum, erklärt Nick Noble von der Firma Dust Bubble Ltd.:

    Es war unglaublich schwer zu machen. Wir haben vier verschiedene Kleber, drei verschiedene Membranen, zwei unterschiedliche Kunststoffe und das Ganze wird auf zwei verschiedene Weisen produziert. Wir haben überall auf der Welt Produktionspartner gesucht, aber keinen gefunden. Am Ende mussten wir sogar die Maschine für die Ballonherstellung selber machen.

    Doch jetzt gibt es den kleinen Staubfänger. Bislang allerdings nur im United Kingdom, zum Preis von 1, 99 Pfund.